Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Luft ihren Geist betäubt hat und sie ohne Gefühl dafür, wo und was sie ist, orientierungslos durch die Gegend irrt. Unter diesen Umständen findet sie möglicherweise nie zu ihrem Körper zurück.«
»Was können wir tun?«, fragte John.
»Ich würde ja selbst nach ihr suchen«, sagte Nimrod, »aber ich wage es nicht, dieses Ding in der Nähe der Kamele zu landen. Nicht, solange sie dermaßen nervös sind. Außerdem ist es wichtig, dass wir in der Luft bleiben, damit Philippa uns sehen kann, falls sie doch noch auftaucht.«
»Dann gehe ich«, sagte John und zog seinen Dufflecoat an.
»Kannst du das denn?«, fragte Nimrod. »Sieh dich nur an. Du frierst, John.«
John spürte in sich hinein und schüttelte dann den Kopf. »Du hast recht«, sagte er. »Mir ist so kalt, dass meine Dschinnkraft nicht funktioniert.«
»Ich fühle mich selbst ziemlich kalt und nass«, gestand Nimrod. »Mehr, als den Teppich in der Luft zu halten, schaffe ichnicht. Aber selbst wenn deine Kräfte wieder da wären, könnte ich dich nicht ziehen lassen. Nicht jetzt, wo du weißt, wo das Grab zu finden ist. Ich kann nicht riskieren, dass ihr euch beide verirrt. Das, was hier auf dem Spiel steht, ist viel zu wichtig, um dich nach Philippa suchen zu lassen. Verstehst du das?«
John nickte grimmig. »Ja, Sir«, sagte er.
Es folgte eine lange Stille.
»Das hier ist wichtig, nicht?«, hakte Charlie nach. »Für die Zukunft der Welt und unser Wetter und so?«
»Ich kann gar nicht sagen,
wie
wichtig es ist«, erwiderte Nimrod düster. »Wenn wir diesen Vulkanausbrüchen nicht schnellstens ein Ende setzen, steht der Welt eine Katastrophe bevor.« Er machte eine Pause. »Und ich vermute, dass mein Neffe und meine Nichte die Einzigen sind, die dem Ganzen ein Ende bereiten können.«
John, der glaubte, sein Onkel spräche von seinem letzten Abenteuer im Innern des Kamels, zuckte die Achseln und sagte: »Das war doch nicht der Rede wert.«
Charlie dachte einen Augenblick nach.
»Dann mache ich es«, verkündete er strahlend. »Ich gehe und suche Ihre Nichte.«
»Sie?«, fragte Nimrod. »Wie denn?«
»Ihr Dschinn seid nicht die Einzigen, die aus ihrer Haut fahren können«, erklärte Charlie. »Auch wir machen das schon seit ewigen Zeiten. Glauben Sie mir, ich weiß, was ich tue. Ich habe schon mehr Geister aufgespürt, als mir lieb ist.« Er deutete auf den Erdboden, der sich unter dem fliegenden Teppich erstreckte. »Dort unten gibt es ein wahres Labyrinth aus unsichtbaren Traumpfaden und Geisterwegen. Aber ich denke, ich werde sie schon finden.«
»Er hat recht, mein Freund«, sagte Jimmy. »Wenn irgendjemand Ihre Nichte in der Geisterwelt aufspüren kann, dann ist es Charlie.«
»Sie können Geister aufspüren?« Nimrod klang überrascht. »Wie?«
»Charlie kann alles aufspüren«, sagte Jimmy. »In dieser und in der nächsten Welt.«
»Dann wäre ich Ihnen überaus dankbar, wenn Sie meine Nichte suchen würden, Charlie«, sagte Nimrod.
»Ich auch«, sagte Groanin. »Ich auch.«
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, fragte Nimrod.
Charlie schüttelte den Kopf.
»Ich schätze, alles, was ich brauche, ist, dass Jimmy mich mit seinem
Yidaki
ein bisschen in Stimmung bringt
«
, sagte er. »Das und eine Maske, die ich mir vors Gesicht klemmen kann, um den Geistern nicht zu verraten, wer ich bin. Nur für den Fall, dass sie sich über irgendwas aufregen und mir nachkommen.«
»Wir tragen immer eine Maske, wenn wir die Geisterwelt besuchen«, erklärte Jimmy. »Die können ziemlich stinkig werden, wenn man dort unangemeldet auftaucht.« Er nahm das
Yidaki
und blies einige Male probeweise hinein, wie jemand, der sich auf ein Konzert vorbereitet.
»Welche Art von Maske?«, fragte Nimrod.
»Keine Ahnung«, sagte Charlie. »Schwarz wäre am besten. Aber sie muss nicht so kunstvoll sein wie die Dinger, die wir den Touristen verkaufen. Die sind bloß zum Geldverdienen da. Je kunstvoller, desto besser. Nö, einfach bloß schwarz wird wahrscheinlich reichen.«
Eine kleine Gestalt in einem roten Dufflecoat näherte sich ihm. Es war Professor Stürlüson.
»Reicht Ihnen die?«, fragte er und übergab Charlie seine schwarze Gesichtsmaske.
Charlie fiel die Kinnlade hinab, und seine Augen wurden groß und rund, als er den Professor sekundenlang anstarrte. Und er war nicht der Einzige, der das tat. Es wäre wohl jedem schwergefallen, nicht in dieses Gesicht zu starren, das von der Kapuze des roten Dufflecoats gesäumt wurde: Denn es
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