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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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begraben.«
    Nimrod nickte.
    »Was sind das eigentlich für Mönche?«, fragte My.
    »Das weiß ich nicht, ehrlich gesagt«, gab Nimrod zu. »Aber ich habe natürlich Geschichten gehört.«
    Sie kehrten zum fliegenden Teppich zurück.
    »Was machen wir mit ihm?« Philippa zeigte auf den Golem.
    »Den nehmen wir bestimmt nicht mit«, sagte Nimrod. »Nicht nach all den Schwierigkeiten, die er verursacht hat.«
    Philippa schüttelte den Kopf. »Sollen wir ihn einfach hierlassen?«
    »Es gibt nicht allzu viele Möglichkeiten«, sagte Nimrod. »Außer vielleicht sein Äußeres so zu verwandeln, dass er besser in die Landschaft und zur tibetischen Kultur passt.«
    Nimrod zog an seiner Zigarre und blies einen gewaltigen Rauchring in die Luft, den er wieder einsog und erneut ausblies, während er gleichzeitig sein Fokuswort aussprach. Der Zigarrenrauch verharrte einen Moment lang wie ein Heiligenschein über dem Golem, um sich dann wie ein Gazeschleier über ihn zu legen, sodass die Gestalt des jetzt unbelebten Tonwesens kurzzeitig vernebelt wurde. Als sich der Rauch verzog, hatte sich die Gestalt des Golems verändert, und statt der bösen und brutal aussehenden menschlichen Gestalt sah man nun eine eher gütig wirkende Buddha-Statue. Sie bestand aus verwittertem Steinund wirkte so, als säße sie schon ein gutes Jahrhundert an diesem Platz.
    »So ist es besser, glaube ich«, sagte Nimrod.
    Philippa zuckte zusammen. Ihr wurde klar, dass sie sich nie daran gewöhnen würde, Leute in Tiere zu verwandeln oder, wie in diesem Fall, einen bösen Dschinn in einer Steinstatue einzuschließen. »Meinst du vielleicht«, sagte sie.
    »Ja, das meine ich«, sagte Nimrod.
    »Kapierst du denn nicht?«, rief John. »Er hat Mr   Burton umgebracht.«
    »Das ist trotzdem kein Grund«, beharrte Philippa.
    »Es ist nicht immer leicht, in solchen Fragen Entscheidungen zu treffen, Philippa«, sagte Nimrod. »Etwas Derartiges zu tun, macht mir keinen Spaß. Das kannst du mir glauben. Aber wenn Adel verpflichtet, dann gilt das für Dschinn nur umso mehr.«
    »Wenn du mich fragst, hat er es nicht anders verdient«, sagte John. »Ohne diese blöden Tintenflecke wäre ich nie in den Yellowstone-Park geflogen und Groanin wäre mir nicht nachgekommen. Dann wäre der arme Kerl jetzt bei uns, statt unter einem Berg von Schnee und Eis begraben zu liegen.« Er schüttelte den Kopf. »Warum hat Jirjis das überhaupt gemacht?«
    »Ich habe dir doch erzählt, dass ich mit Jirjis’ Vater Rajmus einmal ein Dschinnduell ausgetragen habe«, sagte Nimrod. »Es endete damit, dass Rajmus auf die Größe eines Atoms geschrumpft und infolgedessen zerstört wurde. Was höchst bedauerlich war. Auf jeden Fall vermute ich, dass Jirjis eine Gelegenheit sah, sich über John an mir zu rächen, ohne dabei seine Identität preiszugeben, und dass er einfach nicht widerstehen konnte. Er hoffte, mich zu verletzen und dich vielleicht zu zerstören. Zumindest aber spekulierte er darauf, dass es leichterwäre, mit zwei Dschinn fertigzuwerden als mit dreien. Und ohne jeden Zweifel hatte er weitere Racheakte gegen mich und die Meinen geplant, sobald er das Geheimnis des Tirthankars in Erfahrung gebracht hätte.«

Ein Dickens’scher Schrecken

    In seinem Zelt warf Groanin, der sich fest in seinen orangefarbenen Schlafsack eingewickelt hatte,
David Copperfield
beiseite und seufzte genervt. Trotz der sonst so verlässlichen Hilfe von Charles Dickens’ berühmtestem Roman gelang es dem englischen Butler nicht, einzuschlafen, und er fragte sich, ob es damit zu tun haben könnte, dass er weder völlig tot noch richtig am Leben war. Was, bei Licht betrachtet, eine zutreffende Beschreibung für fast alle Charaktere war, die in
David Copperfield
auftauchten, wie Groanin fand.
    »Ich frage mich, ob die Leute jemals wirklich so waren«, sagte er laut. »So langweilig und leblos, dass sie genauso gut tot sein könnten.«
    Er schauderte und robbte sich mitsamt seinem Schlafsack wie eine fette orangefarbene Riesenraupe aus dem Zelt, um seine Hände an der Glut des Feuers zu wärmen. Doch die Glut hatte keine Wärme. Nicht einmal, als er ein paar kleine Zweige ins Feuer warf, um die Flammen anzuschüren. Es kam ihm merkwürdig vor, dass er sich nicht aufwärmen konnte und das Feuer keine Hitze zu enthalten schien.
    »Vielleicht ist das noch so eine Besonderheit meines Zustands«, sagte er. »Vielleicht kann man einfach nicht richtig warm bleiben, wenn man weder noch ist. Eigentlich nicht

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