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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auch wirklich einen Brief an die Königin Victoria, in welchem sie deren Schutz erbaten. Aber die Klügsten von ihnen ahnten die Folgen dieses thörichten Schrittes, und Einer, der auf das Schreiben seine Tättowirung gezeichnet hatte, ließ die prophetischen Worte hören: »Wir haben unser Land verloren; in Zukunft gehört es nicht mehr uns; bald wird der Fremde kommen, um sich desselben zu bemächtigen und wir werden seine Sklaven sein.«
    In der That, am 29. Januar 1840, langte die Corvette Herard in der Inselbucht nördlich von Ika-na-Maoui an. Der Kapitän des Schiffes, Hobson, schiffte sich im Dorfe Korrora-Reka aus. Die Bewohner desselben wurden eingeladen, einer General-Versammlung in der protestantischen Kirche beizuwohnen. Kapitän Hobson legte in derselben die Vollmacht vor, mit der die Königin von England ihn bekleidet hatte.
    Am 5. Januar des folgenden Jahres wurden die mächtigsten seeländischen Chefs zu dem englischen Residenten im Dorfe Païa berufen. Kapitän Hobson suchte ihre Unterwerfung zu erlangen, indem er erklärte, daß die Königin Truppen und Schiffe zu ihrem Schutze gesandt habe, da ihre Rechte verbrieft seien und ihre Freiheit unbeschränkt bleiben solle. Gleichwohl sollten ihre Ländereien der Königin Victoria gehören, der sie dieselben zu verkaufen verpflichtet wären.
    Die Majorität der Chefs fand den Schutz zu theuer und weigerte sich, ihre Zustimmung zu geben. Aber Versprechungen und Geschenke hatten mehr Einfluß auf diese wilden Naturen, als die hochtrabenden Worte Hobson’s. Die Besitzergreifung wurde bestätigt.
    Was geschah nun seit diesem Jahre 1840 bis zu dem Tage, wo der Duncan den Golf der Clyde verließ? Jacques Paganel war mit den Ereignissen genau vertraut und bereit, sie seinen Gefährten mitzutheilen.
    »Madame, erwiderte er auf die Fragen der Lady Helena, ich will Ihnen wiederholen, was ich gelegentlich schon bemerkte, nämlich, daß die Neu-Seeländer eine muthige Bevölkerung bilden, welche, nachdem sie einen Augenblick nachgiebig gewesen, nun jeden Fuß breit Landes gegen den Andrang der Engländer vertheidigt. Die Stämme der Maoris sind wie die alten Clans von Schottland organisirt. Es sind ebenso viele große Familien, welche einen Chef anerkennen und außerordentlich bestrebt sind, ihm ergeben zu sein. Die Männer dieser Race sind stolz und tapfer; die Einen groß mit glatten Haaren, ähnlich den Maltesern oder Juden von Bagdad, auch äußerst intelligent, die Anderen kleiner, gedrungener, ähnlich den Mulatten, aber alle stark gebaut, hochmüthig und kriegerisch.
    Ihr berühmter Chef, Namens Hihi, war ein wahrer Vercingetorix. Sie werden also nicht erstaunt sein, wenn der Krieg mit den Engländern auf dem Territorium von Ika-na-Maoui sich endlos hinzieht, denn dort befindet sich der berühmte Tribus der Waikatos, welche William Thompson zur Vertheidigung des Bodens herbeizieht.
    – Aber sind die Engländer, frug John Mangles, nicht Herren der wichtigsten Punkte von Neu-Seeland?
    – Ohne Zweifel, mein lieber John, erwiderte Paganel. Nach der Besitzergreifung durch Kapitän Hobson, welcher zum Gouverneur der Insel ernannt worden war, sind von 1840 bis 1862 allmälig neue Colonien in den vortheilhaftesten Gegenden entstanden. Daher die Eintheilung in neun Provinzen, vier im Norden der Insel, nämlich Auckland, Taranaki, Wellington und Hawkes-Bai; fünf im Süden: es sind Nelson, Marlborough, Canterbury, Otago und Southland, mit einer Gesammtbevölkerung von 180,346 Einwohnern. Dies war wenigstens am 30. Juni 1864 ihr Stand.
    Bedeutende Handelsstädte sind dort überall emporgeblüht. Wenn wir nach Auckland kommen werden, werden Sie nicht umhin können, die Lage dieses Korinth des Südens ohne Rückhalt zu bewundern. Es beherrscht seinen Isthmus, der gleichsam eine prächtige Brücke über den Stillen Ocean bildet, und zählt bereits 12,000 Einwohner. Im Westen New-Plymouth, im Osten Ahuhiri, im Süden Wellington, das sind alles blühende und viel besuchte Städte. Auf der Insel Tawaï-Pounamon würden sie in Verlegenheit sein, die Wahl zu treffen zwischen Nelson, dem Montpellier der Antipoden, diesem Garten von Neu-Seeland, Picton an der Meerenge von Cook, Christchurch oder Invercargill und Dunedin, alle in dieser reichen Provinz von Otago, wo die Goldsucher der ganzen Welt zusammenströmen. Und bemerken Sie, daß es sich hier nicht um eine Vereinigung einiger Wigwams handelt, oder um einen Zusammenfluß wilder Familien, sondern um wahre Städte mit

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