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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Tages Hochbootsmann werden könne.
    Inzwischen war Olbinett, nachdem er bei den verschiedenen Manoeuvres geholfen hatte, in die Küche zurückgekehrt. Er hatte eine stärkende Mahlzeit zubereitet, die sehr gelegen kam. Ein tüchtiger Appetit reizte die Mannschaft, der völlig befriedigt wurde, und Jedermann fühlte sich neuen Anstrengungen gewachsen.
    Nach beendeter Mahlzeit traf John Mangles die letzten Vorkehrungen, um den Erfolg des Unternehmens zu sichern. Beim Flottmachen eines Schiffes darf Nichts vernachlässigt werden. Oft schlägt das Vorhaben fehl, in Ermangelung einiger Linien beim Lichten, und der festgefahrene Kiel verläßt das Sandbett nicht.
    Um die Brigg zu erleichtern, hatte John Mangles einen großen Theil der Waaren in’s Meer werfen lassen; aber der Rest der Ballen, die schweren Flaggenstöcke, die Noth-Raaen, einige Tonnen Eisenbarren, welche den Ballast ausmachten, wurden in’s Hintertheil gebracht, um mit ihrer Last das Losmachen des Vordersteven zu erleichtern. Wilson und Mulrady rollten außerdem noch eine Anzahl Fässer dorthin, welche sie mit Wasser füllten, um den Schnabel des Schiffes in die Höhe zu bringen.
    Mitternacht schlug, als die letzten Arbeiten beendet waren. Die Mannschaft war völlig erschöpft, ein bedauernswerther Umstand in dem Augenblick, wo man Aller Kräfte zum Aufhissen bedurfte, und dies veranlaßte John Mangles, einen neuen Entschluß zu fassen.
    In diesem Moment legte sich die Brise; kaum daß der Wind die Oberfläche des Wassers leicht kräuselte. John, welcher den nördlichen und östlichen Horizont beobachtete, bemerkte, daß der Wind von Südwesten nach Nordwesten umschlug. Ein Seemann konnte sich über die Lage und die Farbe der Wolkenschichten nicht täuschen, und Wilson und Mulrady theilten die Meinung ihres Kapitäns.
    John theilte Glenarvan seine Bemerkungen mit und schlug ihm vor, das Flottmachen des Schiffes auf den morgenden Tag zu verschieben.
    »Meine Gründe hierfür, sagte er, sind folgende: Erstens, sind wir sehr ermüdet und wir bedürfen aller unserer Kräfte, um das Schiff frei zu machen. Ferner, wie sollen wir, wenn wir wirklich wieder flott geworden, das Fahrzeug bei tiefster Dunkelheit mitten durch diese gefährlichen Brandungen führen? Es ist besser bei Tageslicht zu operiren, und außerdem treibt mich ein anderer Grund zum Warten. Der Wind verspricht uns zu Hilfe zu kommen, und ich gedenke dies zu benutzen. Ich will, daß er den alten Rumpf von hinten treibt, während die See ihn in die Höhe hebt. Wenn ich mich nicht täusche, wird morgen die Brise aus Nordwesten wehen; wir werden die Segel des großen Vordermastes aufziehen und diese dazu beitragen, das Schiff wieder zu heben.«
    Diese Gründe waren entscheidend.
    Glenarvan und Paganel, die Ungeduldigsten an Bord, ergaben sich darein, und die Operation wurde auf den nächsten Tag verschoben.
    Die Nacht verging ruhig. Eine Wache war eingerichtet, um vor allen Dingen über die Verankerung zu wachen.
    Als der Tag erschien, hatten sich die Voraussagungen John Mangles’ bewahrheitet. Es wehte eine Brise von Nord-Nord-West, die stärker zu werden versprach. Dies war eine sehr vortheilhafte Hilfe, und die Mannschaft machte sich bereit, sie in Anspruch zu nehmen. Robert, Wilson, Mulrady auf dem großen Vordermast; der Major, Glenarvan, Paganel auf dem Verdeck, schickten sich an, die Segel im richtigen Moment zu entfalten. Die Raa des großen Marssegels wurde ganz aufgehißt, das große Segel und das große Marssegel blieben auf ihren Tauen. Es war neun Uhr Morgens. Noch mußten vier Stunden bis zur vollen See vergehen, und diese wurden nicht verloren. John wandte sie an, um seinen Nothmast auf dem Vordertheil der Brigg aufzurichten, der den Fockmast ersetzen sollte. Er konnte sich also aus diesem gefährlichen Strich entfernen, sobald das Schiff flott war. Die Arbeiter machten neue Anstrengungen und vor Mittag noch war die Fockraa an Stelle des Mastes festgemacht. Lady Helena und Mary Grant machten sich sehr nützlich, indem sie ein Nothsegel an der Raa der kleinen Bramstenge befestigten. Es war ihnen eine Freude, sich zum allgemeinen Wohle zu betheiligen. Nachdem die Takelage fertig, konnte der Macquarie, wenn er auch in Hinsicht auf Eleganz zu wünschen übrig ließ, doch wenigstens segeln, unter der Bedingung, daß er sich nicht zu weit von der Küste entfernte.
    Indessen stieg die Fluth. Die Oberfläche der See hob sich in kleinen, hohl gehenden Wellen. Die Spitzen der Klippen

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