Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
Geist wäre, hätte sie mich gehört.«
»Dann muss sie wieder in ihrem Körper sein«, sagte Nimrod. »Sie kann sonst nirgends hingegangen sein.« Er nahm die Nachttischlampe, hielt sie vor Faustinas Augen und sah, dass sich ihre Pupillen leicht zusammenzogen. »Wie ich es mir gedacht habe. Sie ist wieder in ihrem Körper. Aber sie ist gelähmt.« Er stand auf. »Groanin. Nimm sie und trage sie auf die Terrasse hinaus. Lege sie auf den Liegestuhl, der in der prallen Sonne steht. Vielleicht schaffen wir es damit.«
Groanin wickelte Faustina in ein Laken und trug sie hinaus auf die nach Jasmin duftende Terrasse. In der Ferne ertönte der schwere, düstere Klang einer Kirchenglocke, als verkünde sie das Scheitern ihres Unternehmens.
Nimrod beugte sich wieder über Faustina und sah ihr forschend in die Augen. »Ich nehme an, sie kann jedes Wort hören, das wir sagen. Aber nach all den Jahren kann sie ihre Muskeln nicht bewegen. Kaum überraschend, wenn man genauer darüber nachdenkt. Mr Rakshasas hat mich gewarnt, dass so etwas passieren könnte.«
»Und was jetzt?«, fragte John besorgt. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Wir müssen ihr einen anaphylaktischen Schock versetzen«, sagte Nimrod. »Etwas, das in ihrem Körper auf einen relativ harmlosen Stoff eine massive allergische Reaktion auslöst.«
»Meinst du so was wie Erdnussbutter?«, fragte Philippa.
»In der Art«, sagte Nimrod.
»Aber wie? Sie kann doch nichts essen?«
Nimrod holte seine Geldbörse heraus und gab Groanin eineVisitenkarte und eine Handvoll Geld. »Groanin, ich möchte, dass Sie zum Wagen zurückkehren und nach Padua fahren. Suchen Sie die Adresse auf, die auf der Karte steht, und reden Sie dort mit einem Schweinebauern namens Cesare Medici.«
»Nach Padua? Kann ich ihn nicht einfach anrufen, Sir?«
»Zum einen hat er kein Telefon«, erklärte Nimrod. »Und zum anderen arbeitet er nur im Münzbetrieb. Damit meine ich, dass er erst Geld sehen und riechen muss, bevor er für irgendjemanden einen Finger rührt. Geben Sie ihm das Geld und richten Sie ihm aus, dass er noch mehr erhält, wenn er auf der Stelle mit Ihnen zurückkommt. Sagen Sie ihm, dass wir dringend die Hilfe seiner kleinen Freunde benötigen. Dann weiß er Bescheid. Sie können ihn leicht erkennen. Er trägt häufig einen sehr langen Bart. Apropos: Lassen Sie sich nicht nervös machen, wenn Sie ihn sehen. Er ist ein klein wenig exzentrisch.«
»Exzentrisch?«, wiederholte Groanin, der jetzt schon nervös wurde. »Exzentrisch inwiefern? Bei allem gebotenen Respekt, Sir, aber Ihre Vorstellung von exzentrisch ist ein klein wenig exzentrischer als das, was andere Leute darunter verstehen. Wen Sie für exzentrisch halten, nennen die meisten anderen einen gemeingefährlichen Irren.«
»Vielleicht sollte ich Groanin lieber Gesellschaft leisten«, schlug John vor. »Ich meine, Finlay und ich.«
»Vielen Dank, Finlay«, sagte Groanin. »Ich meine, John. Oder wer immer du bist.«
»Sehr schön«, sagte Nimrod. »Philippa und ich werden uns einige Sehenswürdigkeiten anschauen, während wir auf eure Rückkehr warten. Es ist nicht weit nach Padua. Mehr als zwei, drei Stunden sollte es nicht dauern. Ihr werdet gerade rechtzeitigzu einem wunderbaren Abendessen zurück sein. Ach ja, und vergesst nicht, ein wenig Spezialhonig zu kaufen. Cesare Medicis Spezialhonig ist der beste der Welt.«
Vom Hotel nahmen Groanin und Finlay ein Boot, das sie zum Parkplatz im Osten der Stadt brachte. Von dort aus fuhren sie in Richtung Süden nach Padua, eine der ältesten Städte Italiens und Schauplatz einer der humorlosesten Komödien von Shakespeare. Wie Nimrod vorhergesagt hatte, brauchten sie etwa eine Stunde, um hinzufahren und Cesare Medicis Schweinefarm ausfindig zu machen.
Als sie das Tor passierten und dem Feldweg zum Haus folgten, kurbelte Groanin das Fenster herunter und sog misstrauisch die Luft ein. »Riecht nicht besonders nach Schweinefarm«, stellte er fest und las im Vorüberfahren ein Schild, auf dem stand: PROFUMO VEITATO/PARFÜM VERBOTEN. »Warum verbieten sie auf einer Schweinefarm Parfüm? Wo Schweine doch so stinken.«
»Vielleicht mögen Schweine den Geruch von Parfüm nicht«, vermutete John. »Vielleicht sollten Sie lieber im Auto bleiben, wenn wir ankommen.«
»Wenn ich wirklich Parfüm an mir hätte, würde ich dir vielleicht recht geben«, sagte Groanin. »Aber so ist es nicht. Ich trage
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