Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
unter das extrascharfe
Vasuki
zu mischen, sodass Nimrod und Mr Rakshasas, als sie um Nachschlag baten, wie sie es immer taten, sogar mehr als erwartet davon zu sich nahmen.
»Das war das beste
Phal
, das ich je gegessen habe. Einfach trium
phal
!«, sagte Nimrod zu Mr Hinduja, als er seine Mahlzeit beendet hatte. Den Applaus der bewundernden Restaurantmitarbeitertat er mit einem bescheidenen Winken ab, legte mehrere große Geldscheine auf den Tisch und stand auf. »Wirklich von vesuvischem Charakter, Mr Hinduja. Ein glutvolles Aroma und von köstlichem Feuer.«
»Nachspeise?«, fragte Mr Hinduja und hielt den beiden eine Speisekarte hin.
Mr Rakshasas schüttelte den Kopf. »Ich bringe keinen Bissen mehr hinunter«, sagte er. »Um nichts in der Welt. Außerdem war es ein langer Tag und ich bin zum Umfallen müde. Lassen Sie uns in die Falle gehen, Nimrod, ich werde schlafen wie ein Stein.
«
Sie gähnten beide, noch bevor sie das Hotel erreichten. Und sie schliefen, ehe sie ihre Schlafanzüge anziehen konnten. Sie waren nicht einmal lange genug wach, um die Eingangstür abzuschließen oder die Flügeltüren der Balkone zuzumachen, wie der Grüne Derwisch es ihnen geraten hatte. Was es den von den Aasth Naag angeheuerten Ganoven recht einfach machte, hereinzukommen und die beiden bewusstlosen Dschinn in einen Wäschekorb zu stecken.
Sie brachten Nimrod und Mr Rakshasas aus ihrer Suite nach unten und verfrachteten sie im Schutz der Dunkelheit in das Tiefkühlfach eines Eiswagens, was eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme war, für den Fall, dass einer der beiden Dschinn auf der langen Reise, die nun vor ihnen lag, aufwachen sollte. Denn tiefgefrorene Dschinn sind mehr oder weniger machtlos.
Sobald sie unterwegs waren, rief der Anführer der Ganoven den Anführer des Kults an und gab ihm die gute Neuigkeit durch. Nach über einhundertundfünfzig Jahren hatten dieAasth Naag nicht nur wieder einen, sondern gleich zwei Dschinn in ihrer Gewalt.
Es war nicht nur der Kult der Aasth Naag, der nach der Geschichte mit den Geistertigern in den Sunderbans begonnen hatte, Nimrod und Mr Rakshasas nachzustellen. Auch Iblis, der Ifrit, hatte einen Spion in Kalkutta. Er hieß Upendra Downmidhary, und sobald dieser hörte, dass zwei Dschinn in der Gegend waren, zog er in Nimrods und Mr Rakshasas’ Hotel einige Erkundigungen ein; dann rief er Oleaginus an, der mit dem nächsten Flugzeug aus Las Vegas nach Kalkutta kam.
Keiner der beiden hatte sonderlich viel Talent zum Spionieren und zusammen brachten sie es fertig, das Grandhotel rund um die Uhr zu bewachen, ohne die Entführung der beiden Dschinn zu bemerken. Doch als Nimrod und Mr Rakshasas am nächsten Tag weder zum Frühstück noch zum Mittagessen oder zum Abendbrot erschienen, schöpfte Oleaginus Verdacht. »Wir haben sie gestern Abend ins Hotel reingehen sehen«, sprach er seine Gedanken laut aus. »Also sind sie entweder noch in ihrer Suite oder sie haben sich in Rauch aufgelöst und sind verschwunden, ohne dass wir es mitbekommen haben.«
»Es sind Dschinn«, meinte Upendra achselzuckend. »Die tun so was nun mal. In einer Rauchwolke auftauchen und wieder verschwinden, meine ich.«
»Nicht, wenn es nicht sein muss«, erklärte Oleaginus. »Eigentlich benutzen sie ihre Dschinnkräfte nur, wenn es unbedingt erforderlich ist. Hat was mit Kräftesparen zu tun. Auf jeden Fall müssen wir sie irgendwie verpasst haben.«
»Wenn sie für den Tag weggegangen sind«, sagte Upendra, »können wir vielleicht ihr Zimmer durchsuchen. Ich hab einem der Zimmermädchen einen Hauptschlüssel gestohlen.«
Oleaginus gefiel der Gedanke nicht, etwas so offenkundig Kriminelles zu tun. Da er von Indien und den hiesigen Gesetzen nicht die leiseste Ahnung hatte, ging er fälschlicherweise davon aus, dass man hier Diebe bestrafte, indem man ihnen eine Hand abhackte. Andererseits aber schien das Durchsuchen des Zimmers eine sehr gute Idee zu sein. Vielleicht fand er auf diese Weise ein Haar an einer Haarbürste oder womöglich sogar einen Nagelschnipsel, der es ihm ermöglichen würde, die beiden Dschinn mit einer Fessel zu belegen und sie in eine Flasche zu sperren, wie sein Herr es befohlen hatte. Iblis würde sehr zufrieden mit ihm sein. Es war zwar nicht ganz so gut, wie die Zwillinge zu fangen, aber immerhin.
Vom Telefon in der Hotelhalle rief er noch einmal im Zimmer an, um ein letztes Mal zu überprüfen, ob jemand dort war. Während er auf eine Antwort
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