Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
uns viel Spaß. Wie wir so auf und ab
    gingen, kam Ole nach Hause.

    Er stürzte sich sofort auf uns und nahm uns den Wagen weg.
    Er glaubte wohl, wir wollten seine Kerstin rauben! Aber als
    er den Wagen eine Weile geschoben hatte, durften wir auch
    mit anfassen und beim Schieben helfen. Wir erzählten Ole,
    seine Schwester hätte am großen Zeh gelutscht. Und da
    lachte Ole zufrieden und sagte:
    »Ja, es ist ganz unglaublich, wie viele Kunststücke die
    Kleine schon kann. Vielleicht geht sie zum Zirkus, wenn sie
    groß ist.«
    Darauf schob er noch eine Zeit, und dann sagte er: »Hm! Sie
    hat also am großen Zeh gelutscht? Ja, ja, das macht sie fast
    jeden Tag. Aber ich bin doch ganz froh, dass ihr es nun auch
    einmal gesehen habt.«
    In diesem Augenblick wachte Kerstin auf und sah Ole an.
    Und da kitzelte er sie unterm Kinn und sagte:
    »Soso, Kleinchen! Du hast dagelegen und an deinem großen
    Zeh gelutscht?«
    Und dann lachte er wieder und sah noch zufriedener aus.
    Genau, als ob es das Größte wäre, was man hier auf Erden
    tun kann – am großen Zeh lutschen.

    Ich bekomme ein Lamm
    m lustigsten ist es vielleicht im Frühling. Inga und
    A ich versuchen immer herauszufinden, wann es am
    lustigsten ist. Inga findet, es ist im Sommer am lustigsten, und
    ich finde, es ist im Frühling am lustigsten. Und dann natürlich
    zu Weihnachten – das findet Inga auch.
    Nun will ich etwas erzählen, was im Frühling geschah. Wir
    haben eine ganze Menge Schafe hier in Bullerbü, und die
    bekommen jedes Jahr Lämmer. Lämmer sind das Niedlichste,
    was es gibt. Sie sind niedlicher als Kätzchen und junge
    Hunde und Ferkel. Ich finde, sie sind beinahe noch niedlicher
    als Kerstin – aber das wage ich nicht zu sagen, wenn Ole in
    der Nähe ist.
    Während der Zeit, in der die Schafe ihre Lämmer
    bekommen, laufen wir jeden Morgen zum Schafstall, um zu
    sehen, wie viele Lämmchen in der Nacht hinzugekommen
    sind. Wenn man die Tür zum Schafstall öffnet, blöken alle
    Schafe, so sehr sie können. Die Lämmer blöken zart und fein
    und nicht so dumpf wie die Mutterschafe und die Schafböcke.
    Fast jedes Mutterschaf bekommt zwei Lämmer.
    An einem Sonntagmorgen, als ich in den Schafstall
    hinunterkam, sah ich ein Lamm tot im Stroh liegen. Ich lief
    sofort zu Papa und erzählte es ihm. Und er kam gleich mit
    und sah nach, warum das Lamm tot war. Es war gestorben,
    weil das Mutterschaf keine Milch im Euter gehabt hatte.
    Das arme, arme Lamm! Es hatte sterben müssen, weil es

    nichts zu essen bekommen hatte. Ich setzte mich auf die
    Schwelle zum Schafstall und weinte. Bald kam auch Inga und
    erfuhr alles und da weinte sie auch.
    »Ich will nicht, dass Lämmer sterben müssen!«, sagte ich zu
    Papa.
    »Das will doch niemand«, sagte Papa. »Aber hier ist noch eins,
    das wohl sterben muss.«
    Er zeigte auf ein kleines Lamm, das er im Arm hielt und das
    ganz elend aussah. Es war der Bruder des toten Lamms. Es
    konnte natürlich auch keine Milch von seiner Mutter
    bekommen. Und Milch ist das Einzige, was neugeborene
    Lämmchen essen können. Deshalb sagte Papa, dass wir das
    Brüderchen des toten Lamms schlachten müssten, damit es
    nicht verhungern musste. Als wir das

    hörten, weinten Inga und ich noch mehr. Wir weinten
    ganz schrecklich.
    »Ich will nicht, dass Lämmer sterben müssen!«, schrie ich und warf mich auf die Erde.
    Da hob Papa mich auf und sagte: »Nicht weinen, Lisa!« Und
    dann sagte er: »Du könntest ja versuchen, das kleine Lamm
    mit der Flasche aufzuziehen. Genau wie ein Wickelkind.«
    Oh, wie wurde ich froh - ich glaube nicht, dass ich jemals so
    froh gewesen bin. Ich hatte gar nicht gewusst, dass man Lämmer
    füttern kann wie Wickelkinder. Papa sagte, ich solle nicht
    allzu sicher sein, dass es mir gelingen würde. Er glaubte,
    das Lamm würde trotzdem sterben, aber wir könnten es ja
    einmal versuchen.
    Inga und ich liefen zu Tante Lisa. Sie gab uns eine Flasche
    mit einem Sauger. Daraus hatte Kerstin ihre Milch bekommen,
    als sie noch ganz klein gewesen war. Dann liefen wir wieder
    zu Papa.
    »Papa, könnten wir dem armen Lämmchen nicht etwas Sahne
    zu trinken geben?«, fragte ich.
    Aber da sagte Papa, wenn ich dem Lamm Sahne gäbe, würde
    es krank werden. Sein Magen könnte nur Milch vertragen,
    die mit Wasser verdünnt sei. Papa half mir, die Milch zu
    verdünnen, und wir wärmten die Flasche in heißem Wasser.
    Dann steckte ich dem Lamm den Sauger ins Mäulchen. Und,
    stellt euch vor, es begann sofort zu

Weitere Kostenlose Bücher