Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
über eines der großen Geheimnisse des Universums erlangen, die der Tirthankar von Faizabad weitergegeben hatte. Ich vermute, dass ihn die Einstein-Dokumente auf die Idee gebracht haben, zu denen laut Rabbi Joshua auch ein ziemlich rätselhafter Tagebucheintrag über den Besuch ›des Mannes aus Lahore‹ gehört, damals, als der noch relativ unbekannte Einstein im Schweizer Patentamt in Bern beschäftigt war. Der Eintrag weist darauf hin,dass Einstein ein großes Geheimnis erfuhr und ein weiteres, ähnlich großes Geheimnis in Bumby in Yorkshire begraben liegt. Deshalb hat Jirjis seine Bettelfakire nach Bumby geschickt. Sie sollten Mr Swaraswatis
Dasa
finden – die Dienerin des begrabenen Fakirs –, um sich von ihr zu ihm führen zu lassen, sobald er sich zu erkennen gab.
Doch seine Pläne begannen schiefzulaufen, als seine Männer zwar die Dasa fanden, aber nicht Mr Swaraswati. Als Jirjis klar wurde, dass ich an der Sache dran bin, beschloss er, sich meiner Hilfe zu bedienen, ohne dass ich davon wusste. Damit ich, und damit auch du, Philippa, den Fakir zu ihm bringen.«
»Aber woher wusste er das?«, fragte My. »Woher wusste er, dass Sie an dem Fall dran sind?«
»An jenem Tag, an dem Sie zu mir nach London kamen«, sagte Nimrod, »wurden Sie verfolgt, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt.« My nickte. »Ich erinnere mich. Damals hielt ich den Kerl einfach für einen Straßenräuber.«
»Er arbeitete höchstwahrscheinlich für Jirjis«, sagte Nimrod. »Ich vermute, dass er Sie in Ihrer Funktion als Kopf des KGB im britischen Geheimdienst verfolgte. Schließlich fällt beides, sowohl Glück als auch Unglück, in Ihr Ressort, nicht wahr? Jirjis wollte sehen, was Sie unternehmen, wie Sie auf die Krise reagieren. Und als Sie mich ins Boot holten, hat er sofort beschlossen, sich das zunutze zu machen.«
»Aber warum hat er Mr Swaraswati dann nicht entführt, als My und ich mit ihm nach London zurückkamen?«, fragte Philippa. »Warum hat er uns auf dieser Reise begleitet?«
»Weil du Mr Swaraswati verloren hast, Philippa«, erklärte Nimrod. »Als der Blitz deinen Teppich entzweiriss. Wir haben ihn erst in Frankfurt wiedergefunden, erinnerst du dich?«
»Ach ja«, sagte Philippa. »Das hatte ich ganz vergessen.«
»Ich nicht«, sagte My.
»Ich auch nicht«, sagte Mr Swaraswati.
»Zu diesem Zeitpunkt hatte Mr Burton natürlich schon mein Vertrauen gewonnen«, erklärte Nimrod weiter. »Und Jirjis muss sich gedacht haben, dass es nicht lange dauern kann, bis Mr Burton auch Mr Swaraswatis Vertrauen erlangt.« Liebevoll streichelte Nimrod Rakshasas. »Aber Ihr Vertrauen hat er nicht gewonnen, stimmt’s? Sie wussten Bescheid, sobald Sie ihn sahen.«
Rakshasas gab ein kurzes Bellen von sich.
»Da war es natürlich schon zu spät«, fuhr Nimrod fort. »Ich hatte Mr Swaraswati in meiner Dummheit schon überredet, sein Geheimnis preiszugeben.«
»Du hattest einen Schlag auf den Kopf bekommen«, nahm Philippa ihn in Schutz.
»Die Enthüllung des Geheimnisses war ein weiterer Punkt, der ihn mir verdächtig machte«, sagte Nimrod. »Ein Mann wie Mr Burton, der zwanzig Jahre seines Lebens nach geistiger Erleuchtung gesucht hat, hätte den mathematischen Beweis Gottes wohl mit etwas mehr Begeisterung begrüßt. Jiris dagegen brauchte einen solchen Beweis natürlich nicht, daher war er mehr als nur ein bisschen enttäuscht, dass Mr Swaraswatis großes Geheimnis keine weltbewegende physikalische Formel ist wie E = mc², sondern etwas, das für ihn keinerlei praktischen oder finanziellen Nutzen hat.«
»Wenn du ihn im Verdacht hattest«, sagte Philippa, »was sollte dann der ganze Quatsch mit dem Tee?«
Nimrod lächelte. »Ich habe nicht erwartet, dass eine Amerikanerin das versteht.«
»Ich glaube, ich verstehe es«, sagte John. »Das war ein Test. Um dich endgültig zu vergewissern. Du wusstest, dass der echte Mr Burton den Nachmittagstee immer mit kalter Milch und nie mit Zitrone servieren würde.«
»Ganz genau. Und nicht nur das. Mr Rakshasas konnte Darjeeling-Tee nicht ausstehen. Er hat immer Ceylon-Tee vorgezogen.«
»Aber My war im Begriff, alles auffliegen zu lassen, und du konntest sie nicht zum Schweigen bringen«, fuhr John fort.
Nimrod nickte. »So war es leider.«
»Das tut mir wirklich leid«, sagte My. »Aber woher sollte ich das wissen?«
»Es war nicht Ihre Schuld, meine Liebe«, sagte Nimrod. »Ich konnte mich nur beim besten Willen nicht mehr an das Wort
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