Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
Verschwinden zu tun zu haben. Der Blick des Jungen huschte nervös von John zu Philippa; er wirkte wie ein Roboter mit schlechtem Gewissen.
»Ach ja, eine Frage noch«, sagte John, als sie gerade den Laden verlassen wollten. Es war ein Trick, den er aus dem Fernsehen kannte: Clevere Anwälte gaben dem Zeugen bei einer Gerichtsverhandlung das Gefühl, es gäbe keine weiteren Fragen – und dann stellten sie doch noch eine in der Hoffnung, den Zeugen kalt zu erwischen. »Der Ort in der Wüste, zu dem Sie beide fahren wollten – glauben Sie, dass er allein dorthin gefahren ist?«
Hussein Hussaout tat kurz, als würde er überlegen. »Nein«, sagte er dann. »Das glaube ich nicht. Ich habe ihm nur die ungefähre Stelle beschrieben.«
»Und wo befindet sich diese Stelle?«
»Medinet-el-Fayyum«, antwortete Hussaout und schüttelte beharrlich den Kopf. »Aber ihr werdet ihn dort nicht finden. Da bin ich ganz sicher. Warum sollte er ohne mich dorthin fahren? Das macht keinen Sinn. Ich bin der Einzige, der weiß, wo er ist.« Hastig verbesserte er sich: »Ich meine, wo sie ist. Die Stelle in der Nähe von Medinet-el-Fayyum. Wo ich ihn hinbringen wollte. Es wäre sinnlos, ihn dort zu suchen.«
»Wir werden auf Ihren Anruf warten«, sagte Mr Groanin.
»Ja, bitte tun Sie das.«
Als sie wieder im Wagen saßen, verzog Mr Groanin das Gesicht. »Was für ein gerissener Bursche«, sagte er.
»Wenn das heißen soll, dass man ihm nicht über den Weg trauen kann«, sagte Philippa, »dann bin ich ganz Ihrer Meinung.«
»Hab ich mir das bloß eingebildet«, rätselte John, »oder wurde er bei der Vorstellung ganz nervös, wir könnten zu diesem Medinet-el-Fayyum fahren?«
»Nein, mir ist es auch aufgefallen«, sagte Philippa. »Und hast du gehört, was er gesagt hat? ›Ich bin der Einzige, der weiß, wo
er
ist.‹ Dann hat er sich schnell verbessert und gesagt: ›Wo
sie
ist.‹ Es gibt einen Begriff für solche Versprecher.«
»Ja, genau«, stimmte Groanin ihr bei. »Das nennt man eine Freud’sche Fehlleistung. Man geht davon aus, dass es einen unbewussten Grund für einen Versprecher gibt, den man dadurch manchmal erraten kann.«
»Ich glaube, wir sollten genau das tun, wovon er uns abgeraten hat«, schlug John vor.
»Und was wäre das?«, fragte Philippa.
»Natürlich nach Medinet-el-Fayyum fahren. Vielleicht hat jemand Onkel Nimrods Wagen gesehen. Ein alter weißer Cadillac Eldorado ist ja nicht gerade ein alltäglicher Anblick in Ägypten.«
Mr Groanin klopfte auf die alte Messinglampe. »Haben Sie das gehört, Mr Rakshasas?«, fragte er laut. »Wir wollen nach Medinet fahren, um Nimrod zu suchen.«
Eine leise ätherische Stimme, die aus einem tiefen Brunnen zu kommen schien, antwortete. »Die Idee des Jungen ist besser als alles, was mir selber eingefallen ist«, sagte Mr Rakshasas.
»Gut, dann ist es beschlossen«, sagte Groanin und legte seinen Sitzgurt an. »Creemy?« Er deutete durch die Windschutzscheibe nach vorne auf die Straße. »Nach Medinet-el-Fayyum. Und geben Sie Gas!«
Zwei Stunden später erreichte der rosa Ferrari Medinet-el-Fayyum, eine größere Stadt westlich des Nilufers. Sobald der Ferrari auf dem Marktplatz anhielt, zog er eine große Menge Neugieriger an. Creemy zeigte den Einwohnern ein paar Fotos von Nimrods weißem Cadillac, die er voller Stolz in seiner Brieftasche mit sich herumtrug. Dann fragte er sie, ob sie den Wagen am Abend zuvor gesehen hätten. Doch anscheinend war er von niemandem bemerkt worden. Nach einer Stunde geduldiger Befragung fühlte sich der kleine Suchtrupp langsam entmutigt.
»Vielleicht könnten wir einfach herumfahren«, schlug Philippa vor. »Und sehen, ob wir den Wagen nicht selbst irgendwo entdecken.«
Groanin deutete auf die andere Seite eines Bewässerungskanals, der den Fluss mit der Stadt verband. »Seht ihr das Gebiet da drüben? Das ist die westliche Wüste. Sie erstreckt sich über einige tausend Quadratkilometer.« Dann zeigte er in die andere Richtung, die genauso verlassen wirkte. »Und das ist der östliche Teil der Wüste. Der ist auch mehrere tausend Quadratkilometer groß. Mit dem Herumfahren wird es schwierig.«
»Mr Groanin hat Recht«, sagte John. »Das ist wie die Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen.«
»Wie wäre es, wenn wir uns in Raubvögel verwandeln?«, schlug Philippa vor. »Dann könnten wir herumfliegen.«
»Davon rate ich ab«, sagte Mr Rakshasas in seiner Lampe. »Zum einen braucht
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