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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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sicher nicht normal, das gebe ich gern zu. Aber ich sage trotzdem die Wahrheit.«
    »Meine Männer untersuchen den Teppich gerade, in der Hoffnung, sein Geheimnis aufzudecken«, sagte Hynkell. »Es würde uns viel Zeit ersparen, wenn du uns einfach erzählst, wie du dazu kommst, mit ihm durch die Gegend zu fliegen. Außerdem kannst du damit deinem zahmen Wolf einen Menge Schmerzen ersparen, John. Der Mann, der sich um ihn kümmert, ist nämlich nicht nur Veterinär, sondern auch ein erfahrener Folterer.«
    »Bitte tun Sie ihm nichts«, bat John. »Ich weiß, dass es merkwürdig aussieht. Aber Sie müssen zugeben, dass ich hier nicht unbedingt die einzige Merkwürdigkeit bin. Es geht mich zwar nichts an, in welcher Aufmachung Sie hier herumlaufen, aber Ihre Klamotten sehen nicht gerade aus, als wollten Sie zu einem Picknick, nicht? Sie sind angezogen wie Nazis.«
    »Das liegt daran, dass wir Nazis sind«, sagte Hynkell steif. »Warum auch nicht? Adolf Hitler wurde im Januar 1933 nach dem demokratischen Willen des deutschen Volkes gewählt. Und obwohl ich den Begriff Nationalsozialist vorziehe, wüsste ich nicht, was daran falsch sein sollte, ein Nazi zu sein.«
    »Da wären viele Leute aber anderer Ansicht«, sagte John. »Was ist mit dem Zweiten Weltkrieg und alldem?«
    »Ich weiß vom Ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918«, sagte Hynkell. »Aber nichts von einem Zweiten.«
    »Natürlich tun Sie das«, sagte John. »Jeder hat vom Zweiten Weltkrieg gehört. 1939 bis 1945?«
    »Ich fange an zu glauben, dass deine Gehirnerschütterung schlimmer ist, als ich angenommen hatte«, sagte Hynkell. »Wir haben immer noch das Jahr 1938, John. Und es wird keinen Krieg geben. Die Briten wollen ihn ebenso wenig wie wir.«
    John hielt einen Moment inne und versuchte ein weiteres Mal, seine Gedanken zu ordnen. Offensichtlich hatte es keinen Zweck, mit Hynkell zu streiten. Der Deutsche schien allen Ernstes zu glauben, dass sie noch im Jahr 1938 waren, und John spürte, dass es den Mann nur verärgern würde, wenn er ihm in etwas so Grundlegendem widerspräche wie dem Jahr, in dem sie sich befanden. Stattdessen versuchte er auf einem anderen Weg zu einer Erklärung zu gelangen.
    »Darf ich fragen, warum Sie hier sind?«, erkundigte er sich bei Hynkell.
    »Ich stelle hier die Fragen«, erwiderte dieser.
    »Schon gut.«
    »Ich will dir sagen, was ich denke.«
    »Das ist keine Frage«, stellte John fest.
    »Als ich noch ein Kind war, gab es nur eine Art von Wesen, die fliegende Teppiche fliegen konnten: Flaschengeister.«
    »Die Geschichten habe ich auch gelesen«, sagte John.
    »Und ich glaube, wir wissen beide, dass es nicht bloß Geschichten waren.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein«, sagte John. »Hören Sie sich nur mal zu. Bitte, Sie sind doch nicht umsonst ein Deutscher. Sie sind viel zu vernünftig, um an diesen Aladin-Quatsch zu glauben.Behalten Sie den Teppich, Dr.   Hynkell. Nehmen Sie ihn und werden Sie glücklich damit. Nach allem, was passiert ist, will ich das Ding sowieso nie wieder sehen.«
    »Das ist wirklich sehr großzügig von dir«, sagte Hynkell. »Aber ich würde mir ziemlich dumm vorkommen, wenn ich etwas aus purem Gold hergeben würde für etwas, das nur versilbert ist. Ich müsste ein Narr sein, einen magischen Teppich zu behalten, mir dafür aber einen echten Flaschengeist durch die Lappen gehen zu lassen. Ja. Trotz allem, was du sagst, glaube ich tatsächlich, dass du ein Flaschengeist bist, John.«
    »Ein Flaschengeist?« John grinste. »Der aus einer Wunderlampe kommt, meinen Sie? Wie in
Tausendundeiner Nacht

    Hynkell nickte.
    »Ach, kommen Sie. Sehe ich vielleicht aus wie ein Geist? Ich bin nicht mal Araber.«
    »Ein großer Deutscher namens Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt, dass man sich vom Äußerlichen nicht täuschen lassen soll.«
    John seufzte. Hier kam er nicht voran. Der Deutsche war so ziemlich der erste Mensch, der an Flaschengeister zu glauben schien, ohne je einem begegnet zu sein.
    »Ich bin müde«, sagte er. »Was war in der Spritze, die Sie mir gegeben haben?«
    »Nur ein leichtes Aufputschmittel«, sagte Hynkell. »Es sind eher die Auswirkungen der Gehirnerschütterung, die dich ermüden.«
    John schüttelte den Kopf und gähnte. »Glauben Sie, ich würde hier sitzen und mich von Ihnen drangsalieren lassen, wenn ich wirklich ein Flaschengeist wäre?« Er gähnte wieder. »Wenn Sie mich fragen, sind Sie derjenige, der sich anhört, als hätte er sichden Kopf gestoßen,

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