Die Kinder des Kapitän Grant
noch einem Maori-Homer den Stoff zu einem Heldengedicht. Sie waren reich an Unglück, Ungerechtigkeiten und schlechter Behandlung; Treulosigkeit, Beschlagnahme seines Eigenthums, Schläge und Wunden erntete der arme Wilde für seine guten Dienste. Welche Gedanken mußte er sich von Leuten machen, die sich civilisirt nannten. Man brachte ihn nach London, und machte ihn zum Matrosen letzter Classe, zum Sündenbocke der Mannschaften. Ohne den Reverend Marsden wäre er fast um’s Leben gekommen. Dieser Missionär interessirte sich für den jungen Wilden, an dem er eine sichere Urtheilskraft, einen guten Charakter und ausgezeichnete Eigenschaften der Sanftmuth, Dankbarkeit und Leutseligkeit erkannte. Marsden ließ seinem Günstling einige Säcke Korn und landwirthschaftliche Instrumente für seine Heimat zukommen. Dieser kleine Vorrath ward ihm gestohlen. Unglück und Leiden verfolgten den armen Doua-Tara bis 1814, wo man ihn endlich wieder in dem Lande seiner Vorfahren antrifft. Er wollte nun die Früchte so vieler Schicksalsschläge pflücken, als ihn in seinem achtundzwanzigsten Lebensjahre der Tod ereilte, gerade als er sich anschickte, dieses blutdürstige Neu-Seeland zu regeneriren. Gewiß wurde die Civilisation durch diesen unersetzlichen Verlust um viele Jahre verzögert. Nichts ersetzt ja einen intelligenten und guten Mann, der in seinem Herzen die Liebe zum Guten mit der zu seinem Vaterlande verbindet.
Bis zum Jahre 1816 wurde Neu-Seeland vernachlässigt. Zu dieser Zeit bereisten Thompson, 1817 Lidiard Nicholas, 1819 Marsden verschiedene Theile beider Inseln, und 1820 hielt sich Richard Cruise, Kapitän im vierundachtigsten Infanterie-Regiment, sechs Monate hier auf, was für die Kenntniß von den Sitten der Eingeborenen von großem Vortheil war.
Im Jahre 1824 verblieb Duperrey, der Commandant der Coquille, vierzehn Tage in der Bai der Inseln, und konnte die Eingeborenen nur loben.
Nach ihm mußte sich im Jahre 1827 der Wallfahrer Mercury gegen Beraubung und Mord vertheidigen; in demselben Jahre aber wurde der Kapitän Dillon bei zweimaligem Aufenthalte sehr gastlich aufgenommen.
Im März 1827 konnte der berühmte Dumont d’Urville mehrere Nächte ungestraft und ohne Waffen unter den Eingeborenen zubringen, Geschenke und Gesänge wechseln, in den Hütten schlafen, und ohne gestört zu werden seine interessanten Aufnahme-Arbeiten verfolgen, die dem Depot der Marine so schöne Karten geliefert haben.
Dagegen hatte die von John James befehligte englische Brigg Hawes, welche die Bai der Inseln berührt und sich dann nach dem Ostcap gewendet hatte, von Seiten eines perfiden Häuptlings, Namens Enararo, viel zu leiden. Mehrere von der Besatzung starben eines schrecklichen Todes.
Nach diesen sich widersprechenden Erfahrungen, diesem Wechsel von Milde und Barbarei, ist man zu dem Schlusse genöthigt, daß die Grausamkeiten der NeuSeeländer oft nur Repressalien waren. Gute oder schlechte Behandlung hingen von guten oder schlechten Kapitänen ab. Gewiß sind einzelne ungerechtfertigte Angriffe seitens der Eingeborenen vorgekommen, aber meist waren es nur von den Europäern provocirte Acte der Rache, und zum Unglück fiel die Züchtigung auf Die zurück, welche sie nicht verdient hatten.
Nach d’Urville wurde die Ethnographie Neu-Seelands durch einen kühnen Forscher vervollständigt, der als Nomade, als wissenschaftlicher Zigeuner, zwanzigmal die ganze Erde bereiste, durch den Engländer Earle. Er besuchte die unbekannten Gegenden beider Inseln, ohne sich persönlich über die Eingeborenen zu beklagen zu haben, doch war er oft Zeuge der Menschenfresserei. Die NeuSeeländer verzehrten sich gegenseitig mit einer widerlichen Wollust.
Das beobachtete auch der Kapitän Laplace im Jahre 1831 wieder, als er die Bai der Inseln besuchte. Schon waren die Kämpfe furchtbarer geworden, denn die Wilden handhabten die Feuerwaffen mit bemerkenswerther Sicherheit. Die früher blühenden und bevölkerten Landstriche von Ika-na-Maoui waren zu Einöden geworden. Ganze Völkerschaften waren verschwunden wie Schafheerden, nämlich gebraten und aufgegessen worden.
Die Missionäre haben vergeblich gegen diesen instinctiven Blutdurst angekämpft. Seit 1808 hat die
Church Missionary Society
ihre gewandtesten Agenten – denn das ist der für sie passende Name – nach den Hauptstationen der nördlichen Insel entsendet; die Barbarei der NeuSeeländer zwang sie aber, die Missionen wieder aufzuheben. Allein im Jahre 1814 schifften sich
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