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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu können. John Mangles hielt sie aber zurück und dämpfte nicht ohne Mühe ihre gerechte Entrüstung.
    Immerhin machte ihn diese Lage des Schiffes befangen; um jedoch Glenarvan nicht zu beunruhigen, äußerte er sich darüber nur gegen den Major und Paganel. Mac Nabbs gab ihm, nur mit anderen Worten, denselben Rath, wie Mulrady und Wilson.
    »Wenn Ihnen diese Maßregel nützlich erscheint, John, sagte Mac Nabbs, so dürfen Sie nicht zögern, das Commando, oder wenn Sie lieber wollen, die Leitung des Schiffes zu übernehmen. Dieser Trunkenbold wird, wenn wir in Auckland ausgeschifft sind, wieder Herr an seinem Bord, und mag dann kentern, wenn es ihm Spaß macht.
    – Ich würde es ohne Zweifel thun, Herr Mac Nabbs, entgegnete John, wenn es unbedingt nöthig wäre. So lange wir jedoch auf offener See sind, wird etwas Wachsamkeit hinreichen; meine Matrosen und ich, wir verlassen das Verdeck nicht. Ich gestehe aber, daß ich, wenn wir uns der Küste nähern und dieser Will Halley nicht wieder zur Vernunft gekommen wäre, in große Verlegenheit kommen könnte.
    – Könnten Sie da nicht den Curs bestimmen? fragte Paganel.
    – Das dürfte schwierig sein, erwiderte John. Können Sie glauben, daß sich nicht einmal eine Seekarte an Bord befindet?
    – Wirklich nicht?
    – Wirklich nicht. Der Macquarie besorgt nur die Küstenfahrt zwischen Eden und Auckland, und Will Halley ist auf diesem Meere so zu Hause, daß er keinerlei Aufnahme vornimmt.
    – Er bildet sich ohne Zweifel ein, daß sein Fahrzeug den Weg schon kennt und ihn allein findet.
    – O, o, fiel John Mangles ein, ich glaube nicht an Schiffe, die einen Weg allein finden, und wenn Will Halley beim Landen angetrunken sein sollte, dürfte er uns in die größte Verlegenheit setzen.
    – Nun, geben wir uns der Hoffnung hin, meinte Paganel, daß er in der Nähe des Landes wieder vernünftig sein wird.
    – Also würden Sie, fragte Mac Nabbs, gegebenen Falles nicht im Stande sein, den Macquarie nach Auckland zu führen?
    – Ohne eine Karte von der Küste ist das unmöglich. Die steilen Ufer derselben sind ungemein gefährlich. Sie bildet, wie bei Norwegen, eine Reihe kleiner, unregelmäßiger und wunderlicher Fjorde. Risse sind da sehr zahlreich, und es gehört eine große Uebung dazu, sie zu vermeiden. Jedes Schiff, und wäre es noch so solid gebaut, wäre verloren, wenn sein Kiel gegen diese nur von wenigen Fuß Wasser bedeckten Felsen stieße.
    – Und der Besatzung bliebe in einem solchen Falle kein anderer Ausweg als der, sich nach der Küste zu retten?
    – Gewiß, Herr Mac Nabbs, wenn es das Wetter zuläßt.
    – Eine schreckliche, verzweifelte Lage! antwortete Paganel, denn sie sind nicht gastfreundlich, die Küsten Neu-Seelands, und die Gefahren diesseit und jenseit des Ufers gleich groß.
    – Sie sprechen von den Maoris, Herr Paganel, fragte John Mangles.
    – Ja, mein Freund. Ihr Ruf geht durch den ganzen Stillen Ocean. Sie sind keine furchtsamen und verthierten Australier, sondern bilden eine intelligente blutdürstige Race, sind nach Menschenfleisch lüsterne Cannibalen, Menschenfresser, von denen kein Erbarmen zu erwarten ist.
    – Wenn der Kapitän Grant also, sagte der Major, an den Küsten Neu-Seelands gescheitert ist, so würden Sie nicht rathen, nach ihm zu forschen?
    – An den Küsten, ja, erwiderte der Geograph, denn vielleicht wären Spuren von der Britannia zu finden; aber im Innern, nein, das wäre unnütz. Jeder Europäer, der sich in diese verderblichen Gegenden wagt, fällt den Maoris in die Hände; und jeder Gefangene derselben ist verloren. Ich habe meine Freunde beredet, die Pampas zu durchziehen und Australien zu durchreisen, aber niemals möchte ich sie verleiten, die Fußpfade Neu-Seelands zu verfolgen. Möge uns die Hand des Himmels führen und Gott geben, daß wir nie in die Gewalt jener wilden Eingeborenen gerathen!«
    Paganel’s Befürchtungen waren nur allzu gerechtfertigt. Neu-Seeland hat einen schrecklichen Ruf, und neben jedes Ereigniß, das seine Entdeckung bezeichnet, kann man auch eine blutige Illustration setzen.
    Lang ist die Liste jener Opfer, die im Märtyrerbuche der Seefahrer eingetragen sind. Abel Tasman, der von seinen fünf Matrosen ermordet und verzehrt wurde, eröffnet diese blutigen Annalen des Cannibalismus. Nach ihm verfiel Kapitän Tukney und seine ganze Besatzung demselben Schicksale. An der Ostseite der Meerenge von Foveaux fanden fünf Fischer von Sidney-Cave gleichermaßen den Tod unter dem Zahne der

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