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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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giftige Pflanze hat ihm erlaubt, nach und nach unsere Pferde und Ochsen zu tödten. Dann, im richtigen Augenblick, hat er uns in die Sümpfe des Snowy gefahren und den Banditen überliefert, die er commandirt.«
    Es war Alles über Ben Joyce gesagt worden, seine Vergangenheit vom Major festgestellt, und der Elende erschien als das, was er war, ein kühner und Schrecken erregender Verbrecher. Seine klar bewiesenen Absichten erforderten von Seiten Glenarvan’s eine außerordentliche Wachsamkeit. Glücklicherweise hatte man vom entlarvten Banditen weniger zu fürchten, als vom Verräther.
    Aber aus dieser klaren Darlegung der Sachlage entsprang eine ernste Folge, an die noch Niemand gedacht hatte.
    Nur Mary Grant schaute, während man die Vergangenheit besprach, in die Zukunft.
    John Mangles sah gleich, wie sie erblaßte und alle Hoffnung fallen ließ Er begriff, was in ihrer Seele vorging.
    »Miß Mary, Miß Mary, rief er aus, Sie weinen!
    – Du weinst, mein Kind? sagte Lady Helena.
    – Mein Vater! Madame, mein Vater!« versetzte das junge Mädchen.
    Sie konnte nicht fortfahren. Aber ein plötzliches Licht ging im Geiste eines Jeden auf. Man begriff den Schmerz Miß Mary’s, weshalb ihre Thränen flossen, weshalb der Name ihres Vaters auf ihre Lippen trat.
    Die Entdeckung von Ayrton’s Verrath zerstörte jede Hoffnung. Der Sträfling hatte, um Glenarvan mitzuziehen, einen Schiffbruch vorgegeben. In ihrer von Mac Nabbs belauschten Unterhaltung hatten die Banditen es deutlich gesagt. Niemals war die Britannia an den Klippen der Twofold-Bai gescheitert! Niemals hatte Harry Grant den Fuß auf australischen Boden gesetzt.
    Zum zweiten Mal hatte die irrige Auslegung des Documentes die Sucher der Britannia auf eine falsche Fährte gebracht!
    Alle bewahrten vor dieser Sachlage, vor dem Schmerze der beiden Kinder ein düsteres Schweigen. Wer hätte wohl noch ein Wort der Hoffnung gefunden? Robert weinte in den Armen der Schwester, und Paganel murmelte mit ärgerlicher Stimme:
    »Ach, unglückseliges Document! Du kannst Dich rühmen, das Gehirn von einem Dutzend braver Männer auf eine harte Probe gestellt zu haben!«
    Und der wirklich gegen sich selbst aufgebrachte, würdige Geograph schlug sich heftig vor die Stirn.
    Indessen hatte Glenarvan die zur äußeren Wache aufgestellten Matrosen, Mulrady und Wilson, aufgesucht. Ein tiefes Schweigen herrschte auf dieser zwischen dem Wald und Fluß gelegenen Ebene. Große unbewegliche Wolken hingen am Himmelszelt. Mitten in dieser Atmosphäre dumpfer Betäubung hätte man das geringste Geräusch deutlich wahrnehmen müssen, doch Nichts ließ sich hören.
    Ben Joyce und seine Bande mußten sich in beträchtlicher Entfernung versteckt halten, denn Schaaren von Vögeln, die sich auf die niedrigen Zweige der Bäume niederließen, einige Kängurus, die das junge Gras friedlich abweideten, ein paar Emus, deren zutraulicher Kopf aus dem dichten Gebüsch schaute, bewiesen, daß die Gegenwart von Menschen diese friedliche Einsamkeit nicht störe.
    »Seit einer Stunde, fragte Glenarvan seine beiden Matrosen, habt Ihr Nichts gesehen, Nichts gehört?
    – Nichts, Ew. Herrlichkeit, antwortete Wilson. Die Räuber müssen einige Meilen von hier sein.
    – Sie sind gewiß nicht in genügender Anzahl, um uns anzugreifen, fügte Mulrady hinzu. Dieser Ben Joyce wird sich durch einige Bushrangers, die am Fuße der Alpen umher streifen, verstärken wollen.
    – Das ist möglich, Mulrady, antwortete Glenarvan. Die Schurken sind feig, und sie wissen uns gut bewaffnet. Vielleicht erwarten sie die Nacht, um uns anzugreifen. Wir müssen unsere Wachsamkeit bei Anbruch der Nacht verdoppeln. Ah! Könnten wir nur diese Sumpfgegend verlassen und unseren Weg nach der Küste fortsetzen! Aber das angeschwollene Wasser versperrt uns den Uebergang. Ich würde mit Gold ein Floß bezahlen, das uns an’s andere Ufer brächte!
     

    Ein friedliches Emu-Pärchen. (S. 471.)
     
    – Warum geben Ew. Herrlichkeit uns nicht den Befehl, dies Floß zu bauen? An Holz fehlt es nicht!
    – Nein, Wilson, erwiderte Glenarvan. Aber dieser Snowy ist kein Fluß, sondern ein reißender Strom.«
    In diesem Augenblick kamen John Mangles, der Major und Paganel hinzu, nachdem sie eben den Snowy genau untersucht hatten. Das durch die letzten Regengüsse angeschwollene Wasser war um einen Fuß über seinen gewöhnlichen Wasserstand gewachsen. Es bildete einen reißenden Strudel, ähnlich wie die Stromschnellen Amerikas. Es war unmöglich,

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