Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
Vom Netzwerk:
Wohle unserer Mutter Kirche.» Bei diesen Worten nickte Maynier dem Bischof zu, der ihn wohlwollend anlächelte.
    «Ach», seufzte die Béarnerin, «was für ein wundervolles Land muss Frankreich doch sein, dass man da ein paar tausend unschuldige Bauern niedermetzeln kann und auch noch einen Orden dafür bekommt!»
    «Die unschuldigen Bauern», sagte Maynier mit einer Stimme, die leise wie das Säuseln des Windes war und doch so durchdringend, dass sowohl Fabiou als auch der Comte de Trévigny jedes Wort verstanden, «waren gottlose, verbrecherische Ketzer, die auszurotten meine Pflicht als Diener des Staates und als Christenmensch war. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, im Gegensatz zu Euch, die Ihr im Begriff seid, nicht nur Eure eigene Seele der ketzerischen Lehre zu verschreiben, sondern auch noch Eure unschuldigen Kinder und Eure Untertanen dazu verleitet, dasselbe zu tun.» Mayniers Hände öffneten und schlossen sich, als kämpfe er gegen den Drang an, sie um Jeanne d’Albrets Kehle zu legen, und die Faust der Königin war zusammengekrampft wie um einen unsichtbaren Dolch. «Habt Ihr die Bibel gelesen, Senher President?», fauchte sie. «Könnt Ihr mir irgendeine Stelle nennen, die es rechtfertigt, Dörfer niederzubrennen, Frauen zu schänden und kleinen Kindern die Köpfe abzuhacken, nur weil ihre Familien sich weigern, Eide zu schwören?»
    Der Baroun d’Oppède sah sie an aus Augen wie gehärtetes Eisen und sagte: «Wenn deine Hand dir Ärgernis schafft, so hau sie ab, 246
    es ist besser, dass du als Krüppel zum Leben gelangst, als dass du mit zwei Händen zur Hölle, ins ewige Feuer fährst. Markus 9, Vers 42. Besser einen Teil des Volkes auszumerzen, der Ärgernis schafft, statt das ganze Volk den Feuern der Hölle zu überantworten. Das erste Ärgernis, die Waldenser, sind aus dem Weg geräumt. Und das zweite, die Protestanten, werden wir genauso aus der Welt schaffen, verlasst Euch darauf, Majestät !»
    «Aber meine Freunde, meine lieben Freunde!» ging die Mancoun mit affektiertem Lachen dazwischen. «Wir wollen uns doch nicht über Politik streiten, an so einem schönen Tag… Baroun, darf ich Euch den Cavalié de Brève vorstellen, ein guter alter Freund…»
    Sie zerrte Maynier hastig davon. Alexandre de Mergoult stolzierte an der Königin vorbei, die dem Baroun mit weißen Lippen hinterher blickte, und bedachte erst sie und dann den kleinen Henric, der gelangweilt von einem Fuß auf den anderen trat, mit einem seltsamen, kalten Lächeln. Dann ging er weiter, und sein kleiner Bruder hastete ihm hinterdrein.
    Gerettet. Fabiou stieß einen tiefen Seufzer aus und wagte sich hinter der Pinie vor. «Ihr mögt die Herrschaften wohl nicht so besonders», stellte Trévigny belustigt fest.
    «Allerdings nicht.» Fabiou biss zur Beruhigung in das Rindsfilet.
    «Der Königin scheint es ähnlich zu gehen», meinte Trévigny. Fabiou zuckte mit den Achseln. «Die Béarner stehen den Protestanten nahe, und Oppède ist erzkatholisch. Außerdem ist er Gerichtspräsident und verkehrt mit Ketzern im Normalfall nur, wenn er sie zum Tode verurteilt. Da fällt es ihm natürlich schwer, mal mit einem von ihnen höfliche Konversation treiben zu müssen. Noch dazu mit einem Weib.»
    «Hm.» Trévigny kniff wieder nachdenklich die Augen zusammen. «Was war das für eine Geschichte mit den tausend toten Bauern und diesen – wie nannte er sie – Warensern?»
    Fabiou hob wieder die Schultern. «Ich weiß nicht…»
    «Na, egal», meinte der Comte leichthin. «Kommt, lösen wir das Rätsel von Santonou.»
    Fabiou hatte keine Ahnung, was Trévigny vorhatte, doch der schritt so bestimmt in das Gewühl der Festgäste hinein, dass er 247
    praktisch keine Alternative hatte, als ihm zu folgen. Die Gruppe, auf die er sich letztlich zubewegte, kam Fabiou dann auch ziemlich bekannt vor. Zumindest der Vorderste, der ein Weinglas in der linken Hand hielt, während die rechte mit ausgreifenden Gesten seinen Vortrag untermauerte, war eindeutig Senher Estrave. Die Branntweinrunde.
    Estrave unterbrach seine Rede, als die beiden jungen Leute sich näherten. «Ah, der junge Comte de Trévigny», rief er erfreut. «Und wenn das nicht der Stiefsohn von Castelblanc ist! Ich kenne Euren Onkel ziemlich gut, junger Mann. Ein wackerer Junker und guter Katholik.» Dass der Sohn des wackeren Junkers das Kleid seiner Frau ruiniert hatte, war ihm offensichtlich bereits entfallen. Warum sagt eigentlich nicht mal irgendeiner, ich habe deinen Vater

Weitere Kostenlose Bücher