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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Eigenständiges war und sich den Platz nicht mit den hohen Wolkenkratzern teilen musste. Ihr erster Gedanke beim Anblick der Gebäude war Erleichterung darüber, dass sie hier nicht so viele Treppen steigen musste. Philippa gefielen die zahlreichen kleinen Gärten und die vielen Bäume, an denen sie vorbeikamen, und sie wäre fast in Jubel ausgebrochen, als sie den ersten roten Bus und das erste schwarze Taxi sah. John interessierte sich dagegen mehr für Nimrods Auto. Er saß zum ersten Mal in einem Rolls-Royce. Die roten Ledersitze, die dicken Teppiche und die Tische aus Walnussholz erinnerten ihn an das Arbeitszimmer seines Vaters in New York. Vor allem war es ebenso still hier drin, sogar während der Fahrt.
    »Ich liebe dein Auto, Onkel Nimrod«, sagte John.
    »Das ist sehr nett von dir, mein Junge«, antwortete Nimrod. »Die Qualität bleibt bestehen, selbst wenn der Preis und der Name des Herstellers längst vergessen sind. Ich habe ihn von einem Regisseur erstanden, dessen verrückte Ehefrau beim Anblick der Farbe Rot zur Diebin mutierte. Und so war er bedauerlicherweise gezwungen, den Wagen an mich zu verkaufen.«
    »Sprechen alle Engländer so wie du, Onkel Nimrod?«, fragte John.
    »Keinesfalls. Das beste Englisch sprechen die Holländer unddie Deutschen. Die Engländer sprechen ein vermanschtes Kartoffelbrei-Englisch, das sie ohne Anfang oder Ende auf deinen Teller häufen und erwarten, dass du es verstehst. Vor allem oben im Norden.« Nimrod schien mit Groanins Hinterkopf zu sprechen. »Da oben ist der Dialekt besonders unförmig.«
    Mr   Groanin grunzte leise, als hätte er verstanden, dass diese Bemerkung auf ihn gemünzt war.
    Onkel Nimrod wohnte in der Stanhope Terrace Nr.   7, die von der Bayswater Road abging und in der Nähe der Kensington Gardens lag, auf die er durch das Wagenfenster zeigte.
    »Irgendwo da drin steht eine Peter-Pan-Statue «, sagte er und fügte in gespielt ernsthaftem Ton hinzu: »Der Junge, der sich weigerte, erwachsen zu werden. Vertraue keinem Kind, das gern Kind ist. Das ist genauso merkwürdig, wie kein Fleisch zu mögen oder Schokolade, Zoos, Zirkusse, Jahrmärkte, schnelle Autos, Weihnachten oder Geburtstage. Wisst ihr, wie man ein Kind nennt, das keins dieser Dinge mag?«
    Philippa überlegte einen Augenblick. »Dumm?«
    »Nah dran, aber nicht ganz. Ein Baby. So nennen wir ein Kind, das keins dieser Dinge mag.
Ein Baby
.« Angeekelt verzog Nimrod das Gesicht. »Milch, Milch, Milch ist das Einzige, woran Babys denken. Ich kann diese Wesen nicht ausstehen. Mir wird schon bei dem Gedanken an diese kleinen, kahlköpfigen Biester schlecht. Das sind gierige, selbstsüchtige und inkontinente Nervensägen.«
    »Aber du warst doch auch mal ein Baby, Onkel Nimrod«, sagte Philippa, die Babys sehr gern mochte. »Oder nicht?«
    »Erinnere mich bloß nicht daran.« Er schauderte sichtlich.»Die Erinnerung an diese frühkindliche Phase verfolgt mich in jedem Tagtraum.«
    »Willst du damit sagen, dass du dich an deine Babyzeit erinnern kannst?«
    »Ja. An jede Schüssel Brei. An jede nasse Windel.«
    »Wie denn?«
    »Es ist eine Besonderheit unserer Familie, dass wir uns an alle schrecklichen Einzelheiten unserer Kindheit erinnern können, wenn wir älter werden. An seinem Todestag sagte mir mein Großvater, dass er sich gerade an seine eigene Geburt erinnert hatte. Ich vermute sogar, es war der Schock dieses Erlebnisses, das den alten Knaben umgebracht hat.«
    »Schrecklich«, sagte Philippa.
    »Ganz genau«, pflichtete Nimrod ihr bei. »Schrecklich hoch 144.«
    Philippa lächelte den Onkel freundlich an, doch gleichzeitig fragte sie sich, ob Nimrods Abneigung gegen Kinder möglicherweise der wahre Grund dafür war, warum John und sie ihn bisher nie kennen gelernt hatten.
    Der Rolls-Royce hielt vor einem großen weißen Haus mit Türmen, die ihm das Aussehen einer kleinen, frisch geweißten Burg verliehen. Nimrod führte sie in sein märchenhaftes Heim.
    »Willkommen in meinem Haus«, sagte er. »Tretet ein und bringt Glück herein.«
    John und Philippa, die an solche Förmlichkeiten nicht gewöhnt waren, versprachen, dies zu tun.
    Das Haus wirkte innen noch viel größer und war erstaunlichruhig, wenn man bedachte, dass nur wenige Meter weiter eine stark befahrene Straße lag. Der älteste Teil des Hauses wirkte wie aus dem Mittelalter: Die Wände waren mit Holzpaneelen getäfelt und trugen verblichene Tapeten, die Dielen waren aus Ebenholz; es gab französische Steinkamine mit

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