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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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segeln, wenn man nach Indien will, das ist doch ein arges Stück von Zerstreuung.
    »Uebrigens wundert’s mich nicht von Seiten J. Paganel’s, sagte Glenarvan; man kennt mehr Beispiele solches Mißgeschicks von ihm. Einmal hat er eine berühmte Karte von Amerika veröffentlicht, worauf sich Japan fand. Darum ist er aber doch ein ausgezeichneter Gelehrter, und einer der besten Geographen Frankreichs.
    – Aber was werden wir mit dem armen Herrn anfangen? sagte Lady Helena. Wir können ihn doch nicht nach Patagonien mitnehmen.
    – Warum nicht? erwiderte ernst Mac Nabbs; wir sind für seine Zerstreutheiten nicht verantwortlich. Nehmen Sie an, er befinde sich auf der Eisenbahn in einem Zuge, würde man ihn anhalten?
    – Nein, aber auf der nächsten Station würde er aussteigen, erwiderte Lady Helena.
    – Nun, das kann er thun, sagte Glenarvan, wenn’s ihm beliebt, bei unserm ersten Anhalt.«
    In dem Augenblick kam Paganel in kläglicher Beschämung wieder auf das Hinterverdeck, nachdem er sich überzeugt hatte, daß sein Gepäck sich an Bord befand. Unaufhörlich wiederholte er die klagenden Worte: der Duncan! der Duncan! Es fand sich kein anderes in seinem Wörterbuch. Er ging hin und her, besah sich die Masten, befragte den stummen Horizont der offenen See. Endlich kam er wieder zu Lord Glenarvan.
    »Und dieser Duncan fährt? …
    – Nach Amerika, Herr Paganel.
    – Und speciell? …
    – Nach Concepcion.
    – Nach Chili! Chili! rief der unglückselige Geograph. Und mein Auftrag ist nach Indien! Was werden dazu sagen die Herren Quatrefages, Präsident der Centralcommission! Herr d’Avezac! Herr Cortambert! Herr de Saint-Martin! Wie kann ich wieder in die Sitzungen der Gesellschaft kommen!
    – Sehen wir, Herr Paganel, erwiderte Glenarvan, nur nicht verzweifelt! Es läßt sich Alles machen, daß Sie nur eine verhältnißmäßig unbedeutende Zögerung erfahren. Der Yaron-Dzangbo-Tchou wird in den Bergen Tibets stets auf Sie warten.
     

    Paganel sprach mit köstlicher Belebtheit. (S. 54.)
     
    Wir werden bald zu Madeira anlegen, wo Sie ein Fahrzeug treffen, das Sie wieder nach Europa zurückbringen wird.
    – Ich dank’ Ihnen, Mylord, ich werde mich wohl darein ergeben müssen. Aber, man muß sagen, das ist doch ein außerordentliches Abenteuer, und nur mir passiren solche Dinge. Und meine Cabine ist an Bord der Scotia genommen!
    – Ei, auf die Scotia, rath’ ich Ihnen, vorläufig zu verzichten.
    – Aber, sagte Paganel, nachdem er von Neuem das Fahrzeug gemustert, der Duncan ist eine Vergnügungs-Yacht?
    – Ja, mein Herr, erwiderte John Mangles, und gehört Sr. Herrlichkeit dem Lord Glenarvan.
    – Der Sie bittet, von seiner Gastfreundschaft reichlich Gebrauch zu machen, sagte Glenarvan.
    – Tausend Dank, Mylord, entgegnete Paganel; ich bin Ihnen für Ihre Höflichkeit herzlich verbunden; aber gestatten Sie mir eine einfache Bemerkung: Indien ist ein schönes Land; bietet den Reisenden wunderbare Ueberraschungen; diesen Damen ist’s ohne Zweifel nicht bekannt … Nun, der Steuermann brauchte nur das Rad herumzudrehen, und der Duncan würde ebenso leicht nach Calcutta fahren, wie nach Concepcion; da er doch nur eine Vergnügungsreise macht ….«
    Das Kopfschütteln, womit Paganel’s Vorschlag aufgenommen wurde, gestattete ihm nicht, denselben weiter zu entwickeln. Er brach daher plötzlich ab.
    »Herr Paganel, sagte darauf Lady Helena, handelte sich’s nur um eine Vergnügungsreise, so würde ich Ihnen antworten: Wir wollen zusammen nach Ostindien fahren, und Lord Glenarvan würde seine Zustimmung nicht versagen. Aber der Duncan beabsichtigt, verlassene Schiffbrüchige von der Küste Patagoniens wieder in ihre Heimat zu bringen, und einen solchen Zweck der Menschenliebe kann er nicht aufgeben …«
    In einigen Minuten hatte der französische Reisende Kenntniß von der Lage der Dinge; er vernahm nicht ohne Rührung, wie die Vorsehung es gefügt, daß die Documente gefunden wurden, die Geschichte des Kapitän Grant, den edelmüthigen Vorschlag der Lady Helena.
    »Madame, sagte er, gestatten Sie mir, Ihr Verhalten bei alle diesem zu bewundern, rückhaltlos zu bewundern. Ihre Yacht möge ununterbrochen die Fahrt fortsetzen; ich würde mir Vorwürfe machen, sie um einen einzigen Tag aufzuhalten.
    – Wollen Sie sich uns zugesellen beim Aufsuchen? fragte Lady Helena.
    – Unmöglich, Madame. Ich muß meinen Auftrag erfüllen. Ich werde bei Ihrem ersten Anhaltepunkt aussteigen …
    – Zu Madeira also, sagte

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