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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Desto schlimmer für sie, erwiderte Paganel, und desto schlimmer auch für uns, denn dies Boot würde uns sehr nützlich gewesen sein.
    – Was wollen Sie, Paganel? sagte Glenarvan. Das Floß wird uns an’s Land bringen.
    – Das ist gerade das, was ich gern vermieden hätte, entgegnete der Geograph.
    – Was, eine Reise von höchstens zwanzig Meilen, nach dem, was wir in den Pampas und durch Australien geleistet? Kann dies an Anstrengung gewöhnte Männer erschrecken?
    – Meine Freunde, antwortete Paganel, ich setze weder den Muth noch die Tapferkeit unserer Gefährten in Zweifel. Zwanzig Meilen! Das ist Nichts in jedem anderen Lande, als Neu-Seeland. Sie werden mich nicht im Verdacht der Kleinmüthigkeit haben. Ich habe Sie zuerst durch Amerika, durch Australien geführt. Aber hier, ich wiederhole es, ist alles Andere besser, als sich in dies unsichere Land zu wagen.
    – Alles Andere ist besser, als auf einem gestrandeten Schiffe sicher umzukommen, antwortete John Mangles.
    – Was haben wir denn so sehr von Neu-Seeland zu befürchten? fragte Glenarvan.
    – Die Wilden, versetzte Paganel.
    – Die Wilden! wiederholte Glenarvan. Kann man sie nicht vermeiden, wenn man die Küste entlang geht? Uebrigens kann der Angriff einiger Elenden zehn wohlbewaffnete und zur Vertheidigung bereite Europäer nicht ängstigen.
    – Es handelt sich hier nicht um Elende, erwiderte Paganel kopfschüttelnd. Die NeuSeeländer bilden furchtbare Stämme, welche gegen die englische Herrschaft kämpfen und sich gegen die Eindringlinge wehren, welche sie oft besiegen, welche sie stets verzehren!
    – Cannibalen! rief Robert aus, Cannibalen!«
    Dann hörte man ihn diese zwei Namen murmeln:
    »Meine Schwester! Madame Helena!
    – Fürchte Nichts, mein Kind, antwortete ihm Glenarvan, um ihn zu beruhigen. Unser Freund Paganel übertreibt.
    – Ich übertreibe Nichts, versetzte Paganel. Robert hat gezeigt, daß er ein Mann ist, und ich behandle ihn als Mann, indem ich ihm die Wahrheit nicht verberge. Die NeuSeeländer sind die grausamsten, um nicht zu sagen die lüsternsten Menschenfresser. Sie verzehren Alles, was ihnen in die Hände fällt. Der Krieg ist für sie nur eine Jagd nach dem saftigen Wildpret, welches Mensch heißt, und man muß zugestehen, daß dies der einzig logische Krieg ist. Die Europäer tödten ihre Feinde und begraben sie. Die Wilden tödten ihre Feinde und verzehren sie, und wie mein Landsmann Toussenet ganz richtig gesagt hat, ist das Uebel, seinen Feind zu braten, wenn er todt ist, nicht so schlimm, als ihn zu tödten, wenn er nicht sterben will.
    – Paganel, antwortete der Major, hierin liegt Stoff zum Disputiren, aber jetzt ist nicht der Augenblick dazu. Ob es nun logisch sei oder nicht, gegessen zu werden, wir wollen eben nicht verzehrt sein. Wie kommt es, daß das Christenthum diese Gewohnheit des Menschenfressens noch nicht zerstört hat?
    – Glauben Sie denn, daß alle NeuSeeländer Christen sind? versetzte Paganel. Nur die geringere Zahl ist es und die Missionäre werden noch häufig genug das Opfer dieser rohen Wilden. Im vergangenen Jahre wurde der Ehrwürdige Walkner mit entsetzlicher Grausamkeit zum Märtyrer gemacht. Die Maoris hingen ihn auf, ihre Frauen rissen ihm die Augen aus, man trank sein Blut und aß sein Gehirn. Und dieser Mord fand im Jahre 1864 in Opotiki, einige Meilen von Auckland, so zu sagen unter den Augen der englischen Behörden statt. Meine Freunde, es bedarf Jahrhunderte, um die Natur einer Menschenrace zu ändern. Was die Maoris waren, werden sie noch lange sein. Ihre ganze Geschichte ist aus Blut gemacht. Wie viel Mannschaften haben sie niedergemetzelt und verzehrt von den Matrosen des Tasman an, bis zu den Schiffsleuten des Hawes! Und es ist nicht allein das weiße Fleisch, welches ihren Appetit reizt. Lange vor Ankunft der Europäer befriedigten die Seeländer ihre Gefräßigkeit durch den Mord. Manche Reisende lebten unter ihnen, welche Cannibalen-Mahlzeiten beigewohnt haben, bei denen die Theilnehmer von keinem anderen Wunsch beseelt waren, als von einem köstlichen Gericht, wie das Fleisch einer Frau oder eines Kindes, zu essen!
    – Pah! machte der Major, sind diese Erzählungen nicht meistens der Phantasie der Reisenden entsprungen? Man kommt sehr gern aus gefahrvollen Ländern und dem Magen von Menschenfressern zurück!
    – Ich trage der Uebertreibung Rechnung, erwiderte Paganel. Aber glaubwürdige Männer, wie die Missionäre Kendall, Mardsen, die Kapitäne Dillon,

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