Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
über die Folgen klar werden. Schließlich ist das eine wichtige Entscheidung. Sie könnte den Rest meines Lebens beeinflussen.«
Diese Worte schienen etwas in seinem tiefsten Inneren zu berühren. Auf einmal wurde ihm klar, wie viel Lebenszeit er schon vergeudet hatte, sich all die Möglichkeiten seines dritten Wunschs auszumalen. Sollte er den Rest seines Lebens ebenso sinnlos verschwenden? Plötzlich wusste er, was er zu tun hatte. Nicht nur für Nimrod, sondern auch für sich selbst.
»Ich tue es«, sagte er. »Ja, ich tue es. Ihr habt ja keine Ahnung, wie unglücklich dieser dritte Dingsbums mich gemachthat! Die ganze Zeit über habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was ich mir dingsen soll! Und immer diese Angst, ich könnte das Dingswort aus Versehen aussprechen und den Dingsbums sinnlos verschleudern!« Er lächelte erleichtert. »O Gott, wie himmlisch und dingsenswert es doch wäre, wenn ich den Dingsbums sinnvoll einsetzen könnte und die Sache dann für immer erledigt wäre, nicht wahr?«
»Das ist die richtige Einstellung, Mr Groanin«, sagte John.
»Aber wartet einen Augenblick.« Der Butler runzelte die Stirn. »Wartet mal.« Er hob warnend den Zeigefinger. »Man muss äußerst vorsichtig mit diesen Dingsbumsen umgehen. Manchmal verwendet man das W-Wort , und dann kommt es ganz anders, als man denkt. Glaubt mir, ich weiß genau, wovon ich spreche. Wenn ich zum Beispiel sage, dass ich mir dingse zu wissen, wo Nimrod gerade steckt, werde ich vielleicht zu ihm gebracht – und dann weiß ich zwar, wo er steckt, aber ihr wärt kein bisschen klüger. Versteht ihr, was ich meine?«
»Vielleicht sollten wir den Wunsch zuerst aufschreiben«, schlug John vor. »So genau wie möglich. Nach den Regeln von Bagdad, wie Onkel Nimrod sie genannt hat.«
»Ja, das stimmt. Die Regeln von Bagdad.« Groanin nickte. »Ja, so müssen wir es machen.«
»Ohne an einem anderen Ort zu sein als dort, wo wir uns in diesem Augenblick befinden«, diktierte Philippa, »wünsche ich mir, dass wir alle
genau
–«
»Genau«
, wiederholte Groanin. »Das ist ausgezeichnet.«
»–
genau
wissen, wo Nimrod ist«, fuhr Philippa fort.
John blickte erst Mr Groanin und dann seine Schwester fragendan. Als er beide zustimmend nicken sah, schrieb er den Wunsch auf. Dann riss er das Blatt aus seinem Notizbuch und las Mr Rakshasas in der Lampe den Wunsch vor.
»Ein guter Wunsch«, sagte Mr Rakshasas. »Sehr präzise und ohne Raum für Missverständnisse. Ganz im Sinne von Paragraph 93 der Regeln von Bagdad. Lasst uns alle hoffen, dass Nimrod ihn hört. Sonst weiß ich auch nicht weiter. Wir können ja kaum durch ganz Ägypten fahren und den Wunsch in der Hoffnung wiederholen, dass Nimrod ihn hört. In dieser Hinsicht ist der Cadillac wohl unsere einzige Hoffnung, die Suche einzugrenzen.«
John reichte Mr Groanin das Blatt. »Sind Sie bereit?«
»So bereit, wie ich nur sein kann«, gab Mr Groanin zu. Wie ein Schauspieler, der seine Rolle in einem Stück auswendig lernt, prägte er sich die von John geschriebenen Zeilen ein. Dann nickte er. »Also gut, jetzt oder nie.« Nervös leckte er sich über die Lippen und begann, seinen Wunsch auszusprechen.
»Ohne an einem anderen Ort zu sein als dort, wo wir uns in diesem Augenblick befinden, wünsche ich mir, dass wir alle
genau
wissen, wo Nimrod ist.«
Gleich darauf erzitterte der Boden unter ihren Füßen. Für einen Moment hielten alle es für ein neues Erdbeben.
»Was zur Hölle war das?«, fragte Groanin.
»Das war die Erfüllung eures Wunschs, ihr Idioten!«, ertönte Nimrods Stimme. »Ich bin hier drüben. Habt ihr meine Rufe vorhin denn nicht gehört?«
»Wir können dich hören!«, rief Philippa. »Aber wir können dich nicht sehen.«
»Natürlich könnt ihr das nicht«, sagte Nimrods Stimme. »Ich bin nämlich lebendig begraben. Ungefähr zweihundert Meter vom Wagen entfernt in einem Grab unter dem Sand. Geht Richtung Westen auf die Sonne zu; ich sage euch, wenn ihr näher kommt.«
»Geht es dir gut?«, erkundigte sich Philippa.
»Ja, alles in Ordnung«, sagte Nimrods Stimme. »Ich bin bloß ein wenig wütend auf mich, weil ich mich so leicht von Hussein Hussaout habe binden lassen.«
»Wie hat er das geschafft?«, fragte Philippa und folgte seiner Stimme.
»Weil ich an den Fingernägeln kaue«, antwortete Nimrod. »Das war schon immer eine schlechte Angewohnheit von mir. Es ist eines der Dinge, die ein Mensch braucht, um einen Dschinn an sich zu
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