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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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Blick.
    »Ich spiele rechter Flügelstürmer, und zwar überirdisch schnell«, sage ich. »Bevor du drei Schritte machst, bin ich weg, als wenn ich mich in Luft aufgelöst hätte.«
    Die drei Erwachsenen halten inne. Ich spüre ihre Unschlüssigkeit. Und ich spüre noch etwas anderes, dass sie nämlich unter Druck stehen und dass sie vor irgendetwas Angst haben.
    »Ihr kriegt Petrus nicht«, sagt Tilte, »er geht damit an die Presse, und die Sache kommt auf die erste Seite: ›Polizei und Grenås Gemeindedirektorin holen Pfarrerskinder aus ihrem Heim ohne die notwendigen Papiere‹.«
    Bodil schlägt sich grandios. Man wird halt keine Gemeindedirektorin ohne strategische Intelligenz, wie Tilte es nennt.
    »Wir tun das für euch.«
    »Dafür sind wir dankbar«, sagt Tilte. »Aber wir brauchen ein bisschen mehr Offenheit. Warum sollten unsere Eltern nicht auf Gomera sein?«
    Bodil ist aufgestanden.
    »Sie haben das Land gar nicht verlassen.«
    »Beschattet die Polizei alle dänischen Pfarrer?«, fragt Tilte.
    »Sie hat eure Eltern beschattet«, entgegnet Bodil.

 
    Im Auto sind sie nett zu uns.
    Zwar entsteht noch eine kleine Herzinfarktrisikosituation für Bodil, als sie fragt, warum Hans so lange braucht, um sein Fahrrad anzuschließen, und Tilte antwortet, die Geschichte mit dem Rad sei eine Notlüge gewesen, wir wüssten gar nicht, wo Hans sei, und als Bodil Hans’ Handynummer wählt, natürlich vergeblich. Daraufhin ruft sie eine andere Nummer an und meldet, sie habe uns hier im Wagen, aber Hans sei getürmt, doch die Stimme am andern Ende sagt etwas, das sie beruhigt. Dann lösche ich die Fotos vom Handy, und gleich wird die Stimmung gelöster.
    Die Fahrt ist friedlich. Basker darf auf meinem Schoß sitzen bleiben, er ist ja mehr ein Mensch als ein Hund und hat keine Lust, hinter irgendwelchen Gitterdrähten zu hocken. Sie halten auch noch an einer Tankstelle und kaufen uns Sandwiches und Süßigkeiten, und bis wir ankommen, herrscht eine erträgliche Atmosphäre.
    Unser Ziel ist der Flugplatz Thune bei Roskilde. In der Sommersaison starten von hier mehrere Maschinen täglich nach Finø.
    Die meisten Menschen nehmen die Fähre von Grenå, die zunächst Anholt ansteuert und ein paar desorientierte Passagiere an Land setzt, die keine Ahnung haben, was sie erwartet hätte, wenn sie an Bord geblieben wären. Danach geht’s nach Finø weiter, und auf den letzten Meilen merktman dann doch, dass man das Kattegat verlässt und langsam den Nordatlantik erreicht, weshalb Menschen mit Hang zur Seekrankheit und gesunden Finanzen lieber das Flugzeug nehmen.
    Der Landeplatz auf Finø liegt auf einer Rodung im Wald. Er besteht aus einem Schuppen mit großen Glasfenstern und einem siebenhundertfünfzig Meter langen Asphaltstreifen, der an Tagen ohne Flugbetrieb dem Jugendklub überlassen wird, unter anderem haben wir eine Rampe für Rollschuh- und Skateboardfahrer, die weggerollt werden kann, wenn Flugzeuge landen. Das sind kleine einmotorige Cessna-Maschinen, denen die kurze Bahn ausreicht.
    Die Maschine allerdings, die auf uns wartet, ist eine Gulfstream in Tarnfarben mit zwei Motoren und zwei Piloten, üblicherweise kommt so ein Flugzeug nur dann nach Finø, wenn ein Mitglied des Königshauses die Insel besucht.
    Wir steigen aus dem Auto und schauen auf das Flugzeug. Offenbar entnimmt Bodil unserer Haltung etwas höflich Fragendes.
    »Im Bezirk Grenå«, sagt sie, »nehmen wir uns Kindern und Jugendlichen in schwieriger Lage gewissenhaft an.«
    »Ja«, sage ich. »Aber so gewissenhaft?«
    Bodils Gesicht zeigt einen Anstrich von Müdigkeit.
    Das nutzt Tilte aus, um sich ihr Telefon auszuborgen. »Ich möchte meinen großen Bruder anrufen«, sagt sie, »der Akku von meinem Handy ist leer, darf ich mir deins mal ausleihen?« – und Bodil reicht es ihr. Nur ich bekomme mit, dass Tilte die Anrufliste aufruft, einen sorgfältigen Blick daraufwirft und das Gesehene in ihrem phänomenalen Gedächtnis abspeichert. Sie tastet eine Nummer,woraufhin natürlich niemand antwortet, dann gibt sie Bodil das Telefon zurück und wir gehen an Bord.
    Der Zugang zur Startbahn führt durch einen leeren Wartesaal. An einer großen Anschlagtafel hängen Plakate, eins davon lässt mich erstarren.
    Es kündigt eine Reihe Konzerte an, die mit irgendetwas zweifellos Bedeutsamem in Verbindung stehen, das mir aber nicht so recht eingeht, weil mir das Bild über dem Text sozusagen die Kehle zuschnürt. Connys Gesicht lächelt mich an.
    Tilte legt mir

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