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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Neu-Seelands.
    Mit Mulrady ging es nun ganz gut. Kaum erinnerte er sich der Wunde, welche sein Leben in Gefahr gebracht hatte. Einige Stunden auf dem Meere sollten seine Heilung vollenden. Er hoffte darauf, sich durch die frischen Winde des Pacifischen Oceans wieder herzustellen.
    Wilson wurde beauftragt, an Bord des Macquarie die Wohnräume für die Passagiere herzurichten. Unter seinen Bürsten und Besen änderte sich das Aussehen der Koje vollkommen. Will Halley zuckte die Achseln, ließ aber den Matrosen gewähren. Um Glenarvan und seine männlichen und weiblichen Begleiter machte er sich keine Sorgen. Er kannte kaum ihre Namen und beunruhigte sich deshalb nicht im Mindesten. Dieser Zuwachs zu seiner Ladung galt ihm fünfzig Pfund, das war Alles, und er schlug ihn geringer an, als die zweihundert Tonnen gegerbte Häute, welche seinen Kielraum füllten. Erst die Häute, dann die Menschen. Es war eben ein Geschäftsmann. Seine Eigenschaften als Seemann betreffend, wurde er für einen guten Practicus in diesen, durch Korallenriffe sehr gefährlichen Meeren gehalten.
    In den letzten Stunden dieses Tages wollte Glenarvan noch nach dem durch den siebenunddreißigsten Breitengrad berührten Punkt der Küste zurückkehren. Zwei Gründe trieben ihn dahin.
    Einmal wünschte er die angenommene Stelle des Schiffbruchs noch einmal zu besuchen. Ayrton war ohne Zweifel Quartiermeister auf der Britannia gewesen, und die Britannia konnte wirklich in dieser Gegend der australischen Küste verloren gegangen sein, hier an der östlichen, statt an der westlichen Küste. Man durfte demnach einen solchen Punkt, den man doch nie wiedersehen würde, nicht so leicht verlassen.
    Dann aber war, wenn nicht die Britannia, so doch der Duncan hier in die Hände der Sträflinge gefallen. Vielleicht hatte es einen Kampf gegeben? Warum sollte man am Ufer nicht die Spuren desselben und eines verzweifelten Widerstandes auffinden? Wenn die Besatzung in den Wellen umgekommen war, hätten die Wellen nicht einen Leichnam an die Küste spülen können?
    Glenarvan unternahm, von seinem treuen John begleitet, diese Recognoscirung. Der Besitzer des Hôtel Victoria stellte ihnen zwei Pferde zur Verfügung, und so nahmen sie den Weg nach Norden, welcher um die Twofold-Bai herumführt, wieder auf.
    Es war eine traurige Nachsuchung. Glenarvan und der Kapitän ritten stumm dahin, und verstanden sich doch. Dieselben Gedanken und, als sie wegritten, dieselben Beängstigungen quälten sie. Sie blickten nach den vom Meere ausgehöhlten Felsen; sie brauchten sich gar nicht zu fragen und nicht zu antworten.
    Bei John’s Eifer und Intelligenz kann man sich versichert halten, da jeder Punkt des Ufers mit peinlicher Sorgfalt untersucht und auch die kleinste Bucht genau durchforscht wurde, ebenso wie die geneigte Küste und die Dünen von Sand, wo die Wogen des Stillen Oceans eine Seetrift angetrieben haben könnten. Doch kein Anzeichen fand sich, welches weitere Nachforschungen in dieser Gegend am Meere hätte wünschenswerth erscheinen lassen. Selbst die Spur des Schiffbruches verlor sich damit.
    Auch nichts auf den Duncan Bezügliches fand sich vor. Der ganze Küstenstrich war öde.
    Da entdeckte John Mangles am Rande des Ufers offenbare Zeichen eines Lagers, und unter isolirten Myalls die Reste eines Feuers aus jüngster Zeit. War hier in den letzten Tagen ein nomadisirender Stamm Eingeborener vorbei gekommen? Nein, denn ein Wahrzeichen fiel Glenarvan in’s Auge und belehrte ihn unzweifelhaft, daß es Sträflinge gewesen waren, welche diese Gegend der Küste besucht hatten.
    Dieses Zeichen bestand in einem grau und gelben, abgenutzten und geflickten Matrosenkittel, einem elenden Lumpen, der am Fuße eines Baumes zurückgelassen war. Er trug noch die Matrikelnummer eines Sträflings aus Perth. Der Galeerensklave war nicht mehr da, aber seine schmutzige Hinterlassenschaft zeugte für ihn. Nachdem sie irgend welchen Auswürfling bekleidet, verfaulte diese Verbrecher-Livrée nun hier am einsamen Ufer.
    »Du siehst, John, sagte Glenarvan, daß die Deportirten bis hierher gekommen sind! Und unsere armen Kameraden vom Duncan? …
    – Ja wohl! erwiderte John mit dumpfer Stimme, gewiß sind sie nicht ausgeschifft worden, sondern umgekommen …
    – Diese Elenden! rief Glenarvan; wenn sie je in meine Hände fallen, so werde ich meine Besatzung rächen! …«
    Der Schmerz hatte Glenarvan’s Züge hart gemacht. Einige Minuten lang schaute der Lord hinaus auf die unendlichen

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