Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
kränken.«
»Aber genau so klang es«, gab John zurück. »Ich finde es ein bisschen unfair von dir zu sagen, wir sollen nichts anstellen. Als wäre das bei uns an der Tagesordnung.«
Sofort darauf fand John, dass er in seiner Widerrede vielleicht zu weit gegangen war. Und als das letzte Wort ausgesprochen war, erwartete er schon, dass sein Vater die getönte Brille abnehmen und ihn mit einem durchbohrenden Blick fixieren würde. Daher war die Reaktion des Vaters um so überraschender.
Mr Gaunt entschuldigte sich bei ihm.
»Es tut mir Leid, John. Philippa, es tut mir Leid. Ja, du hast Recht. Meine Bemerkung war gedankenlos. Ich könnte mir keine besser erzogenen Kinder wünschen.« Noch während er antwortete, steckte er die Hand in die hintere Hosentasche, zog seine riesige, dicke Geldbörse hervor und nahm zwei Hundert-Dollar-Scheine heraus. »Hier«, sagte er und drängte den Zwillingen das Geld auf. »Einen für jeden von euch. Für das Ferienlager. Kauft euch damit was Schönes.«
»Edward, das ist völlig unnötig«, protestierte Mrs Gaunt. »Jetzt bist du paranoid.«
John fand, dass paranoid sein etwas Gutes sein müsste, wenn es jedem von ihnen hundert Dollar einbrachte. Er streckte die Hand nach dem Geld aus, bevor seine Mutter es Mr Gaunt ausreden konnte. Erschrocken stellte er fest, dass sein Vater bei der Berührung zurückwich. Und die Freude über den Hundert-Dollar-Schein war plötzlich verschwunden, als ihm klar wurde, dass sein Vater Angst vor ihm zu haben schien. John warf Philippa einen Blick zu und stellte fest, dass auch sie es bemerkt hatte. Als ihre Mutter Mr Gaunt die Treppe vor dem Haus hinunter zu der wartenden Limousine folgte, packte er Philippa am Arm.
»Hast du das gesehen?«, zischte er in ihr Ohr. »Hast du ihn gesehen? Wie er uns angestarrt hat? Eine bessere Gelegenheit als jetzt kriegen wir nie wieder.«
»Wozu?«
»Das zu tun, was Onkel Nimrod vorgeschlagen hat. Ihnen beiden zu sagen, dass wir nach Europa wollen.«
»Ach, ich weiß nicht.«
»Willst du etwa den ganzen Sommer in einer Schule für junge Geniusse verbringen?«
»Genien«, korrigierte Philippa ihn. »Der Plural heißt Geniien. Wenn du wirklich ein Genie wärst, dann könntest du dir das merken.« Sie nickte. »Also gut. Versuchen wir es.«
Die Zwillinge liefen ihrem Vater hinterher zum Auto.
»Wir haben es uns überlegt«, sagte John. »Wir wollen nicht in dieses Ferienlager. Wir haben uns im Internet darüber informiert. Und dieses Ferienlager scheint mehr eine Schule zu sein als ein Sommercamp.«
»Außerdem ist dieser Griggs ein Seelenklempner«, fügte Philippa hinzu, als würde das die Sache noch verschlimmern.
»Genau. Bevor ihr euch verseht, hat der uns auf Ritalin gesetzt.«
»Ach, John, das ist doch Unsinn«, sagte Mrs Gaunt. »Doktor Griggs ist ein wunderbarer Mensch. Und Alembic House ist ein wunderbarer Ort für begabte Kinder«, fügte sie hinzu, während sie Philippa übers Haar strich. »Dort könnt ihr lernen, das Beste aus euch herauszuholen.«
»Aber ich will kein begabtes Kind sein«, sagte John stur. »Ich will ein normales Kind sein.«
»Was wollt ihr dann?«, fragte Mr Gaunt.
John sah seine Schwester an, holte tief Luft und sagte: »Wir wollen nach Europa fliegen.«
»Genau«, bestätigte Philippa. »Wir wollen unseren Onkel Nimrod in London besuchen.«
»Und zwar allein«, fügte John hinzu. »Wir wollen allein verreisen.«
Mr Gaunt runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf.
»Das ist absolut –«
John war sicher, dass diesem »absolut« ein »unmöglich«folgen würde, doch im letzten Augenblick fing Mr Gaunt den Blick seiner Frau ein. Sie schüttelte den Kopf, als würde sie ihrem Mann davon abraten, die Bitte abzuschlagen.
Mr Gaunt zögerte, und anstatt John eine negative Antwort zu geben, lächelte er. Dann nickte er zur großen Überraschung der Zwillinge. »In Ordnung«, sagte er. »Das ist absolut in Ordnung. Wenn ihr das wollt. Wenn sie allein nach London reisen wollen, dann werden sie es tun. Findest du nicht auch, Layla?«
»Natürlich«, sagte sie freundlich, als hätten die Zwillinge den vernünftigsten Vorschlag der Welt gemacht. »Warum nicht? Ich sehe keinen Grund, es zu verbieten. Ihr seid beide verantwortungsbewusst genug, um allein zu verreisen. Ich werde noch heute Nimrod anrufen und ihm sagen, dass ihr ihn gern besuchen würdet.«
»Und ich werde meine Sekretärin anweisen, eure Flugtickets zu buchen«, fügte
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