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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Thieren findet, die aus Entkräftung nach und nach auf dem Wege fallen. Niemand vermochte sich diese Ansammlung von Skeletten auf diesem verhältnißmäßig beschränkten Raume zu erklären, und Paganel, trotz seiner Kenntnisse, so wenig wie die Andern. Er befragte also Thalcave, der um die Antwort gar nicht verlegen war.
    Ein »Unmöglich!« von Seiten des Gelehrten und eine klar sprechende Handbewegung des Patagoniers machten die Genossen neugierig.
    »Was giebt es denn? fragten diese.
    – Das Feuer vom Himmel, erwiderte der Geograph.
    – Wie! Der Blitz sollte eine derartige Verheerung angerichtet haben, sagte Tom Austin; eine Heerde von fünfhundert Köpfen niederzuschmettern?
    – Thalcave sagt es und Thalcave irrt sich nicht. Uebrigens glaube ich es auch, denn die Unwetter in den Pampas zeichnen sich vor allen durch ihre Heftigkeit aus. Wenn wir nur nicht einmal selbst ein solches auszuhalten haben!
    – Nun, es ist sehr heiß, meinte Wilson.
    – Das Thermometer, bemerkte Paganel, wird dreißig Grad im Schatten zeigen.
    – Mich verwundert das nicht, sagte Glenarvan, ich fühle die Wirkung der Elektricität in meinem ganzen Wesen. Hoffentlich hält diese Temperatur nicht an.
    – O, fiel Paganel ein, auf einen Witterungswechsel ist jetzt nicht zu rechnen, da der Horizont ganz dunstfrei ist.
    – Desto schlimmer, setzte Glenarvan hinzu, denn unsere Pferde sind von der Gluth sehr angegriffen. Ist es Dir nicht zu heiß, mein Sohn? wendete er sich an Robert.
    – Nein, Mylord, antwortete der Knabe, ich liebe die Wärme, sie ist ein schönes Ding.
    – Vorzüglich im Winter«, bemerkte verständig der Major, indem er den Rauch seiner Cigarre in die Höhe blies.
    Abends rastete man an einem verlassenen »Rancho«, einem Zweiggeslechte, das mit Koth verkittet und mit Stroh bedeckt war; diese Hütte stieß an einen mit halbverfaulten Pfählen umschlossenen Raum, der den Pferden während der Nacht immerhin genügend Schutz gegen einen Ueberfall der Füchse bot. Nicht für jene selbst hatten sie zwar von diesen Thieren zu fürchten, aber die schlauen Geschöpfe zernagen gern die Halftern der Pferde, so daß dann diese leicht davonlaufen.
    Einige Schritte von dem Rancho befand sich auch ein ausgegrabenes Loch, das zur Küche gedient hatte und noch einige erkaltete Asche enthielt.
     

    In demselben befand sich eine Bank, ein Lager von Büffelfellen, ein Fleischtopf, ein Bratspieß und ein Siedekessel zum Maisabkochen. Der Mais liefert ein in SüdAmerika sehr gebräuchliches Getränk. Es ist der Thee der Indianer. Er besteht in einem heißen Aufguß auf getrocknete Blätter, den man, wie bei amerikanischen Getränken gewöhnlich, durch einen Strohhalm aufsaugt. Auf Paganel’s Aufforderung bereitete Thalcave einige Tassen dieses Trankes, der zu dem gewöhnlichen Nahrungsmittel recht gut zu passen schien und für ausgezeichnet erklärt wurde.
    Am anderen Tage, dem 30. October, erhob sich die Sonne aus glühendem Morgennebel und sandte ihre heißesten Strahlen herab. Die Hitze dieses Tages war wirklich ganz übermäßig, und zum Unglück bot die Ebene nirgends irgend welchen Schutz. Dennoch setzte man unverdrossen den Weg nach Osten weiter fort. Oefters stieß die Gesellschaft auch auf ungeheure Viehheerden, die nicht im Stande waren, bei der ungeheuren Hitze zu weiden und die einfach hingestreckt liegen blieben. Von Wächtern, oder vielmehr Viehhütern, war keine Rede. Hunde, welche die Gewohnheit haben, wenn der Durst sie quält, den Schafen ihre Milch auszusaugen, bewachten allein diese zahlreichen Haufen von Milchkühen, Stieren und Ochsen. Uebrigens sind diese Thiere von weit sanfterer Natur, und haben auch nicht jenen instinctiven Abscheu vor der rothen Farbe, wie ihre europäischen Stammesgenossen.
    »Das kommt ohne Zweifel daher, daß sie die Wiesen einer Republik weiden!« sagte Paganel, der über seinen Scherz, von vielleicht etwas zu stark französischem Geschmacke, ganz erfreut war.
    Gegen Mittag änderte sich das Ansehen der Pampas dergestalt, daß es den durch die ewige Eintönigkeit ermüdeten Augen nicht entgehen konnte. Die grasartigen Gewächse wurden seltener. Sie machten mageren Kletten Platz und riesigen, bis neun Fuß hohen Disteln, woran sich alle Esel der Erde hätten erquicken können. Hier und dort sproßten dunkelgrüne Stachelgebüsche empor, die den trockenen Gegenden eigen sind. Bis hierher hatte eine gewisse Feuchtigkeit, welche in dem Lehmboden der Prairie enthalten war, den Weideplätzen

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