Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
Vom Netzwerk:
Großmutter klangen ihm noch in den Ohren.
    «Klar», rief Bossard. «Das ist Raubgesindel. Die morden, wie andere sich morgens die Haare kämmen.»
    «Nun, ganz so war es nicht», widersprach Estrave. «An sich gehen nur wenige Morde gesichert auf ihre Rechnung. Aber, Gott, wie viele Unglückliche sie irgendwo im Wald verscharrt haben, weiß natürlich keiner.»
    «Und woher wusste man so genau, dass dieser Senher Degrelho von ihnen getötet worden ist?», fragte Fabiou.
    «Weil sie ihr Sigel hinterlassen haben, wie immer», sagte St. Roque. «Santonou, mit Degrelhos eigenem Blut auf seine Brust geschrieben. Mein Schwager war dabei, als sie die Leichen heimgeholt haben. Muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein. Die Leichen waren furchtbar zugerichtet – grauenvoll!»
    «Nun, aber ein Schriftzug allein ist doch kein Beweis für einen Mord», warf jetzt Trévigny ein. «So eine Schrift kann man doch auch fälschen…»
    «Blödsinn!» ereiferte sich der Goult. «Man sieht, dass Ihr nicht von hier seid, Comte. Es war klar, dass es die Antonius-Jünger waren, wer sonst sollte so etwas tun? Sie haben schließlich immer gesagt, dass sie alle Edlen umbringen wollen. Irre waren das!»
    250
    «Also, ganz so einfach war es jetzt auch nicht, Pierre», widersprach Alence. «Hundertprozentig bewiesen war es nie, dass der Mord wirklich durch die Antonius-Jünger begangen worden ist.»
    «Red keinen Stuss, natürlich war es bewiesen!», rief Bossard. «Schließlich haben eine ganze Reihe von ihnen die Tat gestanden!»
    «Ja, klar, nachdem sie ein paar Tage lang gefoltert worden sind!
    Enorm stichhaltiger Beweis, also wirklich!» Alence verdrehte die Augen. «Im Übrigen haben sowohl Joan lou Pastre als auch Enri Nicoulau selbst unter der Folter darauf beharrt, dass sie mit dem Mord an Degrelho nichts zu tun hatten. Also, ganz so eindeutig war die Sache wirklich nicht!»
    «He, was soll das? Das waren Mörder, verdammte Dreckfresser waren das, das ist doch absoluter Schwachsinn zu glauben, dass die unschuldig gewesen sein sollten!», schrie Bossard mit hochrotem Kopf.
    «Ich sage ja nicht, dass sie unschuldig waren», verteidigte sich Alence. «Die hatten genug auf dem Kerbholz, um sie fünfmal aufzuhängen. Aber dass sie Degrelho umgebracht haben, ist nun mal nicht bewiesen. Und dieser Ausländer, dieser Nicoulau, als sie den aufs Schafott geführt haben, da hat er gesagt, dass er zu seinen Taten steht, blabla, aber mit dem Tod von Degrelho habe er nichts zu tun. Ich meine, warum hätte er lügen sollen, kurz vor seinem Tod?»
    «Weil die Dreckfresser immer lügen, so ist das!», schrie Bossard.
    «Blödes Geschwätz ist das alles, blödes Geschwätz!»
    «Meine Güte, Bertrand, jetzt reg’ dich doch nicht so auf. Ich habe nicht gesagt, dass die Antonius-Jünger Degrelho nicht getötet haben, ich habe nur gesagt, es ist nicht hundertprozentig sicher. Herr Gott und Maria, mit dir kann man einfach nicht diskutieren!»
    «Dieser Nicoulau – Ihr sagtet, er war Ausländer», warf Fabiou ein. «Woher kam er?»
    Die Herren sahen sich an und zuckten mit den Achseln. «Gute Frage, ich weiß es nicht», sagte St. Roque. «Italiener, glaube ich, oder Savoyaner oder so. Hatte auf jeden Fall einen furchtbaren Akzent. War überhaupt ein hässlicher Kerl, so ein großer, vierschrötiger, mit hellen Haaren und Sommersprossen, dass er aussah, als 251
    hätte er die Masern. Der Joan war eher so ein Mickerling, so ein dunkler, schmächtiger.»
    «Da wir gerade bei Ausländern sind – habt Ihr schon das Neuste von den Schweizer Ketzern gehört?», rief der Estrave aus und begann sofort ausführlich über die Verderbtheit der eidgenössischen Protestanten zu dozieren. Fabiou begriff, dass er wohl nichts mehr über die Antonius-Jünger in Erfahrung bringen würde, und auch Trévigny schien es zu begreifen, denn er sagte: «Vielen Dank für die freundliche und so… umfassende Auskunft. Es ist doch immer schön, sich mit Männern zu unterhalten, die sich auskennen im Leben.» Und mit noch drei oder vier Dankesfloskeln dirigierte er Fabiou von der Gruppe weg.
    «War doch eine gute Idee, oder, die Herren anzusprechen», meinte er grinsend, als sie außer Hörweite waren. «Ein bisschen schlauer sind wir jetzt.»
    «Was hat Euch vermuten lassen, dass sie über die Antonius-Jünger Bescheid wissen?», fragte Fabiou mit einer gewissen widerwilligen Bewunderung.
    «Oh, diese Sorte weiß immer Bescheid. Alter Adel, große Klappe, aber nichts zu melden.

Weitere Kostenlose Bücher