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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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entfaltet. Man kam langsam dem Lande näher und näher, das im Hintergrunde beleuchtet von der aufgehenden Sonne in schwarzgrauen Massen sich hinzog. Die Risse wurden geschickt vermieden und endlich ganz überwunden. Und doch schien das Fahrzeug, da die Brise noch immer unbeständig von der hohen See her wehte, sich der Küste nicht so schnell zu nähern, als man es wünschte. Welche Mühe und Anstrengung galt es doch, dieses Neu-Seeland zu erreichen, das eine so gefährliche Gastlichkeit bot.
    Um neun Uhr war die Küste jedoch höchstens nur noch eine Meile entfernt. Sie starrte von Klippen und Rissen. Man mußte erst eine zugängliche Stelle aufsuchen. Der Wind wurde schwächer und schwächer, und ließ endlich ganz nach.
    Das schlaffe Segel schlug an den Mast, weshalb John es ganz einziehen ließ. Die Wellen allein trugen das Floß an’s Ufer; man mußte ganz auf das Steuerruder verzichten, da gewaltige Massen von Seetang den Lauf hemmten.
    Um zehn Uhr sah sich John etwa drei Kabellängen vom Ufer entfernt aber man hatte keinen Anker auszuwerfen. Sollte er nun wieder bei Eintritt der Ebbe sich zurückwerfen lassen in die offene See? Mit krampfhaft geballter Faust und wildem, unruhigem Blick sah er hin nach der unzugänglichen Küste.
    Glücklicherweise – ein wirkliches Glück diesmal – erfolgte ein heftiger Stoß. Das Floß stand still, es saß fest im Sande, etwa fünfundzwanzig Faden von der Küste.
     

    Beim Anbruch der Nacht. (S. 566.)
     
    Glenarvan, Robert, Wilson und Mulrady warfen sich in’s Wasser. Das Floß wurde mit Stricken an die nächsten Riffspitzen befestigt.
     

    Die reisenden Damen werden an’s Land getragen. (S. 568.)
     
    Die Damen, von Arm zu Arm hinüber befördert, betraten das Land, ohne auch nur eine Falte ihrer Kleider benetzt zu haben, und bald darauf hatten Alle sammt Waffen und Lebensmitteln auf dem gefürchteten Ufer von Neu-Seeland festen Fuß gefaßt.
Achtes Capitel.
Der jetzige Zustand des Landes
    Glenarvan wäre gern ohne jeden Zeitverlust an der Küste entlang nach Auckland hinausgegangen. Aber seit dem Morgen hatte der Himmel sich mit schweren Wolken bedeckt, und gegen elf Uhr ergossen diese Ströme von Regen.
    Somit war es unmöglich, den Marsch anzutreten; man war vielmehr gezwungen, Schutz zu suchen.
    Wilson entdeckte gerade zur rechten Zeit eine von dem Meere ausgehöhlte Grotte in den Basaltfelsen des Ufers. Dorthin flüchteten die Reisenden mit Waffen und Vorräthen. Im Inneren fand man eine Menge getrockneten Seetanges, der durch die Wellen früher hineingespült worden war, und nun eine natürliche Lagerstätte bildete; sie wurde freudig begrüßt. Ein Holzhausen wurde am Eingang der Grotte aufgeschichtet und angezündet; an seinem Feuer trocknete man sich trefflich.
    John hoffte, daß der Regen, gerade weil er so sündfluthlich war, bald aufhören werde. Das war indeß nicht der Fall. Die Stunden verflossen, ohne eine Aenderung des Wetters zu bringen. Der Wind wurde gegen Mittag frischer und gestaltete sich endlich zu einem vollen Sturme. Diese Ungunst des Wetters hätte auch den geduldigsten Menschen ungeduldig machen müssen. Aber was half es? Ohne Fuhrwerk einem solchen Sturmwind zu trotzen, wäre Thorheit gewesen. Ueberdies genügten wenige Tage, um Auckland zu erreichen, und eine Verzögerung von zwölf Stunden konnte der Expedition keinen Nachtheil bringen, wenn sie nicht von Eingeborenen überrascht wurde.
    Während dieses gezwungenen Aufenthaltes bezog sich die Unterhaltung besonders auf die Kriegsereignisse, deren Schauplatz Neu-Seeland war.
    Um jedoch den Ernst der Verhältnisse zu verstehen und zu würdigen, in welche die Schiffbrüchigen des Macquarie mitten hinein geworfen wurden, muß man die Geschichte dieses Kampfes kennen, welcher damals die Insel Ika-na-Maoui mit Blut tränkte.
    Seit der Ankunft Abel Tasman’s in der Meerenge Cook, am 13. December 1642, waren die Neu-Seeländer trotz des Besuches zahlreicher europäischer Schiffe frei und unabhängig auf ihren Inseln geblieben. Keine Macht Europas dachte daran, sich dieses Archipels zu bemächtigen, welcher die Meere des Stillen Oceans beherrscht.
    Nur die Missionaire, welche auf verschiedenen Punkten sich niedergelassen hatten, brachten in diese neuen Gegenden die Wohlthaten der christlichen Civilisation. Einige unter ihnen, und besonders die englischen, bereiteten die Chefs des Landes darauf vor, sich unter das Joch Englands zu fügen. Durch Vorspiegelungen verlockt, unterzeichneten diese

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