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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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strahlt eine innere Autorität aus, so dass man denkt, dass es auf der Welt doch irgendwie gerecht zugehen muss, weil er einer Person gleicht, die es verdient hat, reich wie ein Ölscheich zu sein und es offenbar auch geworden ist.
    Er hat nur einen Schönheitsfleck: Als er das Auto kaufte, ist seine Selbstsicherheit mit ihm durchgegangen, denn er hat sich ein Kennzeichen mit seinem eigenen Namen stanzen lassen, auf dem Schild steht Bellerad .
    Der Schiffsreeder und seine beiden Gorillas haben sich zu uns umgedreht. Das Wiedersehen lähmt sie.
    Es ist wieder eine der Situationen, wo etwas von außen Einfluss auf mich nimmt. Und ich weiß warum, weil ich Tiltes Nähe fühle und weil wir dringend wissen müssen, ob der Lieferwagen, in dem sie entführt wurde, in der Nähe ist.
    Ich trete auf Schiffsreeder Bellerad zu. Und die Leibwächter halten mich nicht auf, ich kenne das, das ist einer der Vorteile, nicht größer zu sein, man wird von der Verteidigung permanent unterschätzt, und mit einem Mal steht man vor dem Tor.
    »Die Männer im Lieferwagen«, sage ich, »sie sind hier reingefahren. Sie haben ein Portemonnaie verloren. Ich möchte es gern abgeben.«
    Ihm bleibt die Luft weg. Egal wie gut du vorbereitet bist, wenn du richtig überrascht wirst, bricht die Wirklichkeit zusammen. Bevor er sich wieder gesammelt hat, bin ich seinem Blick gefolgt. Er hat zum Tor des nächsten Speichers hinübergeschaut.
    Ich reiche ihm den Rosenstrauß. Er nimmt ihn mechanisch an.
    »Von König Abdiz und der Großen Synode«, sage ich. »Vorschuss auf die Medaille. Mit herzlichen Grüßen. Aber passen Sie auf die Dornen auf!«
    Er schaut uns an, Hans, Jakob und mich. Er sieht zu dem Jaguar hinüber. Er versucht, das Kräfteverhältnis einzuschätzen. Dann setzt er sich in den Maserati, die beiden Glatzen folgen ihm, der Wagen fährt weg.
     
    Am Tor des Lagergebäudes ist keine Klingel, nur ein Schild, auf dem Bellerad Shipping steht. Ich lege das Ohr andie Tür. Ich höre so etwas wie ein Schluchzen. Ich klopfe an. Das Geräusch hört auf. Die Tür wird zwei Zentimeter geöffnet.
    »Ich bin der Fahrradkurier«, sage ich.
    Die Tür wird noch zwei Zentimeter geöffnet. Ein Mann schaut mich an, er hat Tränen in den Augen.
    »Wie ein Kurier siehst du nicht aus«, sagt er.
    »Aber ich bin einer. Und ich bringe eine schlechte Nachricht.«
    Dann tritt Hans gegen die Tür.
    Wenn Hans gegen eine Tür tritt, ist es nicht zu empfehlen, hinter ihr zu stehen. Aber das tut der Mann.
    Ich weiß nicht so ganz, ob du mein Interesse für die Finessen der Tritttechnik teilst. Falls ja, kann ich dir sagen, dass Hans’ Technik eine Form von Druck ist, so wie man sie bei den langen Pässen in die Tiefe des Raums benutzt. Dieser Pass ist lang, er drückt die Angeln aus dem Rahmen und schiebt die Tür mitsamt dem Mann rückwärts durch das Lokal.
    Hans, Jakob und ich stürzen gleich hinterher. Wir kommen in einen großen Raum, der den größten Teil des Gebäudes einnimmt, auf dem Betonboden steht der Lieferwagen, sonst ist er leer.
    »Es gibt keinen Beleg für Gewalt im Neuen Testament«, sagt Jakob Bordurio.
    Viele Verteidiger hätten sich gewünscht, Jakob hätte diesen Standpunkt schon als Spieler der ersten Mannschaft vertreten, es hätte ihnen etliche Stunden auf dem Operationstisch und Jakob einige Rote Karten und Sperren erspart. Aber ich bin zu höflich, ihn darauf aufmerksam zu machen.
    Unser Gastgeber ist wieder auf den Beinen, Hans kümmert sich um ihn.
    Ganz offensichtlich hat er geweint, sein Gesicht weist lauter Streifen von den Tränen auf, und normalerweise hätte ich mit ihm ein Gespräch über seine Malaisen in Gang zu setzen versucht, auf Finø ist es allgemein bekannt, dass Pfarrers Peter ein geduldiger Zuhörer ist, den viele zu ihrem Beichtvater auserkoren haben.
    Aber er gibt mir keine Gelegenheit, er ist mit einer Eleganz wieder auf den Beinen, die in Ifigenia Bruhns Tanzinstitut Aufmerksamkeit erregt hätte, und tritt nach Hans’ Knie.
    Es ist ein brutal gestrecktes Bein, und wenn er getroffen hätte, hätte man Gips und Beinschienen anfordern müssen.
    Aber er trifft nicht, denn Hans steht nicht mehr da, wo er vorher stand.
    Der Mann vor uns kann nicht wissen, dass mein großer Bruder nun von jenen Kräften gepackt ist, von denen ich schon berichtete und die in ihm aufsteigen, wenn er Frauen gegen Drachen verteidigen muss. Als das gestreckte Bein kommt, steht Hans nicht mehr vor dem Mann, sondern neben ihm, er legt ihm die

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