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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Begeisterung von Frederi Jùli und zum Ärger von Catarino, die das Ganze absolut peinlich fand. «Ist es eine Sünde, leben zu wollen, frage ich dich, ist es das?», kreischte die Dame Castelblanc. «Und mit fünf unmündigen Kindern, fünf!», und «Ach ja, jetzt schiebst du wieder deine Kinder vor, wann hast du dich schon groß um sie gekümmert!», schrie Oma Felicitas.
    «Weiber!», sagte Fabiou kopfschüttelnd zu Frederi Jùli. «Da hält man sich am besten raus, glaub’ mir.»
    Frederi hatte die Finanzen bezüglich der Kleidung für erschöpft erklärt, weshalb man die Kleidertruhen plündern musste, um sich angemessen in Schale zu werfen. Dem Gejammer der Dame Castelblanc zum Trotz, dass sie alte Sachen auftragen musste wie eine Bauersfrau, konnte die Castelblanc’sche Gesellschaft sich ernsthaft sehen lassen, als sie am Vormittag des 7. Mai in die Kutschen kletterte und zum Anwesen der Mancouns aufbrach. Von Maria Anno abgesehen, die in der Obhut der Kinderfrau zurückblieb, waren sämtliche Mitglieder der Familien Castelblanc, Bèufort und Auban mit von der Partie, einschließlich Frederi Jùli, Oma Felicitas und Theodosius-das-Großmaul. Man reiste in zwei Kutschen, bei den Aubans hatten neben Onkel Philomenus und den Seinen auch Oma Felicitas Platz genommen. Frederi Jùli, den man in feine seidene Beinkleider und ein ebenso seidenes Wams gesteckt hatte, jammerte die ganze Zeit, wie unbequem alles sei, und wie eng, und dass er aussah wie so eine blöde Hofschranze, während Cristino wieder und wieder erleichterte Blicke auf ihre nicht mehr nagelneuen, aber äußerst bequemen himmelblauen Schuhe warf, die im Übrigen gut zu ihrem Kleid passten, das ebenfalls blau war – ozeanfarben, korrigierte Cristino. 236
    Die Veranstaltung begann gegen elf Uhr vormittags mit dem erwähnten Festmahl in einem eigens dazu im Garten errichteten Pavillon, und die Auserwählten, die daran teilhaben durften, schwärmten noch Wochen später von den Köstlichkeiten, die dort serviert worden waren, und von den raffinierten Effekten, durch die das Mahl seine besondere Note erhielt – so wurde als Vorspeise eine riesenhafte Fleischpastete in Form eines Schweines serviert, und zum Dessert regnete es kandierte Früchte aus dem Baldachin. Die gewöhnlichen Gäste waren auf drei Uhr nachmittags geladen, und die Castelblancs, wie alle bestrebt, ja nicht als erste da zu sein, trafen gegen halb vier auf dem Landgut der Mancouns ein, nach einer ereignislosen und relativ heißen Fahrt durch die sonnenüberglänzten Felder und Wiesen, die Ais von jenem Ort trennten. Vor dem eleganten Schlösslein im italienischen Stil drängte sich bereits Kutsche an Kutsche, während livrierte Diener herbeisprangen, um die Türen zu öffnen und den Damen nach draußen zu helfen. Die Mancoun empfing sie im Garten, der in der Tat überwältigend war. Von dem Punkt aus, an dem die Mancoun ihre Gäste erwartete, fiel das Gelände nach Süden hin ab, was eine beeindruckende Aussicht bot über die geometrisch angelegten Beete und Terrassen, die kerzengeraden, bekiesten Wege, die den Garten durchzogen als ein kompliziert durchdachtes Gitternetz, die zierlichen, von römischen Säulen überschatteten Marmorstatuen, die dem Beschauer die Illusion vermittelten, sich in die Palastanlage eines antiken Herrschers verirrt zu haben, und die Brunnen mit den disziplinierten Wasserspielen, von denen aus das Wasser in feinen Kanälen an den Wegesrändern entlang plätscherte. Die Mancoun war eine Dame um die fünfzig, die ihre schwindende Schönheit mit einer überwältigenden Wucht aus Seide und Juwelen zu überspielen versuchte. Das goldbesetzte Kleid und die Edelsteine, die ihre Hände, ihren Hals und ihr Haar zierten, trieben der Dame Castelblanc vor Neid und Scham über ihre eigene Aufmachung die Tränen in die Augen, doch die Mancoun war souverän genug, sie mit der gleichen Aufmerksamkeit wie alle übrigen Gäste zu begrüßen. «Sehr verehrte Dame Castelblanc, darf ich vorstellen, Seigneur St. Barthelmy, der Intendant des Königs, ihre Eminenz Jean de St. Chamond, Bischof von Aix, Seigneur Servan, unser ver237
    ehrter ehemaliger Konsul, Seigneur Pontevès, dritter Konsul der Stadt, und sein Bruder, der heldenhafte Graf von Carcès, der Sieger von Palamos!»
    Die Dame Castelblanc sank in einem vollendeten Hofknicks nieder, wie erschlagen von der Honorigkeit, der sie gegenüberstand. Ihre Töchter versuchten, es ihr gleichzutun, was Cristino ordentlich gelang,

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