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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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eine Voraussetzung dafür war, dass Vater sein Amt als Pfarrer wieder antreten konnte, nach allem, was passiert war und was ich dir endlich erzählen will, ich warte nur auf die richtige Gelegenheit, wenn sich die Ereignisse, die uns hier beschäftigen, beruhigt haben.
    Neben Thorlacius-Drøbert steht seine Gattin, die wir auch noch von damals kennen, sie ist seine Sekretärin und eine seiner glühendsten Bewunderinnen, möchte ich sagen.
    Anaflabia Borderrud schlägt die Hände zusammen und begräbt die kleine Resthoffnung auf eine glänzende Schauspielzukunft.
    »Thorkild«, sagte sie, »nein wirklich, dass wir uns hier sehen, nicht zu fassen!«
    Thorlacius-Drøbert nimmt Platz. Hinter seinem Stuhl steht der Graf. Rickardt Tre Løver hat ein offenes Gesicht, jeder kann darin lesen wie in einem Kinderbuch. Daraus geht hervor, dass er Angst davor hat, was Tilte und ich ausbrüten, dass er beeindruckt ist, sich mit wirklich großen Operateuren in einem Raum zu befinden, und dass er absolut keinen Durchblick hat, worum es hier eigentlich geht.
    »Der junge Mann hier …«, sagt die Bischöfin zu Thorlacius-Drøbert.
    Sie hält inne und kramt in ihrem Gedächtnis nach meinem Namen, doch er ist von der Zeit ausradiert, die alle Wunden heilt.
    »Der junge Mann ist wegen Drogenmissbrauchs eingewiesen. Seine Schwester …«
    Sie kramt wieder, und diesmal wird sie fündig, was vielleicht daran liegt, dass es schon mehr als ein paar Jährchen braucht, um Tilte zu verdrängen.
    »… Dilde«, sagt die Bischöfin. »Seine Schwester Dilde ist gerade auf Besuch.«
    Der Graf stößt einen Laut aus, als gurgelte er mit Vademecum. Thorlacius-Drøbert wirft ihm in seiner Eigenschaft als Psychiater einen interessierten Blick zu. Tilte und ich werfen ihm einen Blick zu, der ihm bleibende körperliche Schäden androht. Das bringt ihn zum Schweigen.
    Alle denken sie, sie sprächen mit gedämpfter Stimme. Augenscheinlich meinetwegen. Als gingen sie alle davon aus, der Missbrauch habe mich taub oder zumindest schwerhörig gemacht.
    Thorlacius-Drøbert fixiert mich mit dem Nietzsche-Blick. Von vor zwei Jahren weiß ich noch, dass er auch Hypnotiseur ist und Vater und Mutter mehrmals mit Hypnotherapie behandelt wurden. Ich muss hier noch einschieben, dass die Gruppe, die sie testete, aus drei Ärzten bestand, von denen zwei sie für normal erklärten. Thorlacius nicht.
    »Ja«, sagt er. »Sein Irrsinn ist ganz deutlich. Siehst du das, Minni?«
    »Gott, Thorkild«, sagt seine Gattin, »ganz deutlich!«
    Ich finde es romantisch, wenn Ehen lange halten. ZumBeispiel liebe ich das Storchenpaar auf dem Dach des Pfarrhauses, das Jahr für Jahr dasselbe ist. Ich halte es auch für einen guten Stil, dass mein Vater und meine Mutter jetzt seit zwanzig Jahren zusammen sind, besonders wenn man sie kennt und ihr Kind ist und sich deshalb mit ihnen abfinden muss und weiß, was man sich damit alles auflädt.
    Dass es aber eine Frau auf längere Zeit neben einem Mann wie Thorkild Thorlacius-Drøbert aushält, reicht an die neutestamentlichen Wunder heran. Und sie steht ja nicht nur neben ihm, sie liegt vor ihm auf den Knien und betrachtet ihn als Halbgott und ein Geschenk an die Menschheit.
    »Persönlichkeitsstörung«, sagt Thorlacius-Drøbert. »Unvermeidlich. Bei der Sozialisation. Das Mädchen ist stärker. Abgebrühter.«
    Tilte wirft ihm einen träumerischen Blick zu, der nichts Gutes für seine Zukunft verheißt.
    »Ich habe vor, das Pfarrhaus zu besuchen«, sagt Anaflabia Borderrud. »Vielleicht würde es dich ja interessieren mitzukommen, Thorkild. Einen fachmännischen Blick auf den Ort zu werfen.«
    Es ist immer ein erhebender Moment, wenn man die Dünen erklommen hat und über das Meer blickt. Jetzt endlich liegt die ganze Verschwörung in ihrer umfassenden Durchtriebenheit offen vor uns.
    Anaflabia Borderrud ist nach Finø gekommen, um einen befürchteten neuerlichen Skandal zu vertuschen, in dem unsere Familie die Hauptrolle spielt. Und wie beim letzten Mal hat sie Thorkild Thorlacius-Drøbert mitgenommen, um die psychologischen Seiten zu beleuchten. Gemeinsam hoffen sie, Vater und Mutter und Tilte und Basker und mich unter den Teppich zu kehren, dann würden siesich darauf setzen, bis sie ganz sicher sein könnten, dass es still ist. Lange würde es nicht dauern, weil sie nämlich beide locker mehr als neunzig Kilo wiegen. Ich fühle mich in eine andächtige Stimmung versetzt, denn ich kann große Spieler erkennen, wenn ich sie sehe. Hier

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