Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
Dschinnkraft den Wurf verändert zu haben. Aber natürlich hielten alle das für Philippas Geständnis. Es war eine unglaublich geschickte Täuschung.«
»Solche Dinge passieren, wenn man sich mit Dschinn einlässt«, sagte Mrs Gaunt. »Manche von ihnen sind einfach Teufel. Gemeine, finstere Gesellen. Deswegen wollte ich auch nichts mehr zu tun haben mit ihnen und ihren leidigen Tricks. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich mein Möglichstes getan habe, um euch vom Dschinnvolk fern zu halten. Ich wollte euch vor genau solchen Erfahrungen schützen.«
»Und wenn jeder so handeln würde wie du, Layla?«, fragte Nimrod leise. »Wo wäre die Welt dann? Ob es dir gefällt oder nicht, wir Dschinn sind die Hüter des Glücks in diesem Universum. Wir haben die Verantwortung, die Homöostasis zu wahren.«
(Homöostasis nennen die Dschinn das Gleichgewicht zwischen Glück und Unglück, das mit Hilfe eines Glücksmeters gemessen wird. Das größte und präziseste Glücksmeter befindet sich in Berlin am Hof des Blauen Dschinn von Babylon.)
»Wir müssen immer darauf achten, dass das von den bösen Dschinn geschaffene Unheil nicht das Glück überwiegt, das von Stämmen wie dem unseren in die Welt gebracht wird.«
Philippa kam zu der Ansicht, dass sie Ayesha vielleicht doch falsch eingeschätzt hatte. Sie fing wieder an zu weinen, was einen hilflosen Seufzer ihrer Mutter nach sich zog. »Es war so beschämend, Mutter«, sagte Philippa. »Und noch dazu vor allen anderen.«
»Ich weiß, Liebling. Aber Nimrod hat Recht. Wir können wirklich nichts tun. Ayesha ist nicht die Frau, die eine Entscheidung zurücknimmt. Diese Dame ist nicht leicht umzustimmen.«
»Das habe ich nicht ganz so gesagt«, wandte Nimrod ein. »Ich habe gesagt, dass es der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort war. Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, wie man Ayesha dazu bringen könnte, die Disqualifikation zu widerrufen und damit Philippas Ruf vor den Dschinn wiederherzustellen. Ja, ich behaupte sogar, Ayesha könnte ihren eigenen Ruf riskieren, wenn sie es nicht tut.«
»Was meinst du damit, Nimrod?«, fragte Mrs Gaunt.
»Ich meine damit, dass jemand Salomons Grimoire gestohlen hat.«
»Das ist doch unmöglich!« Mrs Gaunt klang schockiert. »Wie denn das?«
»Ich bin froh, dass du die Tragweite der Sache verstehst, Layla«, sagte Nimrod. »Kannst du dir vorstellen, was es für Folgen haben könnte, falls die Ifrit, die Ghul oder die Shaitan das Buch in die Hände bekämen?«
»Natürlich kann ich das«, sagte sie. »Ich halte mich zwargern aus den Angelegenheiten der Dschinn heraus, Nimrod, aber ich bin nicht dumm. Es wäre katastrophal, wenn das Grimoire in die falschen Hände geriete. Kein Dschinn, ob gut oder böse, wäre mehr sicher.«
»Nicht mal einer, der sich lieber aus ihren Angelegenheiten heraushält.«
»Stimmt«, sagte Mrs Gaunt.
»Ich kann mich erinnern, dass du John und mir von Salomons ›Großem Buch des Schmollens‹ erzählt hast«, sagte Philippa. »Geht es um dieses Buch?«
»Leider nicht«, sagte Nimrod. »Das Grimoire ist ein viel weitreichenderes Buch. Es enthält die unterschiedlichsten Beschwörungen und magischen Formeln, die dem Besitzer des Buches grenzenlose Macht über alle Dschinn geben. Die Wirkung einer solchen Formel könnte uns für immer in die Dienste eines anderen zwingen. Es würde endlose Sklaverei bedeuten. Nicht zu reden vom völligen Zusammenbruch der Homöostasis. Die Welt, wie wir sie kennen, würde in Chaos und Anarchie versinken.«
»Aber wie um Himmels willen konnte das passieren?«, fragte Mrs Gaunt. »Es heißt doch, dass Ayesha dieses Buch unter absolut dschinnsicheren Bedingungen aufbewahrt. In einem speziellen Safe, von einem namhaften deutschen Wissenschaftler konstruiert und unmöglich zu knacken. Ich erinnere mich, dass sie uns davon erzählt hat. Und warum hat sie den Verlust mit keinem Wort erwähnt? Wie will sie es rechtfertigen, dass sie sich die Zeit nimmt, als Schiedsrichter in einem belanglosen Dschinnverso-Turnier aufzutreten? Ausgerechnet jetzt, nach einem solchen Vorfall?«
»Sie weiß noch gar nicht, dass es weg ist«, sagte Nimrod. »Zumindest wurde mir das so berichtet.«
»Von wem?«
»Izaak Balayaga.«
»Nie gehört«, sagte Mrs Gaunt.
»Er ist Dschinnwächter im Topkapi-Palast in Istanbul«, erklärte John seiner Mutter. »Jetzt verstehe ich überhaupt! Das ist also die Sache um Leben und Tod, von der er dauernd geredet hat.«
»In Wahrheit
Weitere Kostenlose Bücher