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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ankerte.
    Es war das eine Brigg von zweihundertfünfzig Tonnen, welche, der Macquarie hieß. Sie besorgte die Küstenfahrt zwischen verschiedenen Häfen Australiens und Neu-Seelands. Der Kapitän, oder vielmehr der »Master« empfing seine Besucher ziemlich grob. Es war leicht einzusehen, daß man es mit einem Menschen ohne Erziehung zu thun hatte, dessen Manieren sich nicht wesentlich von denen der fünf an Bord befindlichen Matrosen unterschieden.
     

    Glenarvan auf dem Rückwege nach Eden. (S. 508.)
     
    Ein rohes und geröthetes Gesicht, dicke Hände, eine eingedrückte Nase, ein gebrochenes Auge, von der Pfeife beschmutzte Lippen und ein brutales Aussehen machten aus Will Halley eine widerliche Persönlichkeit. Doch man hatte keine Wahl, und für eine Ueberfahrt von fünf bis sechs Tagen brauchte man ihn nicht so genau anzusehen.
    »Was wollen Sie, Sie da? fragte Will Halley die Unbekannten, welche sein Verdeck betraten.
    – Der Kapitän? entgegnete John Mangles.
    – Bin ich, sagte Halley. Was weiter?
    – Der Macquarie ladet nach Auckland?
    – Ja. Was weiter?
    – Was führt er?
    – Alles, was käuflich und verkäuflich ist. Was weiter?
    – Wann segelt er ab?
    – Morgen mit der Ebbe zu Mittag. Was weiter?
    – Nähme er auch Passagiere auf?
    – Das kommt auf die Passagiere an und ob sie sich mit der Schiffskost begnügen.
    – Sie würden sich selbst verpflegen.
    – Was weiter?
    – Nun, was weiter?
    – Ja, wieviel sind es?
    – Neun, darunter zwei Damen.
    – Ich habe keine Cabinen.
    – Sie würden sich mit der hinteren Koje begnügen, wenn ihnen diese zur Benutzung überlassen würde.
    – Was weiter?
    – Nun, gehen Sie darauf ein? fragte John Mangles, den die Manieren des Kapitäns ganz und gar nicht in Verlegenheit brachten.
    – Werde sehen!« erwiderte der Patron des Macquarie.

    Will Halley ging ein-oder zweimal auf und ab, wobei das Verdeck von seinen schweren, eisenbeschlagenen Stiefeln erdröhnte, dann kam er kurz auf John Mangles zu.
    »Was zahlt man?
    – Was verlangt man? entgegnete John.
    – Fünfzig Pfund.«
    Glenarvan machte ein Zeichen der Zustimmung.
    »Gut! Fünfzig Pfund, antwortete John Mangles.
    – Aber nur für Ueberfahrt, ohne Alles.
    – Ohne Alles.
    – Eigene Beköstigung.
    – Eigene.
    – Einverstanden. Was weiter? sagte Will, der die Hand ausstreckte.
    – Nun?
    – Das Aufgeld?
    – Hier ist die Hälfte des Fahrgeldes, fünfundzwanzig Pfund, sagte John Mangles, und zählte dem Master diese Summe hin, der sie, ohne sich zu bedanken, einstrich.
    – Morgen an Bord, sagte er nur. Vormittags. Ob man da ist oder nicht, ich segle ab.
    – Man wird da sein.«
    Glenarvan, der Major, Robert, Paganel und John Mangles verließen hierauf das Schiff, ohne daß Will Halley seinen Südwester 1 , der die rothe Perrücke bedeckte, auch nur mit einem Finger berührte.
    »Welcher Tölpel! sagte John.
    – Ei nun, mir paßt er, antwortete Paganel. Das ist ein richtiger Seewolf.
    – Ein wahrer Bär! versetzte der Major.
    – Und ich meine, fügte John Mangles hinzu, daß dieser Bär seiner Zeit auch mit Menschenfleisch gehandelt hat.
    – Mag sein! antwortete Glenarvan, wenn er jetzt nur den Macquarie commandirt und der Macquarie nach Neu-Seeland geht. Von der Twofold-Bai bis Auckland werden wir ihn nicht viel sehen, nach Auckland gar nicht mehr.«
    Mit Vergnügen hörten Lady Glenarvan und Mary Grant, daß die Abreise für den andern Tag bestimmt sei. Glenarvan machte sie darauf aufmerksam, daß der Macquarie dem Duncan rücksichtlich des Comforts nicht gleich komme. Nach so vielen Prüfungen waren das aber keine Frauen, sich eine solche Kleinigkeit verdrießen zu lassen.
    Mr. Olbinett wurde bedeutet, für Proviant zu sorgen. Der arme Mann hatte seit dem Verluste des Duncan oft die unglückliche Mistreß Olbinett beweint, die an Bord geblieben und folglich mit der gesammten Besatzung ein Opfer der Grausamkeit der Sträflinge geworden war. Indeß erfüllte er seine Obliegenheiten als Stewart mit gewohntem Eifer, und die »eigene Beköstigung« bestand in ausgewählten Speisen, welche auf der Brigg niemals Sitte waren. In wenigen Stunden hatte er sich versorgt.
    Indessen escomptirte der Major bei einem Banquier die Wechsel, welche Glenarvan auf die Union-Bank in Melbourne besaß. Er wollte weder von Gold, noch von Waffen und Munition entblößt sein. Er erneuerte daher auch sein Arsenal. Paganel verschaffte sich eine ausgezeichnete, von Johnston in Edinburgh herausgegebene Karte

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