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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nahrung gegeben; der Rasenteppich war fett und üppig. Weiterhin zeigten aber einzelne Stellen, wo dieser Sammt abgenutzt oder ganz herausgerissen war, den Einschlag und die Armseligkeit des Erdbodens. Die Anzeichen einer zunehmenden Dürre waren unverkennbar, und Thalcave machte auch darauf aufmerksam.
    »Diese Abwechslung ist mir gar nicht unleidlich, sagte Tom Austin, immer Gras und ewig Gras, das wirkt doch auf die Dauer sehr langweilig.
    – Ja, aber man hat dann auch immer Gras, immer Wasser, warf der Major ein.
    – O, so schlimm sind wir nicht daran, sagte Wilson, wir werden auf unserem Wege mehr als einmal einem Flusse begegnen.«
    Hätte Paganel diese Antwort gehört, so würde er gewiß ausgesprochen haben, daß Flüsse zwischen dem Colorado und den Sierras der Provinz Argentina sehr selten vorkommen; in diesem Augenblicke erklärte er aber Glenarvan irgend Etwas, worauf dieser seine Aufmerksamkeit gelenkt hatte.
    Einige Zeit schon schien in der Luft ein Rauchgeruch verbreitet. Doch war rings am Horizonte kein Feuer zu sehen und keine Rauchwolke verrieth eine entfernte Feuersbrunst. Dennoch mußte diese Erscheinung eine natürliche Ursache haben. Bald verstärkte sich dieser Geruch verbrannten Grases dermaßen, daß er alle Reisenden, außer Paganel und Thalcave, in Verwunderung setzte. Der Geograph, der niemals um die Erklärung irgend eines Ereignisses verlegen war, sagte zu seinen Begleitern:
    »Das Feuer sehen wir zwar nicht, aber wir bemerken doch den Rauch. Das Sprichwort: ›Ohne Feuer ist kein Rauch‹, ist in Amerika nicht minder zutreffend, als in Europa. Irgendwo muß also doch ein Feuer sein. Diese Pampas aber sind so eben, daß Nichts die Luftströmung ablenkt und man den Geruch von verbrennendem Grase oft auf eine Entfernung von dreihundert Kilometer noch verspürt.
    – Dreihundert Kilometer? wiederholte der Major mit dem Tone leisen Zweifels.
    – Ganz so weit, versicherte Paganel. Ich bemerke noch, daß die Feuersbrünste sich oft äußerst schnell weiter verbreiten und sich sehr weit ausdehnen.
    – Wer legt aber Feuer an die Prairien? fragte Robert.
    – Manchmal thut es der Blitz, wenn das Gras durch die Hitze sehr ausgetrocknet ist; manchmal auch die Hand der Indianer.
    – Aber aus welchem Grunde?
    – Sie nehmen an, – ich weiß zwar nicht, in wie weit diese Annahme berechtigt ist –, daß das Gras nach einem Prairiebrande desto besser wachse. Es sollte also das Verbrennen ein Mittel sein, den Boden durch den Einfluß der Asche zu kräftigen. Ich für meinen Theil glaube vielmehr, daß diese Brände zur Vernichtung der Milliarden von Ixoden dienen, einer Art parasitischer Insecten, welche vorzüglich die Heerden belästigen.
    – Aber dieses energische Mittel, sagte der Major, wird auch manchem Stück Vieh in der Ebene das Leben kosten.
    – Ja wohl; es verbrennen manche, aber was thut das gegenüber ihrer Anzahl?
    – Nun, ich trete nicht für diese ein, erwiderte Mac Nabbs, das ist eben ihre Sache, aber für die Menschen, welche durch die Pampas reisen. Kann es nicht vorkommen, daß diese überrascht und von den Flammen eingeschlossen werden?
    – Ei doch! rief Paganel mit sichtbarer Befriedigung, das kommt manchmal vor, und es würde mir nicht unangenehm sein, einem solchen Schauspiel beizuwohnen.
    – Da seht einmal unseren Weisen, fiel Glenarvan ein, er treibt die Liebe zur Wissenschaft so weit, daß er sich lebendig verbrennen ließe.
    – O nein, mein lieber Glenarvan; aber man hat seinen Cooper gelesen, und Bas de Cuir lehrt das Mittel, sich die Flammen vom Leibe zu halten, indem man einige Toisen weit rings um sich das Gras ausreißt. Es giebt ja nichts Einfacheres. Uebrigens zweifle ich nicht, daß sich uns ein Prairiebrand nähert, und ich wünsche ihn von ganzem Herzen herbei!«
     

    Die Pferde gingen einen guten Schritt. (S. 139.)
     
    Paganel’s Wunsch sollte jedoch nicht in Erfüllung gehen, und wenn er doch halb gebraten wurde, so geschah das nur durch die Hitze der Sonnenstrahlen, welche eine unerträgliche Gluth verbreiteten. Die Pferde keuchten unter dem Drucke dieser Temperatur. Auf Schatten war nirgends zu rechnen, wenn ihn nicht dann und wann einmal eine Wolke spendete, die die flammende Scheibe verhüllte; dann eilte ein Schatten auf dem ebenen Boden hin, und die Reiter, welche ihre Thiere anspornten, versuchten Schritt zu halten mit der schattigeren Stelle, die der Westwind vor ihnen hertrieb. Aber die Pferde, welche nicht Schritt halten konnten, blieben

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