Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
nach Alembic, damit sie ein paar Richtlinien darüber erhalten, was sie tun können und was nicht. William Griggs hat in diesen Dingen große Erfahrung. Viel mehr als ich. Du willst doch, dass sie beide ein glückliches, normales Leben führen, nicht wahr?«
»Natürlich will ich das. Das weißt du doch.«
»Jetzt reicht es«, flüsterte John. »Ich glaube, wir sollten etwas mehr über Alembic House und diesen Dr. Griggs herausfinden, meinst du nicht auch?«
Philippa folgte ihrem Bruder hinauf in sein Zimmer, wo er sich an seinen Computer setzte und einen Begriff in eine Suchmaschine im Internet eingab. Nach weniger als einer Minute hatte er gefunden, was er suchte.
»Dr. William Griggs. Kinderpsychiater und Kinderarzt.«
»Spezialist für die Umgestaltung, Umformung, Umbildung und allgemeine Sozialisierung besonders begabter Kinder. Leiter und Chefarzt von Alembic House, Salem, Massachusetts, Klinik und Sommerschule für junge Gelehrte, Wunderkinder und jugendliche Genien. Was sind Genien?«
»Der Plural von Genius, du Idiot.«
»Es ist also genau so, wie Onkel Nimrod es in unserem Traum gesagt hat. Das ist gar kein Ferienlager. Das ist eine Sommerschule. Für Geniusse.«
»Für Genien.« Philippa runzelte die Stirn. »Es heißt Genien. Ein tolles Genie bist du!«
»Warte mal«, sagte John. »Warte einen Augenblick.«
»Was ist?«
»Begreifst du nicht, was das beweist? Wir konnten unmöglich wissen, dass es kein richtiges Ferienlager ist. Wie konnten wir das also träumen?« John schüttelte den Kopf. »Nein, das war kein Traum.«
Philippa nickte. »Ich verstehe, was du damit sagen willst. Dass Nimrod uns wirklich erschienen ist.«
»Das langt jetzt«, sagte John. »Wir sollten ihnen einfach sagen, was Nimrod uns vorgeschlagen hat. Dass wir nach London fliegen wollen. Wenn er das mit der Schule in Salem wusste, dann dürfte er auch darin Recht behalten, dass Mum und Dad uns nach London reisen lassen, wenn wir sie darum bitten.«
Philippa verzog das Gesicht. In Wahrheit machte ihr die Vorstellung, ohne Begleitung von Erwachsenen nach London zu fliegen, ein wenig Angst, doch das brauchte John nicht zu wissen.
»Vielleicht sollten wir nochmal darüber schlafen. Und abwarten, wie es morgen aussieht.«
John nickte. »Gute Idee.« Er schubste Philippa sanft zur Tür. »Und bis dahin werde ich hier sitzen und mir überlegen, welche Möglichkeiten sich für mich daraus eröffnen, ein Genie zu sein. Ich wollte schon immer den Nobelpreis für irgendwas gewinnen.«
Der Schrei
er nächste Tag begann mit einem lauten Schrei.
Erschrocken sprang John aus dem Bett und lief in Philippas Zimmer. Sie hatte sich im Bett aufgesetzt und rieb sich gähnend die Augen.
»Was ist los?«, fragte sie. »Ich glaube, ich habe einen Schrei gehört.«
»Ich auch«, erwiderte John. Er ging ans Waschbecken und warf einen Blick in den Spiegel, nur um sicherzugehen, dass seine Pickel während der Nacht nicht heimtückischerweise zurückgekehrt waren. Doch sein Gesicht war immer noch makellos rein. »Was für eine Erleichterung«, sagte er. »Ich dachte schon, ich hätte es vielleicht bloß geträumt.«
»Was? Den Schrei?«
»Nein, meine verschwundenen Pickel.«
Sie gingen nach unten und sahen, dass ihre Eltern im Flur miteinander flüsterten.
»Vielleicht ist es nur Zufall«, sagte Mr Gaunt leise.
»Weißt du, wie die Chancen eines solchen Zufalls stehen?«, fragte Mrs Gaunt. »Ungefähr eins zu zehn Millionen. Nein, das war nur der Anfang.«
»Vielleicht nimmst du es viel zu ernst.«
»Ach wirklich? Das glaube ich nicht.«
»Und außerdem – wie könnten sie das tun? Sie wissen doch gar nichts.« Mr Gaunt überlegte. »Oder doch? Aber du könntest Recht haben. Es ist schon merkwürdig, dass das ausgerechnet jetzt passiert, so schnell nach der –« Als er die Zwillinge sah, unterbrach er sich hastig. »Ach, guten Morgen, Kinder«, sagte er nervös.
»Wir haben einen Schrei gehört«, sagte Philippa. »Was ist passiert?«
Mr Gaunt sah seine Frau an und lächelte bemüht. »Eure Mutter wird euch alles erzählen, nicht wahr, Liebling? Ich muss zur Arbeit, bin schon spät dran. Äh, seid brav, Kinder, und versucht nichts anzustellen.«
»Was meinst du damit?«, wollte John wissen.
»Nichts«, antwortete Mr Gaunt mit unschuldiger Miene. »Gar nichts. Es ist nur so eine Phrase. Wie ›pass auf dich auf‹ oder ›einen schönen Tag noch‹. Du brauchst dich nicht aufzuregen. Ich wollte euch nicht
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