Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
halben Liter abgezapft haben, werde ich das Blut zusammen mit dem, das ihr bereits gespendet habt, verwenden, um einen vollständigen Blutaustausch vorzunehmen.«
»Der einzige Ort, an dem ich Sie gerne begrüßen würde«, sagte Dybbuk, »ist unter den Rädern eines Lastwagens.«
»Ich habe auf diesen Moment seit über zehn Jahren gewartet «, sagte der Guru. »Und nichts und niemand kann mir diesen Tag verderben. Nicht einmal du, mein junger Dschinnfreund.«
»Ihnen ist hoffentlich klar, dass weit mehr dazugehört, ein Dschinn zu sein, als nur die Fähigkeit, Dinge geschehen zu lassen «, sagte Philippa, während Jagannatha ihr die Nadel in den Arm schob. Ihr Herz tat einen kleinen Sprung, als sie sah, wie er ihr zublinzelte.
»Unterhalte dich weiter mit dem Guru«, murmelte er. »Rede ganz normal und freundlich. Aber hör gut zu, was ich dir sage.«
Philippa hörte seine Stimme, obwohl sich seine Lippen nichtbewegten, und ihr fiel ein, dass Jagannatha ihr erzählt hatte, er habe sich ein wenig als Bauchredner versucht.
»Ja, es gehört weit mehr dazu, ein Dschinn zu sein, als Sie vielleicht denken«, erzählte sie dem Guru weiter. »Am Anfang zum Beispiel werden die Dschinnkräfte getestet.«
»Seid ihr drei wirklich Flaschengeister?«, fragte Jagannatha Philippa. »Wie bei Aladdin? Mit drei Wünschen, Wunderlampe und allem Drum und Dran?«
Als Philippa nickte, grinste Jagannatha. »Cool«, sagte er. »Also, hör zu. Ich verhelfe euch dreien zur Flucht. Euch und eurem Vater. Mr Gupta oder wie er heißt. Der Typ mit dem Seiltrick. Aber unter einer Bedingung.«
»Falls du die Weisheitszähne meinst, Philippa«, sagte der Guru. »Ich habe meine bereits während des Medizinstudiums entfernen lassen.«
»Es braucht mehr als das, um ein Dschinn zu sein«, beharrte Philippa.
»Hier ist mein Vorschlag«, flüsterte Jagannatha. »Wenn ich euch helfe, hier rauszukommen, und ihr euch ein bisschen aufgewärmt habt, gewährt ihr mir drei Wünsche. Okay? Drei Wünsche, wie in ›Tausendundeiner Nacht‹. Abgemacht?«
Philippa nickte. »Abgemacht«, sagte sie.
»Hast du irgendetwas gesagt, Jagannatha?«, wollte der Guru wissen.
»Ich habe sie nur gefragt, ob die Nadel gut sitzt«, erklärte Jagannatha. Er steckte Philippas Schlauch in einen Blutbeutel und ging, um sich um John zu kümmern.
»Entschuldige, Philippa«, sagte der Guru. »Was sagtest du gerade?«
»Nur, dass man Dschinnkräfte steuern und beherrschen muss«, antwortete Philippa dem Guru. »Man muss sie bündeln, indem man sein eigenes, spezielles Wort der Macht ausspricht. Das ist wie bei einem Vergrößerungsglas. Sie haben doch sicher schon mal gesehen, wie ein solches Glas die Kraft der Sonne auf eine winzige Stelle mitten auf einem Stück Papier bündeln kann, sodass es anfängt zu brennen? Ein Fokuswort funktioniert genauso.«
»
Du
wirst es mir beibringen, Philippa«, sagte Guru Masamjhasara. Er legte sich auf eines der Krankenhausbetten, rollte den Ärmel seines Kojotenpelzmantels hoch und schob sich, als Vorbereitung für den Blutaustausch, eine Kanüle in den Arm. »Ja, du wirst mein Guru sein.« Und dann ließ er wieder sein überaus irritierendes Kichern hören.
»Ich?«, sagte Philippa. »Das glaube ich kaum.«
»Wäre es dir lieber, wenn dein Onkel Nimrod vielleicht im Schlaf einen Unfall erleiden würde? Oder Mr Groanin vom Dach der Festung aus eine Flugstunde nimmt? Allerdings ohne den Vorteil eines Flugzeugs? Nein, Philippa, du wirst mein Guru sein auf meiner Reise zur Erleuchtung. Der Erleuchtung eines zukünftigen Dschinn. Denn Macht ist wahre Erleuchtung, findest du nicht?«
»Nein«, sagte Philippa. »Erleuchtung heißt, zu wissen, wann man als Dschinn seine Macht zurückhalten muss.«
»Wir werden sehen«, sagte der Guru.
Er schwieg, als Jagannatha die eineinhalb Liter Blut einsammelte und sie den drei Litern hinzufügte, die bereits für die Transfusion in den wohl genährten Körper des Gurus vorbereitet waren.
Philippa beobachtete Jagannatha in der Hoffnung, der Amerikaner würde sie noch einmal ansehen und ihr einen Hinweis darauf geben, wie er ihnen helfen wollte.
»Ich hoffe, Sie vergiften sich damit«, sagte John, als der Blutaustausch schließlich im Gange war.
»Hast du denn nicht zugehört?«, sagte der Guru. »Wir Dschinn sind gegen Gift immun.«
John widersprach ihm nicht. Er hoffte, der Guru würde irgendwann auf die harte Tour herausfinden, dass Dschinn gegen das Gift von Spinnen und Skorpionen
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