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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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gerettet.«
    »Hört, hört«, sagte Mr   Burton.
    Schulterzuckend reichte Nimrod My das Blatt, das er aus ihrem Notizbuch gerissen hatte. »Bitte schön. Aber hier geht es um theoretische Physik, und wenn Sie sich damit nicht auskennen, verschwenden Sie nur Ihre Zeit.«
    My las laut vor, was auf dem Blatt stand. »Da steht:
    d [e] = sgn (e)
    de

    »Wirklich schlau«, sagte Nimrod. »Schlicht und elegant. Darauf wäre ich nie gekommen. Aber wer wäre das schon?«
    My sah Mr   Swaraswati an. »Was bedeutet das?«
    Mr   Swaraswati hob die Schultern. »Ich bin nur das Medium«, sagte er. »Die Nachricht verstehe ich nicht.«
    »Haben Sie denn noch nie gehört, dass das Medium und die Nachricht ein und dasselbe sind?«, fragte Nimrod mit einem Kichern.
    »Nach all diesen Jahren«, meinte My, »müssen Sie doch eine Ahnung haben, was es bedeutet.«
    »Eine kleine vielleicht«, räumte Mr   Swaraswati ein.
    »Das muss ich hören«, sagte Nimrod. »Dann lassen Sie die Katze mal aus dem Sack, Professor.«
    »Bitte, Onkel«, sagte Philippa.
    »Sie müssen wissen, dass
e
für Erfahrung steht«, erklärte Mr   Swaraswati. »Und
d
ist eine derivate Funktion, anders gesagt das, was man von
e
ableiten kann. Die Gleichung bedeutet, dass wir erst erklären müssen,
wie es kommt
, dass wir Dinge erfahren, ehe wir anfangen können, uns die Natur der Erfahrungen selbst zu erklären. Mit anderen Worten wird die Wahrnehmung durch das Sein beeinflusst. Und erst, wenn wir das Sein erklären, können wir wirklich unsere Wahrnehmung erklären.«
    »Jetzt alles klar?« Nimrod lachte wieder.
    Mr   Burton stand auf und fasste sich an den Kopf, als habe er plötzlich etwas begriffen. Er schüttelte den Kopf, als hätte die Bedeutung von Mr   Swaraswatis Worten sein Denken soeben gewaltig erschüttert. »Das ist es?«, fragte er. »Das ist es?«
    »Oh, oh, ich glaube, der Groschen ist gefallen«, stellte Nimrod fest. »Passt auf! Wenn ihm die wahre Bedeutung des Ganzen aufgeht, platzt ihm der Schädel.«
    »Onkel, bitte«, ermahnte ihn Philippa. »Versuche für einen Moment ernst zu bleiben. Was bedeutet es denn nun?«
    »Was es bedeutet?« Nimrod schien zu zögern. »Bist du sicher, dass ich dir das erklären soll? Manchmal ist es besser, lieber nichts von diesen Dinge zu verstehen. Wie der alte Tellerwäscher hier gesagt hat: Ist der Geist erst einmal aus der Flasche, kriegt man ihn sozusagen nicht wieder hinein.« Er zuckte die Schultern. »Was natürlich nicht stimmt. Wir sind der lebende Beweis dafür, aber du verstehst schon, was ich meine.«
    »Ich will wissen, was du weißt«, sagte Philippa.
    Nimrod sah ihr tief in die Augen.
    »Das ist nicht so einfach«, sagte er. »Und in gewisser Weise ist das die Quintessenz der Gleichung.« Er schnitt eine Grimasse und bemühte sich, nachdenklich auszusehen. »Man könnte sagen, es ist die ultimative Wahrheit. Denn egal, wie wir das Universum beschreiben, in dem wir leben, bleibt es doch eine Tatsache, dass sämtliche Experimente, die wir durchführen, und Theorien, die wir dafür ausarbeiten, auf unserer Fähigkeit basieren, Dinge zu erfahren oder nicht zu erfahren. Mit anderen Worten, können wir erst anfangen, die Physik unseres Universums zu begreifen, wenn wir zuerst klären, wie es kommt, dass wir ein Universum überhaupt erfahren können. Und da uns das niemals möglich sein wird, ist die ultimative Wahrheit   …«
    Nimrod verstummte. Er sah Philippa nicht mehr in die Augen, sondern starrte über ihre Schulter. Irgendetwas hatte ihn abgelenkt.
    »Was ist?«, fragte sie ungeduldig. »Was ist denn nun die ultimative Wahrheit?«
    »Es ist John«, sagte Nimrod.
    »John?«, fragte Philippa. »Was hat der denn damit zu tun?«
    »Alles«, sagte Nimrod und zeigte nach vorn. »Seht nur, da!«
    In der Ferne sah Philippa eine Gestalt in einem Pelzmantel eine gewaltige Bergflanke hinabstürzen. Sie fiel mit dem Kopf voran in beträchtlicher Geschwindigkeit und schien sich fast damit abgefunden zu haben, kopfüber in den Tod zu stürzen. Die offensichtliche Ruhe des Fallenden war schon seltsam genug. Noch seltsamer aber war die Tatsache, dass es so aussah, als habe er sich einen Wolf auf den Rücken geschnallt. Erst da begriff Philippa, dass der eindringliche, sirenenartige Ton, der ihr schon seit einiger Zeit in den Ohren gellte, das Heulen des Wolfes war. Philippa war Brillenträgerin, aber wenn sie die Brille aufhatte, war mit ihrer Sehkraft alles in Ordnung. Daher sah und fühlte sie auf

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