Die Kinder aus Bullerbü
hatte große
dunkelblaue Augen, ihr Gesicht war zart und rosig, und der
Mund, ja, man kann nicht beschreiben, was für einen
kleinen, süßen Mund sie hatte! Und sie trug ein feines, langes
weißes Taufkleid.
Lasse sah genauso verblüfft aus wie damals, als er sie das erste Mal gesehen hatte,
»Habt ihr eine neue bekommen?«, flüsterte er Ole zu.
»Eine neue - was meinst du damit?«, fragte Ole erstaunt.
»Ein neues Kind!«, sagte Lasse.
»Nun behaupte nur nicht, du hättest vergessen, dass ich eine
Schwester bekommen habe«, sagte Ole, der nicht begriff, dass
Lasse glaubte, es sei ein anderes Kind. Da sagte Lasse nichts
mehr. Der Pfarrer taufte Oles Schwester auf den Namen
Kerstin.
Oh, wie habe ich Kerstin gern! Sie ist das süßeste Kind, das es
gibt. Inga und Britta und ich laufen fast jeden Tag zum Südhof
hinüber und sehen zu, wenn Tante Lisa sie trockenlegt. Wie sie
dann mit Armen und Beinen strampelt – natürlich nicht Tante
Lisa, sondern Kerstin. Es sieht niedlich aus. Manchmal versucht
Ole nachzumachen, wie sie strampelt, aber da sieht es dann kein
bisschen niedlich aus. Am meisten strampelt sie, wenn sie in der
großen Wanne badet. Sie badet so gern. Manchmal, wenn sie in
ihrem Bett liegt, spricht sie beinahe. Es hört sich an wie »Ruij, ruij«. Ole glaubt, sie kann bald alles sprechen. Aber Tante Lisa
sagt, es wird noch recht lange dauern. Wenn Ole an ihr Bett
kommt und Kerstin ansieht, beginnt sie zu lächeln, ganz so,
als freue sie sich, ihn zu sehen. Zähne hat sie nicht, aber es
sieht trotzdem süß aus, wenn sie lacht.
Oles Augen strahlen richtig, wenn er sie anschaut.
Swipp ist etwas eifersüchtig auf Kerstin. Er möchte natürlich,
dass Ole nur ihn gern hat. Aber Ole streichelt Swipp sehr,
sehr oft und sagt, er sei der beste, netteste Hund, und dann
ist Swipp nicht mehr eifersüchtig.
Einmal durften Inga und ich Kerstin baden. Tante Lisa hatte
sehr viel zu tun, sie war beim Backen. Ole war nicht zu
Hause - zum Glück. Sonst hätte er sie sicher baden wollen. Es
machte riesigen Spaß! Und es kam so: Kerstin lag in ihrem
Bett und schrie in den höchsten Tönen, gerade als Tante Lisa
damit beschäftigt war, Brot zu backen. Sie war nass und
hungrig und wütend - Kerstin natürlich, nicht Tante Lisa. Und
da sagte Tante Lisa:
»Glaubt ihr, dass ihr sie baden könnt?«
»Und ob!«, schrien wir beide und freuten uns mächtig.
Inga holte die Wanne hervor und ließ Wasser hineinlaufen.
Aber dann kam erst noch Tante Lisa und fühlte mit dem
Ellenbogen, ob das Wasser auch die richtige Wärme hatte. Ich
hob Kerstin aus dem Bett. Denkt nur, sie hörte sofort auf zu
schreien und fing stattdessen an zu lachen. Und als ich sie
auf dem Arm hatte, biss sie mich in die Backe. Es tat nicht
weh, es war sogar nett. Sie hat ja keine Zähne. Ich wurde
ganz nass im Gesicht, aber das machte nichts.
Ich weiß, wie man kleine Kinder halten muss. Man muss sie
so halten, dass ihr Rücken gestützt wird. Das hat Tante Lisa
mir beigebracht. Ich weiß auch, wie man sie halten soll, wenn
man sie badet, damit auf keinen Fall ihr Kopf unter Wasser
kommt. Ich hielt Kerstin und Inga wusch sie mit dem
Waschlappen. Und Kerstin strampelte mit Armen und Beinen
und sagte: »Ruij, ruij.« Und dann versuchte sie, am
Waschlappen zu saugen, aber das gelang ihr nicht!
»Sie ist so süß, man könnte sie direkt aufessen«, sagte Inga.
Inga hatte die Badedecke auf dem Tisch ausgebreitet und
darüber das Handtuch, um Kerstin darin abzutrocknen. Dort
legte ich Kerstin vorsichtig hin, als sie fertig gebadet war. Wir wickelten das Handtuch um sie und trockneten sie ab. Wir
halfen einander dabei, Inga und ich. Dann puderten wir sie am
ganzen Körper. Plötzlich steckte Kerstin einen großen Zeh in
den Mund und fing an, daran zu lutschen. Nein, wie sah das
geschickt aus! Niemand auf der Welt kann so süße große
Zehen haben wie Kerstin. Wir mussten ihr den großen Zeh
wegnehmen, als wir ihr das Hemdchen und das Jäckchen
anziehen wollten. Dann half uns Tante Lisa, die Windeln
umzulegen, denn das ist ein bisschen schwerer. Aber das
Höschen, das zogen wir ihr wieder an. Als sie fertig war, gab
Tante Lisa ihr zu essen.
Hinterher durften Inga und ich hinausgehen und Kerstin im
Wagen fahren. Wir spielten, Inga sei der Vater und ich die
Mutter und Kerstin unser Kind. Es dauerte nicht lange, und
Kerstin schlief ein. Wir schoben sie trotzdem weiter in ihrem
Wagen, und das machte
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