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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mühe, die Segeloberfläche zu verringern.
    Es war John Mangles darum zu thun, den größten Theil des Segelwerkes möglichst so zu belassen, um die Yacht dadurch zu stützen und ihre schwankenden Bewegungen gelinder zu machen.
    Nachdem diese Vorsichtsmaßregeln ergriffen waren, gab er Austin und dem Rüstmeister Befehle, dem Anprall des Sturmes, der bald losbrechen mußte, zu begegnen. Alles geschah nach des Kapitäns Anordnung, und dieser stand da wie ein Officier auf der Höhe einer Schanze, wich und wankte nicht, und strebte von seinem Posten aus dem sturmbewegten Himmel seine Geheimnisse zu entreißen.
    Das Barometer war jetzt auf sechsundzwanzig Zoll herabgesunken, ein so niedriger Stand der Quecksilbersäule, wie er nur selten vorkommt; das Sturmglas 3 zeigte den Sturm an.
    Es war jetzt ein Uhr Mittags. Eben wagten es Lady Helena und Miß Grant, die in ihrer Kajüte zu heftig hin-und hergeschüttelt wurden, auf das Verdeck zu kommen. Der Wind, welcher im Augenblicke eine Schnelligkeit von vierzig Toisen in der Secunde hatte, pfiff durch das Takelwerk mit äußerster Heftigkeit und die Metallsaiten desselben tönten, wie die eines Instrumentes, als ob sie ein riesiger Bogen in heftige Schwingungen versetzt hätte. Die Zugwinden schlugen an einander, das Takelwerk aber pfiff scharf beim Hinausziehen. Die Segel donnerten wie Kanonenschläge, immer mächtiger wälzten sich die Wogen auf die Yacht los, die wie ein Eisvogel sich auf ihren schäumenden Spitzen schaukelte.
    Sobald der Kapitän John die Passagiere bemerkt hatte, eilte er auf sie zu und bat sie inständig, in die Kajüte zurückkehren zu wollen. Gerade jetzt wurde das Schiff von einigen großen Wellen überspült.
    In jedem nächsten Augenblicke konnte eine Welle hinwegfegen, was sich auf dem Verdeck befand.
     

    »Nun gebt Acht!« rief der junge Kapitän. (S. 303.)
     
    Das Toben der Elemente war damals so stark, daß Lady Helena den jungen Kapitän kaum verstehen konnte. Sobald der Sturm nur eine Minute nachließ, richtete sie die Frage an ihn:
    »Es ist doch nicht etwa Gefahr vorhanden?
    – O, durchaus nicht, meine Damen, antwortete John Mangles, aber Sie dürfen unter keinen Umständen auf dem Verdeck bleiben, und auch Sie nicht, Miß Mary.«
    Lady Glenarvan und Miß Grant folgten der Weisung, die fast wie eine Bitte klang, unverzüglich, und gerade als sie wieder in die Kajüte traten, brandete eine Welle über das Hinterverdeck hinaus und es zitterten die Scheiben des Treppenschutzdachs in ihren Fugen.
    Im selben Moment verdoppelte sich die Heftigkeit des Sturmes; die Masten bogen sich unter dem Druck der Segel, und es schien fast, als ob die Yacht sich über die Fluthen erhebe.
    »Den Vordermast aufgeien! Das Mars-und die Fockmastsegel einziehen!« commandirte jetzt John Mangles, und die Matrosen stürzten sich auf ihre Posten. Die Hißtaue wurden schießen gelassen, die Geitaue stärker angezogen, die Vorderstagsegel mit lärmendem Getöse beigezogen, und der Duncan, dem schwarze Rauchsäulen entströmten, fuhr mit ungleichen Schlägen der Schraube die mitunter aus den Wogen herausragte.
     

    Die Boote gehen an’s Land. (S. 307.)
     
    Mit Bewunderung und Entsetzen zugleich sahen Glenarvan, der Major, Paganel und Robert diesem Kampfe des Duncan mit den Wogen zu. Sie mußten sich aber dabei fest an die Geländer klammern; ein Wort mit einander zu wechseln war ihnen nicht möglich; stumm betrachteten sie die Reihen der geflügelten Satansboten, die unglückseligen Sturmvögel, die in den entfesselten Winden flatterten.
    Da vernahmen sie plötzlich neben dem Toben des Sturmes ein furchtbares Pfeifen. Gleichzeitig begann außerordentlich heftig der Dampf auszuströmen und zwar nicht auf dem gewohnten Wege, sondern durch die Ventilklappen; die Alarmpfeife ertönte mit einer ungewöhnlichen Stärke; Wilson aber, der am Rade stand, wurde plötzlich durch einen Schlag mit der Stange niedergeworfen. Der Duncan hatte keine Führung mehr.
    »Was ist das? rief John Mangles, und lief auf den Steg.
    – Das Schiff legt sich schief! antwortete Tom Austin.
    – Um Gottes Willen, ist das Steuerrad entzwei?
    – An die Maschine, an die Maschine!« rief jetzt der Ingenieur.
    Alsbald stürzte John nach der Maschine hin und eilte die Treppe hinab. Der ganze Raum war eine Dampfwolke; die Stempel bewegten sich nicht in den Cylindern, das Triebwerk stand still.
    Der Maschinist, der jetzt die Vergeblichkeit seiner Anstrengungen sah, und da er für seine Kessel

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