Die Kinder des Ketzers
weiter.
***
Zur großen Erleichterung der anwesenden Carcisten endete das Spiel schließlich mit einem knappen Sieg für Ais, und zur großen Erleichterung von Barouno Mancoun, die einen éclat gefürchtet hatte, nahm die Albret dies ohne Kommentar hin. Die Kinder nahmen jetzt das Spielfeld in Besitz, während die jungen Männer sich auf einer etwas abseits gelegenen Wiese vor den bewundernden Augen der Mädchen in Degenkämpfen übten. Heilige Elisabeth, hoffentlich passiert da nichts, flüsterte die Mancoun ihrem Sohn, dem amtierenden Baroun zu, es hat doch heute wahrlich genug Aufregung gegeben.
Die verschnörkelte Sonnenuhr an der Hinterfassade des Haupthauses zeigte schon fünf Uhr nachmittags, als die Mergoults und ihre Freunde wieder auftauchten, in Begleitung von Catarino, Regina d’Ardoche, Claudia de Buous und Alessia. Während die jungen Herren begeistert in Richtung der Degenkämpfer abzogen, lief Catarino zu ihrer Mutter, die im Kreise einiger Edelfrauen einen Vortrag über die Schwierigkeit der Erziehung erwachsener Töchter 283
hielt, heutzutage! «Entschuldigt, Mama – ist Cristino hier aufgetaucht?», fragte sie ungewohnt kleinlaut. Die Dame Castelblanc sah sie erstaunt an. «Nein, wieso? Vermisst du sie denn?» Catarino murmelte etwas Unverständliches und floh in Richtung des Kampfplatzes.
Das buffet verschwand erneut unter Bergen erlesener Speisen, auf die sich die Anwesenden stürzten, als hätten sie bisher den ganzen Tag darben müssen. Auch für Getränke war gesorgt; Diener verteilten Saft und Wein und härtere Alkoholika, und der eine oder andere stapfte bereits mit etwas schwankenden Schritten durch das Grün.
Henric hatte sich in die Gruppe der Jeu-de-Paume-Spieler eingereiht, und Fabiou, der Verantwortung für seinen Schützling ledig, schlenderte durch die Festgesellschaft, Augen und Ohren weit offen auf der Suche nach neuen Informationen bezüglich der Morde und neuem Stoff bezüglich seiner Ballade. Zu seinem Ärger war besagter Monsieur Grandjean oder Ingelfinger wie vom Erdboden verschluckt. Wem er dafür über den Weg lief, war Senher Degrelho, der ins Gespräch vertieft war mit dem Buous, dem Bonieus, der inzwischen ebenfalls in Ais eingetroffen war, und zwei, drei anderen Herren, darunter niemand anderes als Comte de Trévigny. Der Buous war gerade beim Witze erzählen. «Da standen einmal drei Kerle aus Marsilho beisammen – der Erste Konsul, der Seidenhändler und der Müller mit seinem Esel. Nun, wer war der Klügste von ihnen? – Der Esel! Ha, der ist gut, nicht wahr? Der Esel!
Hohoho!»
Fabiou war nicht besonders erpicht darauf, sich Buous’ Witze anzuhören, doch die Neugierde trieb ihn in die Nähe von Senher Degrelho. Schließlich spielte dieser bei den Ereignissen um die Antonius-Jünger eine entscheidende Rolle. «Oder kennt ihr den…», rief der Baroun. «Was sind die drei Geißeln der Prouvenço? Na?» Keiner antwortete, und Buous rief aus: «Der Mistral, die Durenço und das Parlament von Ais! Hohoho! Oder, wartet, der hier ist noch besser: Also, der heilige Stephanus, der heilige Andreas, der Papst und Calvinus wurden einst von den Türken gefangen genommen und sollten im Bosporus ersäuft werden. Na ja, der heilige Stephanus trat ans Ufer, sagte: ‹Für den wahren Glauben!› und stürzte sich 284
ins Wasser. Dann trat der heilige Andreas vor, sagte auch: ‹Für den wahren Glauben!› und sprang ebenfalls ‘rein. Daraufhin war der Papst dran. Der schnappte sich Calvinus, warf ihn in den Bosporus und sagte: ‹Für den wahren Glauben.›» Er lachte schallend, ungeachtet der unbehaglichen Blicke, die zwischen Archimède Degrelho und den übrigen gewechselt wurden. «Wartet, ich denke, ich kenne noch ein paar Marsilho-Witze…»
«A propos…» Trévigny, der außer Papst und Calvinus nicht viel verstanden haben konnte, da der Buous provenzalisch gesprochen hatte, lächelte denselben gewinnend an, «da wir gerade beim Thema sind – diese Wa… Waldenser… was hat es mit dieser Geschichte auf sich? Und was haben sie mit diesem Baron d’Oppède zu tun?
– Ihr müsst entschuldigen, ich bin fremd in dieser Gegend», fügte er hinzu.
Der Buous und der Bonieus tauschten rasche Blicke aus. «Was die Waldenser mit Oppède zu tun haben?», grummelte Buous, Trévigny zuliebe auf Französisch, was er gar nicht so schlecht konnte, wenn sein Akzent auch schauderhaft war. «Nun, etwa so viel wie das Ferkel mit dem Metzger.» Dann fiel ihm Fabious
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