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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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lange andauern. Das zeitweilige große Wasser verläuft schnell im Verhältniß seiner Heftigkeit. Wirklich bestätigte Paganel am Morgen des 21., daß der übernormale Wasserstand im Sinken sei. Er theilte Glenarvan dieses Resultat seiner Beobachtungen mit.
    »Ja, was nützt das aber nun? antwortete Glenarvan, es ist zu spät!
    – Doch ist das kein Grund, unseren Aufenthalt hier noch weiter zu verlängern, warf der Major ein.
    – Gewiß, meinte auch John Mangles. Morgen wahrscheinlich wird der Uebergang ausführbar sein.
    – Und wird das meine unglückliche Mannschaft retten? rief Glenarvan.
    – Belieben Ew. Herrlichkeit mich anzuhören, sagte John Mangles. Ich kenne Tom Austin. Er hatte Ihre Befehle auszuführen und abzufahren, sobald es möglich war. Aber wer sagt uns, daß er bereit war, daß die Havarien des Duncan ausgebessert waren, als Ben Joyce in Melbourne eintraf. Und wenn die Yacht nun nicht in See stechen konnte, und ein oder zwei Tage Aufenthalt erlitt!
    – Du hast Recht, John! erwiderte Glenarvan. Es gilt jetzt, Twofold-Bai zu erreichen. Wir sind nur fünfunddreißig Meilen von Delegete.
    – Ja wohl, sagte Paganel, und in dieser Stadt werden wir die schnellsten Transportmittel haben können. Wer weiß, ob wir nicht noch rechtzeitig eintreffen, um das Unglück abzuwenden.
    – Vorwärts denn!« rief Glenarvan.
    Sofort gingen John Mangles und Wilson daran, ein Fahrzeug von großen Dimensionen herzustellen. Die Erfahrung hatte gelehrt, daß die Rindenstücke dem Strome nicht genug Widerstand leisteten. John fällte also Gummibäume, aus deren Stämmen er ein rohes, aber haltbares Floß herstellte. Die Arbeit war lang und der Tag verging ohne Beendigung des Werkes. Erst am nächstfolgenden ward es vollendet.
    Der Wasserstand des Snowy war nun auch merklich zurückgegangen. Der Wirbelstrom wurde zum Flusse, wenn auch zu einem schnellströmenden. Demnach hoffte John, wenn man auch eine schräge Linie einhielt und die Strömung nur zum Theile beherrschte, das andere Ufer zu erreichen.
    Um halb ein Uhr schiffte man Alles ein, was Jeder für eine Tour von zwei Tagen an Lebensmitteln mitnehmen konnte. Der Rest, nebst dem Wagen und dem Zelte, wurde zurückgelassen. Mit Mulrady ging es so gut, daß er schon transportfähig war; seine Wiederherstellung machte eilige Fortschritte.
    Um ein Uhr nahmen Alle Platz auf dem Flosse, das eine Leine am Ufer hielt. John Mangles hatte am Steuerbord eine Art Ruder eingerichtet, welches Wilson zu führen hatte, um den Apparat etwas gegen den Strom zu halten und seine Abweichung zu vermindern. Er selbst stand am Hintertheile und suchte mit einem rohen Bootsriemen etwas zu steuern. Lady Helena und Miß Grant nahmen an Mulrady’s Seite die Mitte des Flosses ein und waren von Glenarvan, dem Major, Paganel und Robert umringt, welche für den Nothfall zu ihrer Hilfe bereit waren.
    »Sind wir fertig, Wilson? fragte John Mangles seinen Matrosen.
    – Ja, Kapitän, erwiderte Wilson, der sein Ruder mit kräftiger Faust ergriff.
    – Achtung also, und halte uns gegen den Strom.«
    John Mangles band das Floß los, und mit einem kräftigen Stoße trieb er es in die Wellen des Snowy. Die ersten fünfzehn Klafter weit ging Alles zum besten. Wilson vermochte der Abweichung zu widerstehen. Aber bald wurde das Fahrzeug von einem Wirbel erfaßt; es drehte sich um sich selbst, ohne daß weder Ruder noch Riemen es in gerader Richtung erhalten konnten. Trotz ihrer Anstrengungen waren Wilson und John Mangles bald in gerade umgekehrter Stellung, die eine Benutzung der Ruder völlig unmöglich machte.
    Man mußte sich fügen, denn es gab kein Mittel, diesen Wirbelbewegungen des Flosses zu steuern. Es drehte sich mit schwindelnder Schnelle und wich dabei ab. John Mangles stand aufrecht, mit blassem Gesicht und knirschenden Zähnen, und sah auf das wirbelnde Wasser.
    Indessen trieb das Floß in der Mitte des Snowy; es befand sich von seiner Abfahrtsstelle eine halbe Meile stromab. Dort hatte die Strömung ihre größte Gewalt, aber da sie damit die Wirbel brach, verlieh sie dem Apparate sogar einigen Halt.
    John und Wilson ergriffen ihre Ruder wieder und gelangten dazu, das Fahrzeug in einer schrägen Richtung fortzubewegen. In Folge dieses Manoeuvres näherte man sich jetzt mehr dem linken Ufer. Nur fünfzig Klafter waren sie noch davon entfernt, als Wilson’s Ruder glatt wegbrach. Das nicht mehr gehaltene Floß wurde abwärts getrieben. John wollte auf die Gefahr hin, auch seinen Riemen zu

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