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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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fangen lassen.
    »Hilf mir, Edward. Hilf mir!«
    Am unteren Ende der Treppe blieb er stehen und horchte auf das winzige, zittrige Stimmchen, das er gehört zu haben glaubte. Eine verängstigte Stimme, die einem die Nackenhaare zu Berge stehen ließ und Schauer über den Rücken jagte. Hatte er sie sich nur eingebildet?
    Inzwischen bot sich seinen müden Augen unten im Erdgeschoss eine merkwürdige Szenerie. Neben einem leeren Kaminstand ein ausgestopfter Hund und an der mit Spinnweben überzogenen Wand hinter der Tür hing ein riesiger alter Kupferstich von etwas, das eine nackte Kirchenmauer zu sein schien. Doch das war es nicht, was die Szenerie so merkwürdig machte. Es war die Atmosphäre. Der Raum am Fuß der Treppe war aufgeladen mit einer starken Aura der Gewalt, als habe etwas die Luft selbst aufgewühlt, die ihn umgab. Als sei die Stimme echt gewesen.
    Mr   Gaunt hielt für einen Augenblick die Luft an und konzentrierte sich nur darauf zu lauschen.
    »Ist da irgendjemand?«, flüsterte er bange.
    Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. Es war nichts zu hören als sein eigener Herzschlag. »Ich muss es mir eingebildet haben«, sagte er. Aber irgendetwas ließ ihn nicht von der Stelle weichen.
    »Hilf mir, Edward.«
    Da. Er hatte es wieder gehört. Und nicht nur das, er war sich auch sicher, die Stimme erkannt zu haben.
    »Layla, bist du das? Wo bist du?«
    Im nächsten Moment geschah etwas Schreckliches.
    Für den Bruchteil einer Sekunde war es, als habe ein scharfes unsichtbares Messer seinen menschlichen Geist entzweigeschnitten, und er schrie auf vor Angst.
    Das Gefühl, in zwei Teile geschnitten zu werden, kam der Wahrheit recht nahe. In ihrem verzweifelten Versuch, sich dem schrecklichen Ding zu entziehen, das sie ins Nichts zu saugen drohte, waren Layla und das
Exorbere
mitten durch Edward Gaunts Körper hindurchgefahren. Es war, wie er späternachsann, eine äußerst merkwürdige Empfindung. Denn in diesem einen flüchtigen Moment konnte Edward die schreckliche Notlage seiner Frau erkennen und spüren. Sie rang um ihr Leben mit einer widerlichen Kreatur, die halb Mensch und halb Spinne zu sein schien. Mit einem grausigen Schlürfen, als sauge jemand heiße Suppe von einem großen Löffel, versuchte das
Exorbere
Laylas körperlosen Dschinngeist in sein grässliches rüsselartiges Maul zu saugen. Wenn er nichts unternahm, um ihr zu helfen, würde sie sterben, das wusste Edward Gaunt ohne jeden Zweifel. Gleichzeitig hörte er die verzweifelte Stimme seiner Frau in sich rufen.
    »Hilf mir, Edward!« , schrie sie. »Bitte hilf mir, sonst muss ich sterben.« Und dann: »Du musst das Bild zerstören. Zerstöre das Bild, Edward, bevor es zu spät ist!«
    Das ließ Mr   Gaunt sich nicht zweimal sagen. Er rannte zu dem antiken Stich, der hinter der Tür an der Wand hing, und versetzte ihm einen gewaltigen Schlag mit dem Schürhaken und dann einen zweiten. Während er abermals darauf einschlug, erschien das Krabbelwesen wieder im Bild, als sei es herbeigekommen, um sich zu verteidigen. Doch es war zu spät. Mr   Gaunt schlug dem
Exorbere
auf Kopf und Rücken, riss Löcher in das dicke altertümliche Papier, bis dahinter ein endlos schwarzer Höllenschlund sichtbar wurde. Ein schrecklicher Schrei ertönte, dann begann das Papier zu brennen. Instinktiv wusste Mr   Gaunt, dass es, was immer es gewesen sein mochte, zerstört war.
    Zumindest glaubte er, das instinktiv gewusst zu haben. Doch als er sich nach seiner Frau umsah, stellte er fest, dass sie bereitsin seinem Körper steckte und das wenige, das er über das
Exorbere
wusste, eigentlich ihrem mächtigen Verstand entstammte.
    »Dem Himmel sei Dank, Edward.«
    Ihre Gedanken waren in seinem Kopf und er rang minutenlang darum, seinen eigenen Gedanken die Oberhand zu verschaffen. Ein merkwürdiges Gefühl, schließlich war es ja sein eigener Kopf. Doch er gab es bald auf, sich Gehör verschaffen zu wollen. Was, wenn seine Frau im Spiel war, nicht weiter ungewöhnlich war.
    »Da komme ich, um dich zu retten, Edward, mein Liebster, und dann bin ich es, die gerettet werden muss. Dieses schreckliche Ding wollte mich absorbieren. Wie Mr   Rakshasas. Erinnerst du dich an ihn, Liebster? Er wurde im Metropolitan-Museum von einem dieser Terrakottakrieger absorbiert. Die Kinder waren furchtbar traurig darüber. Jedenfalls tut es mir leid, dass ich einfach so in deinen Körper eingedrungen bin, Edward, aber meinen eigenen habe ich draußen im Wagen gelassen. Ich hielt

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