Die Kinder des Kapitän Grant
Ayrton sah den Major ganz betroffen an. Paganel, Lady Helena und die Matrosen waren sehr geneigt, das Vorhaben des Quartiermeisters zu unterstützen. Nachdem der Major es gethan, trugen sie nicht das geringste Bedenken mehr.
Somit erklärte denn Glenarvan den Plan Ayrton’s im Princip für angenommen. Zu John aber sprach er:
»Meinen Sie nicht, daß uns die Klugheit gebietet, so zu handeln, an den Ufern des Flusses zu bleiben, und auf die Transportmittel zu warten?
– Ich meine, erwiderte John Mangles, wenn ein Bote von uns über den Snowy kommen kann, können wir es auch!«
Alles blickte auf den Quartiermeister; der aber lachte wie ein Mann, der seiner Sache sicher ist.
»Der Bote braucht gar nicht über den Fluß zu setzen, entgegnete er.
– Ach so!
– Er schlägt einfach die Straße nach Lucknow ein, die ihn direct nach Melbourne führt.
– Zweihundertundfünfzig Meilen soll er zu Fuß zurücklegen! rief der junge Kapitän.
– Nein, aber zu Pferde, erwiderte Ayrton. Es ist uns doch ein gutes Reitpferd geblieben. Damit läßt sich der Weg in vier Tagen machen. Rechnen Sie zwei Tage dazu, um mit dem Duncan in die Bai hinüber zu fahren, dann noch vierundzwanzig Stunden, um in das Lager zurückzukehren, so kommt eine Woche heraus, in welcher der Bote sammt der Mannschaft wieder hier sein kann.«
Der Major stimmte durch Kopfnicken den Worten Ayrton’s bei, und es kam nur darauf an, den in Wahrheit wohl überlegten Plan auszuführen.
»Nun, meine Freunde, handelt es sich darum, unseren Boten zu wählen. Es wird, wie ich nicht verkenne, eine schwierige und gefahrvolle Reise sein. Wer will sich für seine Gefährten aufopfern und unsere Instructionen nach Melbourne bringen?«
Unverzüglich erboten sich dazu Wilson, Mulrady, John Mangles, Paganel und selbst Robert. John namentlich bestand fast eigensinnig darauf, daß ihm diese Mission übertragen werde. Da ergriff Ayrton, der sich bis jetzt noch nicht gemeldet hatte, das Wort und sagte:
»Wenn es Ew. Herrlichkeit recht ist, so will ich die Reise auf mich nehmen. Ich kenne doch das Land einigermaßen. Wie oft schon bin ich durch seine gefährlichsten Strecken gereist. Ich finde mich da heraus, wo ein Anderer unfehlbar hängen bleibt. Ich bitte deshalb in gemeinsamem Interesse, mich nach Melbourne begeben zu dürfen. Es genügt ein Wort, um mich bei Ihrem Stellvertreter zu accreditiren, und in sechs Tagen verpflichte ich mich, den Duncan in die Twofold-Bai hinüber zu führen.
– Gut gesprochen, entgegnete Glenarvan. Sie sind ein Mann von Einsicht und Muth, und Sie werden wohl auch Glück haben.«
Offenbar war der Quartiermeister geeigneter als irgend ein Anderer, diese schwierige Mission auszuführen. Das sah ein Jeder ein und beschied sich. Nur John Mangles machte einen letzten Einwand, indem er sagte, die Anwesenheit Ayrton’s sei durchaus nothwendig zur Auffindung der Spuren der Britannia oder Harry Grant’s. Aber der Major entgegnete ihm, die Expedition bliebe an den Ufern des Snowy gelagert, bis Ayrton zurückkomme, und es liege gar nicht in der Absicht, ohne ihn die wichtige Nachforschung anzustellen, folglich könne auch seine Abwesenheit die Interessen des Kapitäns in keinerlei Weise beeinträchtigen.
»So reisen Sie denn also, Ayrton, sagte Glenarvan. Lassen Sie sich die Sache angelegen sein und kommen Sie über Eden nach unserem Lager am Snowy zurück.«
Des Quartiermeisters Auge glänzte im Gefühl der Befriedigung. Er wandte das Gesicht ab, aber so schnell er es immer that, John Mangles war es doch aufgefallen. Instinctmäßig fühlte John, wie sein Verdacht gegen Ayrton nur zunahm.
Der Quartiermeister traf nun seine Vorkehrungen zur Abreise, wobei ihm die beiden Matrosen zur Hand gingen, indem der eine sein Pferd, der andere die Reisevorräthe besorgte. Unterdessen schrieb Glenarvan den Brief an Tom Austin.
»Ich werde gehen!« sagte Ayrton. (S. 463.)
Er befahl dem Unterbefehlshaber des Duncan, sich unverzüglich in die Bai Twofold zu begeben. Er empfahl ihm den Quartiermeister als einen Mann, der sein volles Vertrauen verdiene. Nach Ankunft an der Küste solle Tom Austin eine Abtheilung Matrosen der Yacht unter Ayrton’s Befehl stellen …
Da krachte ein Schuß. (S. 465.)
Als Glenarvan an dieser Stelle seines Briefes war, fragte ihn Mac Nabbs, der ihm beim Schreiben zusah, in auffallendem Tone, wie er den Namen Ayrton schreibe.
»Ei nun, so wie man ihn ausspricht, erwiderte Glenarvan.
– Das ist irrig,
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