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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Denn damals,
    als Papa losfuhr und Mama heiratete, da zog Svea die
    Kutsche. Papa hat gar keine Angst uns mit Svea fahren zu
    lassen. Er meint, Svea sei schlauer als alle Kinder von Bullerbü
    zusammen. Zwei Sack Roggen und dann wir - das gab eine
    ordentliche Fuhre. Svea drehte den Kopf nach hinten und sah
    etwas missmutig aus. Aber Lasse zog an den Zügeln und
    sagte:
    »Na, na, Svea, jetzt stell dich nicht an!«
    Und dann ging es los, über den Waldweg. Er ist ja sehr holprig
    und wir stießen die ganze Zeit aneinander, wenn unser Wagen
    über die Steine hüpfte und durch die Löcher fuhr, aber darüber
    lachten wir nur.
    Lange bevor man die Mühle sehen kann, hört man schon den
    Weidenbach rauschen, wenn man durch den Wald gefahren
    kommt. Es ist ein geheimnisvoller Ort, diese Mühle. Es ist
    so schön dort. Und außerdem ein wenig unheimlich. Wenn
    man vor dem Mühlrad steht und etwas sagen will, muss man
    fast schreien, wenn es jemand verstehen soll.
    Johann freute sich, als wir kamen. Wir gingen mit ihm in die
    Mühle hinein. Er lächelte die ganze Zeit und sah pfiffig aus. Als wir unsere Säcke abgeliefert und alles angesehen hatten, setzten
    wir uns draußen vor der Mühle ins Gras und Johann begann
    zu reden. Sicher hatte er tagelang keine Gelegenheit gehabt
    zu sprechen, denn er redete mehr als je zuvor.
    Johann sagt, dass ein Zwerg in der Mühle wohnt. Johann hat
    ihn schon oft gesehen. Der Zwerg ist meistens freundlich, aber
    manchmal heckt er Streiche aus. Dann packt er den Mühlstein
    und hält ihn fest, sodass er sich nicht drehen kann. Oder er
    greift sich einen Mehlsack und schüttet ihn einfach auf dem
    Boden aus.
    Einmal, als Johann sehr früh am Morgen in die Mühle kam,
    kriegte er eine Ohrfeige von dem Zwerg. Johann sah nur, wie es
    aufblitzte, als er zur Tür hereinkam. Der Zwerg war im Nu
    verschwunden. Aber meistens ist der Zwerg freundlich.
    Dann fegt er die Mühle aus und räumt auf.
    Ja, die Mühle ist wirklich ein geheimnisvoller Ort. Hinter
    Johanns
    Hütte liegt eine kleine Lichtung. Dort tanzen immer die
    Elfen, sagt Johann. Er steht dann hinter seiner Gardine in der
    Stube und beobachtet sie. Wenn die Elfen ihn bemerken,
    verschwinden sie augenblicklich.
    Johann hat auch schon den Waldgeist gesehen. Der stand
    hinter einer Kiefer. Er ließ nur seine große Nase sehen, aber er
    lachte so laut, dass der Wald dröhnte. Ich finde, Johann hat
    Glück, dass er all so etwas sehen kann.
    Wir hatten das schon oft gehört, aber Johann erzählte es uns
    noch einmal, als wir dort im Gras saßen.
    »Aber wisst ihr, wen ich heute Nacht gesehen habe?«, sagte
    Johann.
    Er flüsterte es beinahe.
    Nein, das konnten wir nicht wissen. Und da erzählte Johann
    uns, er hätte den Wassergeist gesehen. Inga umklammerte
    meine Hand und ich umklammerte Ingas Hand.
    »Wo hast du den Wassergeist gesehen?«, fragte Lasse.
    Und Johann erzählte, wie der Wassergeist auf einem Stein
    ganz dicht unter dem Mühlenwehr gesessen und auf seiner
    Geige so schön gespielt habe, dass er, Johann, einfach
    weinen musste. Johann zeigte uns den Stein, auf dem der
    Wassergeist gesessen hatte.
    Aber leider saß er jetzt nicht dort.
    »Er zeigt sich nur nachts«, sagte Johann.
    »Kommt er jede Nacht?«, fragte Bosse.
    »Ja, so um diese Zeit im Frühling, da ist er ganz verrückt
    danach, nachts auf seiner Geige zu spielen«, sagte Johann.
    Svea wollte endlich nach Hause, man merkte es ihr deutlich
    an. Deshalb sagten wir Johann auf Wiedersehen. Inga und ich
    rannten schnell noch einmal zum Stein, auf dem der
    Wassergeist gesessen hatte.
    Von der Mühle führt ein kleiner Weg zu den Höfen auf der
    anderen Seite des Waldes. Lasse hatte den Einfall, dorthin
    zu fahren und die Höfe anzusehen. Deshalb schnalzte er Svea
    zu und versuchte, sie auf diesen Weg zu bekommen.
    Aber das war ganz und gar unmöglich! Svea stand
    unbeweglich und rührte sich nicht vom Fleck. Sie drehte nur
    den Kopf und guckte Lasse an, als wollte sie sich
    vergewissern, ob er eigentlich noch bei Verstand sei. Es blieb
    ihm also nichts anderes übrig, als nach Bullerbü
    zurückzufahren. Oh, wie schnell Svea heimwärts trabte!
    Plötzlich sagte Lasse: »Ich werde heute Nacht zur Mühle
    gehen und mir den Wassergeist ansehen. Will jemand von
    euch mit?«
    Zuerst glaubten wir, er mache nur Spaß, aber das tat er nicht.
    Und da sagten Bosse und Ole, dass sie sich auch den
    Wassergeist ansehen wollten.
    »Gut«, sagte Lasse. »Ob die Mädchen mitkommen oder

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