Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
schwerfällige – Gefährt rührte sich nicht von der Stelle. In dem Thon, der bereits trocken geworden war, wurde es so fest zurückgehalten, als wenn es in hydraulischen Kalk eingelassen wäre.
    John Mangles ließ jetzt, um ihn nachgiebiger zu machen, den Thon benetzen, aber auch das war vergebens. Das Gefährt blieb unbeweglich. Noch einmal machten Menschen sowohl wie Thiere einen Versuch mit Aufgebot aller ihrer Kräfte. Wofern man nicht die Maschine Stück für Stück auseinander nahm, mußte man darauf verzichten, sie aus dem Schlammloche zu ziehen. Und wenn das Werkzeug fehlte, konnte man selbst an so etwas nicht denken.
    Ayrton, der um jeden Preis die Schwierigkeiten überwinden zu wollen schien, war eben daran, von Neuem alle Kräfte aufzubieten, als Lord Glenarvan dazukam und ihn anrief:
    »Halt, Ayrton, es ist genug. Wir müssen die beiden Thiere, die uns geblieben, nothwendig schonen. Während wir unsere Reise zu Fuß fortsetzen, kann das eine von ihnen unsere Damen, das andere unsere Vorräthe fortschaffen. Also können sie uns noch ganz gute Dienste erweisen.
    – Gewiß, Mylord, entgegnete der Quartiermeister, und spannte die erschöpften Thiere aus.
    – Kommen Sie jetzt, meine Herren, sagte Glenarvan, und lassen Sie uns zu unserer Lagerstätte zurückgehen, dort die Situation in Erwägung ziehen und zusehen, was für gute und was für schlimme Aussichten sind, um danach unsere Entschließung zu fassen.«
    Nach einer kleinen Weile erholten sich unsere Reisenden von dieser schlimmen Nacht durch ein ganz leidliches Dejeuner. Gleichzeitig wurde die Berathung eröffnet und jeder aufgefordert, seine Meinung abzugeben.
    Vor allem indeß handelte es sich darum, den geographischen Ort des Lagers ganz genau zu wissen. Paganel, dem diese Sorge zufiel, machte die Bestimmung mit der gewünschten Schärfe. Nach seiner Berechnung befand sich die Expedition auf dem siebenunddreißigsten Parallelkreis und zwar 147°53’ östlicher Länge, am Ufer des Snowy-Flusses.
    »Und welches ist genau die Lage der Twofold-Baiküste? fragte Glenarvan.
    – Einhundertundfünfzig Grad, antwortete Paganel.
    – Das wäre also ein Unterschied von zwei Graden und sieben Minuten? …
    – Ja wohl von fünfundsiebenzig Meilen.
    – Und Melbourne liegt? …
    – Mindestens zweihundert Meilen entfernt.
    – Gut. Da unsere Lage nun genau bestimmt ist, was soll nunmehr geschehen?«
    Die Antwort lautete einstimmig: Ohne Verzug nach der Küste sich begeben. Sogar Lady Helena und Mary Grant machten sich anheischig, täglich fünf (englische) Meilen zurückzulegen. Die muthigen Frauen schreckten nicht vor dem Gedanken zurück, die Strecken zwischen dem Snowy-Flusse und der Twofold-Bai, wenn es sein müßte, zu Fuße zu gehen.
    »Du bist meine wackere Reisegefährtin, liebe Helena, meinte Lord Glenarvan. Aber finden wir, fragte er, auch sicher, wenn wir an der Bai ankommen, die Hilfsquellen, deren wir benöthigen?
    – Ohne allen Zweifel, entgegnete Paganel. Eden ist eine Municipalstadt, die schon seit einer Reihe von Jahren besteht. Zwischen ihrem Hafen und Melbourne muß sogar ein ziemlich lebhafter Verkehr stattfinden. Ich vermuthe auch, daß wir fünfunddreißig Meilen von hier, zu Delegete, an der Grenze von Victoria, uns frisch verproviantiren können und genügende Transportmittel finden.
    – Und wie ist es mit dem Duncan, fragte Ayrton, halten Sie es nicht für angemessen, ihm Meldung zu senden und ihn in die Bai kommen zu lassen?
    – Was halten Sie davon, John, fragte Glenarvan.
    – Ich glaube nicht, daß Ew. Herrlichkeit sich hierin übereilen soll, erwiderte der junge Kapitän, nachdem er darüber sich besonnen. Es wird noch immer Zeit genug sein, Ihre Befehle Tom Austin zu ertheilen und ihn an die Küste kommen zu lassen.
    – Das ist allerdings klar, fügte Paganel hinzu.
    – Bedenken Sie, sprach John Mangles weiter, daß wir in vier bis fünf Tagen bereits in Eden sind.
    – Sie meinen, in vier, fünf Tagen! entgegnete Ayrton kopfschüttelnd. Sagen Sie in vierzehn bis zwanzig Tagen, Kapitän, wenn Ihnen Ihr Irrthum nicht später leid sein soll.
    – Zu fünfundsiebenzig Meilen vierzehn bis zwanzig Tage! rief Glenarvan.
    – Mindestens, Mylord. Sie müssen ja den schwierigsten Theil von Victoria durchreisen, eine wahre Einöde, wo Alles fehlt, sagen die Squatters, durch große Strecken Gebüsch, ohne gebahnten Weg, wo sich bis jetzt noch keine Stationen errichten ließen. Nur mit dem Beil oder mit der Fackel in der Hand

Weitere Kostenlose Bücher