Die Kinder aus Bullerbü
Denn damals,
als Papa losfuhr und Mama heiratete, da zog Svea die
Kutsche. Papa hat gar keine Angst uns mit Svea fahren zu
lassen. Er meint, Svea sei schlauer als alle Kinder von Bullerbü
zusammen. Zwei Sack Roggen und dann wir - das gab eine
ordentliche Fuhre. Svea drehte den Kopf nach hinten und sah
etwas missmutig aus. Aber Lasse zog an den Zügeln und
sagte:
»Na, na, Svea, jetzt stell dich nicht an!«
Und dann ging es los, über den Waldweg. Er ist ja sehr holprig
und wir stießen die ganze Zeit aneinander, wenn unser Wagen
über die Steine hüpfte und durch die Löcher fuhr, aber darüber
lachten wir nur.
Lange bevor man die Mühle sehen kann, hört man schon den
Weidenbach rauschen, wenn man durch den Wald gefahren
kommt. Es ist ein geheimnisvoller Ort, diese Mühle. Es ist
so schön dort. Und außerdem ein wenig unheimlich. Wenn
man vor dem Mühlrad steht und etwas sagen will, muss man
fast schreien, wenn es jemand verstehen soll.
Johann freute sich, als wir kamen. Wir gingen mit ihm in die
Mühle hinein. Er lächelte die ganze Zeit und sah pfiffig aus. Als wir unsere Säcke abgeliefert und alles angesehen hatten, setzten
wir uns draußen vor der Mühle ins Gras und Johann begann
zu reden. Sicher hatte er tagelang keine Gelegenheit gehabt
zu sprechen, denn er redete mehr als je zuvor.
Johann sagt, dass ein Zwerg in der Mühle wohnt. Johann hat
ihn schon oft gesehen. Der Zwerg ist meistens freundlich, aber
manchmal heckt er Streiche aus. Dann packt er den Mühlstein
und hält ihn fest, sodass er sich nicht drehen kann. Oder er
greift sich einen Mehlsack und schüttet ihn einfach auf dem
Boden aus.
Einmal, als Johann sehr früh am Morgen in die Mühle kam,
kriegte er eine Ohrfeige von dem Zwerg. Johann sah nur, wie es
aufblitzte, als er zur Tür hereinkam. Der Zwerg war im Nu
verschwunden. Aber meistens ist der Zwerg freundlich.
Dann fegt er die Mühle aus und räumt auf.
Ja, die Mühle ist wirklich ein geheimnisvoller Ort. Hinter
Johanns
Hütte liegt eine kleine Lichtung. Dort tanzen immer die
Elfen, sagt Johann. Er steht dann hinter seiner Gardine in der
Stube und beobachtet sie. Wenn die Elfen ihn bemerken,
verschwinden sie augenblicklich.
Johann hat auch schon den Waldgeist gesehen. Der stand
hinter einer Kiefer. Er ließ nur seine große Nase sehen, aber er
lachte so laut, dass der Wald dröhnte. Ich finde, Johann hat
Glück, dass er all so etwas sehen kann.
Wir hatten das schon oft gehört, aber Johann erzählte es uns
noch einmal, als wir dort im Gras saßen.
»Aber wisst ihr, wen ich heute Nacht gesehen habe?«, sagte
Johann.
Er flüsterte es beinahe.
Nein, das konnten wir nicht wissen. Und da erzählte Johann
uns, er hätte den Wassergeist gesehen. Inga umklammerte
meine Hand und ich umklammerte Ingas Hand.
»Wo hast du den Wassergeist gesehen?«, fragte Lasse.
Und Johann erzählte, wie der Wassergeist auf einem Stein
ganz dicht unter dem Mühlenwehr gesessen und auf seiner
Geige so schön gespielt habe, dass er, Johann, einfach
weinen musste. Johann zeigte uns den Stein, auf dem der
Wassergeist gesessen hatte.
Aber leider saß er jetzt nicht dort.
»Er zeigt sich nur nachts«, sagte Johann.
»Kommt er jede Nacht?«, fragte Bosse.
»Ja, so um diese Zeit im Frühling, da ist er ganz verrückt
danach, nachts auf seiner Geige zu spielen«, sagte Johann.
Svea wollte endlich nach Hause, man merkte es ihr deutlich
an. Deshalb sagten wir Johann auf Wiedersehen. Inga und ich
rannten schnell noch einmal zum Stein, auf dem der
Wassergeist gesessen hatte.
Von der Mühle führt ein kleiner Weg zu den Höfen auf der
anderen Seite des Waldes. Lasse hatte den Einfall, dorthin
zu fahren und die Höfe anzusehen. Deshalb schnalzte er Svea
zu und versuchte, sie auf diesen Weg zu bekommen.
Aber das war ganz und gar unmöglich! Svea stand
unbeweglich und rührte sich nicht vom Fleck. Sie drehte nur
den Kopf und guckte Lasse an, als wollte sie sich
vergewissern, ob er eigentlich noch bei Verstand sei. Es blieb
ihm also nichts anderes übrig, als nach Bullerbü
zurückzufahren. Oh, wie schnell Svea heimwärts trabte!
Plötzlich sagte Lasse: »Ich werde heute Nacht zur Mühle
gehen und mir den Wassergeist ansehen. Will jemand von
euch mit?«
Zuerst glaubten wir, er mache nur Spaß, aber das tat er nicht.
Und da sagten Bosse und Ole, dass sie sich auch den
Wassergeist ansehen wollten.
»Gut«, sagte Lasse. »Ob die Mädchen mitkommen oder
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