Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
nichts, Silvio. In diesem Wolf steckt der wiedergeborene Geist eines lieben alten Freundes von uns. Hab ich recht, Nimrod?«
»Voll und ganz, mein Junge.« Nimrod kniete sich hin und nahm die Pfote des Wolfs in die Hand. »Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen, Mr Rakshasas. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir Sie vermisst haben.«
Rakshasas bellte.
»Hier, lassen Sie mich Ihnen schnell die anderen vorstellen«, sagte Nimrod. »Das hier ist Silvio Prezzolini, der glückliche Mensch, den wir brauchen werden, um in Shamba-La Einlass zu finden, wie Sie uns informiert haben. Ja, ich habe Ihre Botschaft von Liskeard erhalten. Und über die Aufzeichnungen von Joseph Rock verfüge ich auch.«
Rakshasas bellte erneut und warf einen Seitenblick auf My.
»Was für wunderschöne blaue Augen er hat«, stellte diese fest.
»Das ist meine liebe Freundin My«, sagte Nimrod. »Sie ist die Leiterin des britischen KGB. Und das ist Mr Swaraswati, einer der Fakire von Faizabad.«
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte My.
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr Rakshasas«, sagte Mr Swaraswati.
»Und hier haben wir natürlich Mr Burton, Ihren ehemaligen Butler, den Sie ja bereits kennen.«
Rakshasas begrüßte My, Mr Swaraswati und Silvio Prezzolini mit aufmerksamem Gesichtsausdruck und wedelndem Schwanz. Doch sobald Nimrod ihm Mr Burton vorstellte, wich der Wolf knurrend zurück, legte die Ohren an und fletschte die Zähne, was ausgesprochen beängstigend aussah.
»He, was ist?«, fragte John und packte den Wolf bei seinem Fellkragen, für den Fall, dass dieser auf die Idee kommen sollte, jemanden anzugreifen.
Mr Burton wirkte betreten. »Es ist wahr, ich habe mich sehr verändert, seit er mich das letzte Mal gesehen hat. Das bleibt nicht aus, wenn man an einem Seilende oben im Atlasgebirge lebt.« Er tätschelte mit der flachen Hand seinen Bauch. »Ich bin um einiges dünner. Und natürlich hatte ich früher weder Bart noch lange Haare. Außerdem brauche ich ein Bad.«
»Das brauchen wir alle«, murmelte My.
Rakshasas hörte nicht auf, böse zu knurren.
»Trotzdem ist es ziemlich enttäuschend«, sagte Mr Burton. »Ich war sicher, dass er mich wiedererkennen würde.«
»Er selbst sieht auch ziemlich verändert aus«, stellte Philippa fest. »Mit den Augen eines Wolfs sieht man die Dinge eben wie ein Wolf. Nicht wie ein Dschinn oder ein Mensch. Wer kann schon wissen, was er denkt?«
»Ich kann das«, sagte John. »Zumindest wenn ich als Geist in ihn einfahre.«
Philippa schnalzte abfällig. »Das kann ja wohl jeder.«
»Was ist?«, fragte Nimrod den Wolf. »Erkennen Sie Ihren früheren Butler nicht mehr?«
»Mich hat er auch nicht sofort erkannt«, berichtete John. »Ich musste als Geist in ihn einfahren, bevor wir uns richtig nahekommen konnten.«
»Ja, das muss es sein«, meinte Nimrod.
»Vielleicht hilft es seiner Erinnerung auf die Sprünge, wenn er meinen Geruch aufnimmt«, schlug Mr Burton vor. Tapfer hielt er dem Wolf die Hand hin, damit er an ihr schnüffeln konnte. Doch Rakshasas bellte nur wütend und wich noch weiter zurück.
»Nein«, sagte John. »Das duldet er auch nicht.«
»Nun ja, es ist lange her.« Mr Burton wirkte ein wenig verletzt. »Anscheinend braucht er eine Weile, um sich an mich zu erinnern.«
»Keine Sorge«, sagte John, der die engste Bindung zu Rakshasas entwickelt und inzwischen das Gefühl hatte, ihn besser zu kennen als jeder andere. »Ich kann mir vorstellen, dass er einfach ein bisschen nervös ist, nach allem, was wir gerade durchgestanden haben. Vielleicht macht er sich auch Sorgen um Groanin.«
»Du hast recht«, sagte Nimrod. »Sobald wir ein Tässchen Tee getrunken haben, sollten wir uns wieder auf den Weg machen. Es wird bald dunkel werden. Je schneller wir nach Shamba-La kommen, desto schneller können wir zum Yellowstone-Park und meinen herzensguten Butler retten. Bei meiner Lampe, ich weiß wirklich nicht, was ich tun würde, wenn er je auf die Idee käme, sich zur Ruhe zu setzen und in Marokko ein heiliger Mann zuwerden. Das weiß ich wirklich nicht.« Kopfschüttelnd lächelte er Mr Burton an. »Wie lange standen Sie eigentlich in Mr Rakshasas’ Diensten?«
»Zwanzig Jahre«, sagte Mr Burton.
Nimrod nickte. »Groanin ist seit zehn Jahren bei mir«, sagte er. »Erst zehn Jahre, und dennoch ist er mir inzwischen unentbehrlich geworden. Und vor allem der beste Freund, seit Mr Rakshasas die nächste
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