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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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starrte mit der bangen Befürchtung hinein, das Gesicht von Methusalem zu erblicken, einem uralten Mann aus der Bibel. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, dass sein Gesicht keineswegs gealtert war. Er fühlte sich auch nach wie vor wie ein junger Mensch, doch dass sein Haar weiß war, stimmte zweifellos. Er zitterte bei seinem eigenen Anblick, so sehr steckte ihm die Angst noch in den Knochen. »Kann das passieren, wenn man schreckliche Angst hat? Oder ist es was anderes?«
    »Du meinst, die Art von Angst, die man hat, wenn man mit hundertachtzig Stundenkilometern in die Tiefe stürzt?«, fragte Nimrod. »Das ist übrigens die physikalische Endgeschwindigkeit, falls du das noch nicht wusstest.«
    John nickte. »Es stimmt, was sie sagen«, flüsterte er. »Man bekommt alles mit. Wie bei einem Bungee-Sprung. Und es ist grauenhaft.«
    »Ja«, sagte Nimrod nüchtern. »Das dürfte auf jeden Fall reichen. Bei einem Sturz wie diesem – kein Problem. Übrigens finden sich in der Geschichtsschreibung Berichte darüber, dass einige zum Tode verurteilte Gefangene wie Thomas More und Marie Antoinette zum Beispiel in der Nacht vor ihrer Hinrichtungschlohweiße Haare bekamen.« Wieder ließ er sein grausames Lachen hören. »Nicht, dass ihnen das am nächsten Tag noch viel ausgemacht hätte, nachdem sie der Henker frisiert hatte.«
    »Ich dachte, ich bin so gut wie tot«, sagte John.
    »Du
warst
so gut wie tot«, sagte Nimrod. »Im Grunde müsstest du jetzt Erdbeermus sein. Oh ja. Eigentlich sollten wir dich mit dem Löffel vom Boden aufkratzen, Sahne draufsprühen und zum Tee servieren. Eine schöne Tasse Tee könnte ich jetzt gut vertragen. Wo steckt eigentlich dieser Butler? Wo ist Groanin?«
    My stand wütend auf. »Herrgott noch mal«, sagte sie, »müssen Sie so egoistisch sein? Seit Ihnen dieser Pelikan auf den Kopf gefallen ist, sind Sie wirklich unerträglich.«
    »Sie machen mir Spaß«, erwiderte Nimrod. »Ich stehe hier und versuche die Probleme der Welt zu lösen, und Ihnen fällt nichts Besseres ein, als an mir rumzumeckern. Ich müsste nicht hier sein, wissen Sie. Ich könnte auch irgendwo die Füße hochlegen. Sie haben mich in diesen Schlamassel reingezogen, My. Sie alberne alte Schreckschraube.«
    »Wie war das?«, fragte My.
    »Alberne alte Schreckschraube, habe ich gesagt. Etwas, das alt, ein bisschen unheimlich und ziemlich verdreht ist, jedenfalls.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Haben Sie schon mal an ein Hörgerät gedacht?«, erwiderte Nimrod. »Himmel, kein Wunder, dass der britische Geheimdienst so auf den Hund gekommen ist, wenn Sie zu denen gehören, die ihn leiten. Sie wollen eine Spionin sein? Sie sollten lieber Kuchen auf einem Kirchenbasar verkaufen, meine Liebe.« Nimrod bückte sich und lächelte den Wolf an. »Und dieser räudige Köter muss wohl Rakshasas sein.«
    »So bin ich in meinem ganzen Leben noch nicht beleidigt worden«, sagte My und holte mit der Handtasche aus. Es war eine große Handtasche voller Krimskrams, zu dem auch ein Laptop und eine Pistole gehörten, was sie noch schwerer machte.
    »Was ist denn das?«, fragte Nimrod und richtete sich genau in dem Moment auf, als Mys schwere Tasche heransauste und ihm mit einem lauten Klong, das sich anhörte, als würde in einer Werkstatt ein großer Schraubenschlüssel zu Boden fallen, an den Kopf schlug.
    »Du meine Güte«, sagte My. »Das hat sich ein bisschen zu fest angehört.«
    Nimrod drehte sich einmal um die eigene Achse, taumelte zur Seite und machte ein paar trunkene Schritte vorwärts. Dann setzte er sich schwerfällig hin. Er hielt sich den Kopf und stöhnte eine Weile.
    »Au, au, au«, sagte er.
    My sah in ihre Handtasche, entdeckte die Pistole und warf Philippa einen besorgten Blick zu. »Ich hatte ganz vergessen, dass auch mein Computer hier drin ist. Ich wollte ihn ganz sicher nicht so fest schlagen.« Voller Reue ging sie zu Nimrod hinüber. »Das tut mir unendlich leid, Nimrod. Geht es Ihnen gut?«
    Nimrod schüttelte den Kopf und blinzelte vor Schmerzen. »Bei meiner Lampe. Ich fühle mich ausgesprochen sonderbar«, sagte er. »Als hätte ich gewaltigen Hirnfrost.«
    »Vielleicht sollten Sie noch mal zum Arzt gehen«, schlug My vor.
    Nimrod schwieg einen Moment oder zwei.
    »My hat recht«, sagte Philippa. »Du solltest dich röntgen lassen.«
    »Nein«, sagte Nimrod, »das wird nicht nötig sein. Es lässtschon nach.« Er atmete tief aus und dehnte seinen Nacken. »Es ist einfach so, dass ich das Gefühl habe,

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