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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vieler Affen, Allouaten und wilder Hunde wäre die Nacht ganz gut gewesen. Diese lärmenden Thiere führten aber, vielleicht als Ehrenbezeigung, jedenfalls aber zur Qual für jedes europäische Ohr, eine jener Natursymphonien auf, die nur ein »Zukunftsmusiker« gewiß nicht mißbilligt hätte.
Fußnoten
    1 Räuber in den Ebenen. Siehe oben S. 91.
     
    2 Sein Vater.
Siebenzehntes Capitel.
Die Pampas.
    Die argentinischen Pampas erstrecken sich vom vierunddreißigsten bis zum vierzigsten Grade östlicher Länge. Das Wort »Pampa« ist araucanischen Ursprungs und bezeichnet »voll Gras und Kräuter«, so daß es für diese Gegenden vollkommen paßt. Die baumartigen Mimosen der Westseite und die Kräuter der Ostseite verleihen ihnen ein eigenthümliches Aussehen. Diese Vegetation wurzelt in einer Erdschicht, welche den röthlichen oder gelben, thonigsandigen Boden bedeckt. Ein Geolog würde reiche Ausbeute haben, wenn er diese der Tertiärperiode angehörigen Landstrecken durchforschte. Darunter liegt eine unendliche Menge antediluvianischer Knochen, welche die Indianer von sehr großen, ausgestorbenen Tatus herleiten, und unter jener Decke von Pflanzen liegt die Urgeschichte jener Gegenden begraben.
    Die südamerikanische Pampa ist eine geographische Eigenthümlichkeit, gleich den Savannen bei den »Großen Seen« oder den Steppen Sibiriens. Ihr Klima weist höhere Wärme und strengere Kälte auf und hat also mehr continentalen Charakter, als das der Provinz Buenos-Ayres. Denn, wie Paganel erläuterte, die vom Ocean aufgesaugte und in demselben gleichsam aufgespeicherte Sonnenwärme giebt dieser im Winter langsam an die Atmosphäre zurück. Eine Folge davon ist, daß Inseln immer eine gleichmäßigere Temperatur zeigen, als das Innere der Continente. 1 So hat auch der westliche Strich des Pampa-Landes nicht jene Gleichmäßigkeit, welche die Küsten, Dank der Nachbarschaft des Atlantischen Oceans, darbieten. Es unterliegt vielmehr grellen Aenderungen, welche die Quecksilbersäule des Thermometers unaufhörlich von einem Grade zum andern treiben. Während der Monate April und Mai giebt es häufige und heftige Regen. In der damaligen Jahreszeit dagegen war die Witterung sehr trocken und die Wärme sehr hoch.
    Mit dem Aufgang der Sonne brach man auf, nachdem die Richtung des Weges festgestellt war. Der von niedrigen Bäumen und Strauchwerk eingefaßte Boden war ganz gleichmäßig fest; keine Medanos zeigten sich mehr, noch der Sand, der sie bildete, noch endlich jener seine Staub, den der Wind in der Luft schwebend erhielt.
    Die Pferde hielten einen guten Schritt zwischen den Büschen von »Pajabrava«, dem specifischen Pampagrase, welches den Indianern bei Orkanen als Schutz dient. In gewissen Zwischenräumen, die aber immer größer wurden, wuchsen in feuchten Niederungen einige Weidenbäume und eine gewisse Pflanzenart,
Gignerium argenteum
, das die Nachbarschaft süßen Wassers liebt. Die Pferde erquickten sich dann nach Herzenslust und schienen den Durst gleich für die Zukunft zu löschen, indem sie das Gute nahmen, wo es sich eben fand. Thalcave war voraus und klopfte auf die Büsche. Damit verscheuchte er die »Cholinas«, eine sehr gefährliche Vipernart, deren Biß einen Ochsen in weniger als einer Stunde zu tödten vermag. Die gewandte Thaouka sprang über die niedrigen Gebüsche hin und half so ihrem Herrn den nachfolgenden Pferden den Weg bahnen.
    Die Reise über die flachen und geraden Ebenen ging leicht und schnell vor sich. In der Natur des Wiesengrundes trat kein Wechsel ein; kein Stein, kein Kiesel fand sich auf hundert Meilen in der Runde. Nirgends traf man wieder eine solche Einförmigkeit von so hartnäckiger Ausdehnung. Von Landschaft, von Zwischenfällen, natürlichen Ueberraschungen – keine Spur! Um an den Einzelheiten des Weges Interesse zu finden, dazu gehörte ein Paganel, einer jener Schwärmer für die Wissenschaft, die da Etwas sehen, wo Nichts zu sehen ist. Dafür genügte schon ein Strauch, etwa auch ein Grashalm, um seine unerschöpfliche Beredtsamkeit zu reizen und Robert zu belehren, der ihm gerne zuhörte.
    Während dieses Tages, am 29. October, erstreckte sich die durchzogene Ebene vor den Reisenden mit unbegrenzter Eintönigkeit weiter. Gegen zwei Uhr fanden sich weithin unter den Hufen der Pferde Spuren und Reste von Thieren. Es waren die Knochenreste einer unzählbaren Büffelheerde aufgehäuft und gebleicht. Diese Trümmer lagen nicht in langer, gebogener Linie, wie man sie von

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