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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte John in dem Zimmer Will Halley’s mit einem Tagebuch vom Observatorium zu Greenwich einen sehr schmutzigen Sextanten gefunden, der jedoch genügend war, seinem Zwecke zu dienen. Er reinigte ihn und brachte ihn auf’s Verdeck.
    Durch eine Reihe beweglicher Spiegel führt dies Instrument die Sonne in dem Augenblicke, wo es Mittag ist, also wenn das Tagesgestirn den höchsten Punkt seines Laufes erreicht hat, an den Horizont zurück. Man begreift daher, daß, um zu operiren, man mit der Lunette des Sextanten einen wirklichen Horizont visiren muß, den, welchen der mit dem Wasser sich verschmelzende Himmel bildet. Nun erstreckte sich gerade das Land in einem weiten Vorgebirge nach Norden zu, und sich so zwischen den Observator und den Horizont stellend, machte es die Observation unmöglich.
    In dem Falle, daß der Horizont fehlt, ersetzt man ihn durch einen künstlichen. Dies ist in der Regel eine flache, mit Merkur (Quecksilber) gefüllte Schüssel, über welcher man operirt. Der Merkur bietet also von selbst einen vollkommen horizontalen Spiegel dar.
    John hatte kein Quecksilber an Bord, doch überwand er diese Schwierigkeit, indem er sich einer Kufe flüssigen Theeres bediente, dessen Oberfläche hinreichend das Bild der Sonne wiederspiegelte.
    Er kannte glücklicherweise schon seinen Längengrad, da er an der Westküste Neu-Seelands war, denn ohne Chronometer hätte er ihn nicht berechnen können. Es fehlte ihm nur der Breitengrad, und er ging daran, ihn zu messen.
    Er nahm also vermittelst des Sextanten die Meridianhöhe der Sonne über dem Horizont auf. Diese war 68°30’. Die Entfernung der Sonne vom Zenith betrug also 21°30’, weil diese beiden Zahlen addirt 90° ergeben. Nun betrug dem Tagebuch zufolge an diesem Tage, dem 3. Februar, die Abweichung der Sonne 16°30’, und die Zenithaldistanz von 21°30’ hinzufügend, bekam man die Breite von 38°.
    Die Lage des Macquarie war also in 171°13’ der Länge, und 38° der Breite, abgerechnet einige unbedeutende, durch die Unvollkommenheit der Instrumente hervorgebrachte Irrthümer, denen man Rechnung tragen mußte.
    Indem John Mangles die von Paganel in Eden gekaufte Karte von Johnston zu Rathe zog, sah er, daß sie an der Oeffnung der Bai von Aotea gestrandet waren, oberhalb der Spitze von Cahua, an den Ufern der Provinz Auckland. Die Stadt Auckland lag auf der siebenunddreißigsten Parallele, und der Macquarie war einen Grad südlicher zurückgeworfen worden. Man mußte also einen Grad wieder hinausfahren, um die Hauptstadt Neu-Seelands zu erreichen.
    »Also höchstens eine Fahrt von fünfundzwanzig Meilen, sagte Glenarvan, das ist Nichts.
    – Was zur See nichts ist, wird lang und mühsam zu Lande sein, antwortete Paganel.
    – Wir werden, versetzte John Mangles, auch alles Menschenmögliche thun, um den Macquarie wieder flott zu machen.«
    Nachdem der Punkt festgestellt, wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Um zwölf ein halb Uhr war die See hoch, doch konnte John keinen Nutzen davon ziehen, da seine Anker noch nicht ausgeworfen waren. Aber er beobachtete nichts desto weniger den Macquarie mit einer gewissen Angst. Würde er unter der Einwirkung der Wellen wieder flott werden? Diese Frage mußte sich in fünf Minuten entscheiden.
    Man wartete. Ein Krachen erfolgte, welches, wenn auch nicht durch das Heben, so wenigstens durch das Erzittern des Schiffskieles hervorgebracht war. John faßte neue Hoffnungen für die nächste Fluthzeit; im Ganzen rührte sich die Brigg nicht.
    Man setzte die Arbeiten fort, und um zwei Uhr war das Floß fertig. Der auszuwerfende Anker wurde eingeschifft, und John und Wilson begleiteten ihn, nachdem sie am Hintertheil des Schiffes ein Kabeltau aufgewunden hatten. Die Ebbe ließ sie abstoßen, und sie warfen in einer halben Kabellänge Entfernung zehn Brassen tief einen Anker. Dieser hielt fest, und das Floß kehrte an Bord zurück.
    Nun blieb noch der große Krahnbalkenanker übrig. Man ließ ihn nicht ohne Schwierigkeiten hinab.
    Das Floß begann die Operation auf’s Neue, und bald wurde dieser zweite Anker hinter dem ersten fünfzehn Brassen tief geworfen. Darauf holten sich John und Wilson durch das Kabeltau wieder an Bord heran.
    Das große und das kleine Kabeltau wurden aufgewunden, und man wartete auf die volle See, die um ein Uhr Morgens eintreten mußte. Es war jetzt sechs Uhr Abends.
    John Mangles beglückwünschte seine Matrosen, und gab Paganel zu verstehen, daß mit Hilfe guten Willens und Muthes er eines

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