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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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saugen. Man konnte
    sehen, wie hungrig es war.
    »Jaja, nun bist du die Pflegemutter von diesem Lammkind«,
    sagte Papa. »Aber es muss von früh bis spät zu essen
    bekommen. Du darfst also nicht die Lust verlieren.«

    Inga sagte, wenn ich die Lust verlieren sollte, brauchte ich ihr
    nur Bescheid zu sagen, sie würde das Lamm sehr gern für mich
    füttern.
    Aber ich sagte:
    »Haha, du glaubst doch wohl nicht, dass man die Lust
    verliert, Lämmchen zu füttern?«
    Ich taufte das Lamm Pontus und Papa sagte, es sei nun
    mein eigenes Lamm. Es war ein Glück, dass alles geklärt
    war, bevor Lasse und Bosse an diesem Sonntagmorgen
    aufwachten, sonst hätte es bestimmt Krach gegeben wegen
    Pontus, glaube ich.
    »Dass man sich an einem Sonntag nicht einmal richtig
    ausschlafen kann, ohne dass Lisa gleich ein Lamm bekommt«,
    sagte Lasse und war ein bisschen böse, weil nicht er es
    gewesen war, der Pontus bekommen hatte.
    In der ersten Zeit waren immer alle Kinder aus Bullerbü
    dabei, wenn ich Pontus fütterte. Aber bald verloren sie alle
    die Lust.
    Es ist eigentlich merkwürdig, wie hungrig Lämmer sind. Mir
    scheint, sie sind fast immer hungrig. Jeden Morgen, bevor ich
    zur Schule ging, rannte ich zum Schafstall und gab Pontus zu
    trinken. Sobald er mich sah, kam er angelaufen und wackelte
    mit seinem kleinen Stummelschwanz und blökte ganz süß. Er
    war vollkommen weiß, aber auf der Nase hatte er einen
    kleinen schwarzen Fleck; man konnte ihn also gut von den
    anderen Lämmern unterscheiden. Agda gab ihm die Flasche,
    wenn ich in der Schule war. Aber sobald ich nach Hause kam,
    musste ich ihm eine neue Mahlzeit geben. Und spät am Abend
    musste Pontus wieder etwas haben. Einmal bat ich Inga, Pontus
    zu füttern, aber da sagte sie: »Morgen! Heute habe ich keine
    Zeit.«
    Aber ich hatte Papa ja versprochen, Pontus zu füttern und die
    Lust nicht zu verlieren – und das tat ich auch nicht. Denn ich
    hatte Pontus schrecklich gern. Am liebsten mochte ich ihn,
    weil er sich so freute, wenn er mich sah. Pontus dachte
    sicher, ich sei seine richtige Mama. Ich fragte Lasse und
    Bosse, ob sie nicht auch glaubten, dass Pontus glaube, ich sei
    seine richtige Mama, und da sagte Lasse:
    »Sicher glaubt er das. Du siehst doch genauso aus wie ein
    Schaf.« Eines schönen Tages sagte Papa zu mir, ich müsse
    Pontus beibringen, seine Milch aus einer Schüssel zu trinken. Er
    könne ja schließlich nicht aus der Flasche trinken, bis er ein
    großer Schafbock sei. Armer Pontus! Er konnte einfach nicht
    begreifen, warum ich ihm plötzlich eine Schüssel vor die Nase
    setzte. Er wusste nicht, wie er es anstellen sollte zu trinken. Er schnupperte an mir herum, suchte die Flasche und blökte
    kläglich. Bosse war dabei und sah zu.
    »Trink schon die Milch«, sagte er zu Pontus. »Sei nicht so
    dumm, du brauchst nur anfangen zu trinken.«
    Ich wurde sehr böse auf Bosse.
    »Pontus ist doch nicht dumm«, sagte ich. »Du hast keine
    Ahnung von Lämmern.«
    Aber Pontus schnupperte nur an der Milch herum und blökte
    und war traurig.
    Auf jeden Fall verstehe ich mich besser auf Lämmer als
    Bosse. Denn ich fand den Kniff! Ich steckte meine Hand in
    die Milch. Und denkt nur, da begann Pontus, an meinen
    Fingern zu saugen. Er saugte und saugte und schlürfte auf diese
    Weise die ganze Milch in sich hinein. Etwas kleckerte
    natürlich daneben.
    Einige Zeit saugte Pontus seine Milch von meinen Fingern.
    Aber eines Morgens, als er so richtig, richtig hungrig war,
    konnte er nicht abwarten, bis ich meine Hand in die Milch
    getaucht hatte. Er fing einfach an, allein zu trinken. Und es
    ging großartig. Danach brauchte er nie mehr an meinen
    Fingern zu saugen. Das war eigentlich schade, denn er war
    so lieb, wenn er dastand und saugte.
    Als es im Frühling wärmer wurde, ließ man die Schafe auf
    unsere Weide. Und die Lämmer sollten lernen, Gras zu
    fressen. Milch brauchten sie aber immer noch. Nun ging ich
    also jeden Tag mit meiner Milchschüssel zur Schafweide
    hinaus. Wenn ich an den Zaun kam, stellte ich mich nur hin
    und rief, so laut ich konnte, »Pontus«. Dann hörte man ein

    zartes Blöken weit hinten auf der Weide, und Pontus kam in
    voller Fahrt angerast und sein kleines Stummelschwänzchen
    wackelte hin und her.
    Jetzt ist Pontus so groß geworden, dass er keine Milch mehr
    trinkt. Er frisst Gras und knabbert Blätter und ist sehr brav
    und wird sicherlich noch ein großer, prächtiger Schafbock.
    Wer weiß, vielleicht bekomme ich noch

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