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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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treten.»
    «Aber woher wusste sie dann, dass auf dem Medaillon Agnes steht?», jammerte Cristino.
    «Mein Gott, vielleicht hat dieses Medaillon ja wirklich dieser Agnes gehört, und die Frau hat es wiedererkannt, das kann doch sein», meinte Couvencour.
    «Ja. Nein. Trotzdem. Dieser Garten… es war so seltsam! Ich habe sie fast gesehen, die toten Kinder!»
    «Fast? Das heißt, Ihr habt sie nicht gesehen. Ihr habt eine blühende Fantasie, Cristino.» Arnac de Couvencour lächelte spöttisch.
    «Aber ich habe sie fast gesehen, bevor die Alte mir von ihnen erzählt hat, bevor ich überhaupt wusste, dass die Leute aus diesem Haus tot sind!», schrie Cristino verärgert. «Warum glaubt Ihr mir nicht?»
    «Oh, ich glaube Euch sehr wohl», meinte Arnac trocken. «Ich glaube Euch, dass Euch ein verrücktes altes Weib eine Menge Unsinn erzählt hat. Aber Ihr solltet nicht so dumm sein, diesen Unsinn zu glauben! Kommt, jetzt bringe ich Euch aber dahin zurück, wo Ihr hergekommen seid. – Wo wart Ihr eigentlich?»
    «Bei den Mancoun natürlich!», sagte Cristino entrüstet. Wo denn sonst!
    «Ach ja, die alljährliche Wir-sind-die-Größten-Feier. Na gut
    – vielleicht klettert Ihr mal auf Euer Reittier, das ist nicht gerade um die Ecke.» Und ohne sich die Mühe zu machen, Cristino in den Sattel zu helfen, schwang er sich wieder auf seinen Fuchshengst und bog in den Weg ein. «Wartet!», keuchte Cristino entsetzt und 281
    krabbelte hastig auf den Rücken ihres Pferdes. Jesus, dieser Couvencour war kein Kavalier, also wirklich!
    «Wo musstet Ihr eigentlich so dringend hin, damals in Lourmarin, dass Ihr Euch nicht mal verabschiedet habt?», fragte sie schnippisch, als sie wenig später Seite an Seite durch die Keyrié ritten. Couvencour zuckte mit den Achseln. «Geschäfte», sagte er knapp.
    «Was für Geschäfte?»
    «Ihr seid kein bisschen neugierig, was?»
    «Es hatte hoffentlich nicht mit den…», sie rümpfte die Nase, «…
    Protestanten zu tun!»
    «Klar – ich habe ein Komplott geschmiedet, den Papst zu ermorden, was sonst – sagt mal, was wollt Ihr mit dieser wahnsinnig schlauen Bemerkung sagen?»
    «Nun» – sie räusperte sich, etwas erschrocken über ihre eigene Frechheit – «sie sagen schließlich, Euer Vater würde es mit denen halten, den Lutheranern und Calvinisten…»
    «Und wenn es so wäre?» Couvencours Augen blitzten wütend.
    «Was ist falsch daran, Menschen zu helfen, die grausam verfolgt werden, nur weil sie in Frieden und für sich ihre eigene Art suchen, Gott anzubeten?»
    «Es sind Ketzer», widersprach Cristino.
    «Könnt Ihr lesen, Cristino?», fragte Arnac.
    «Natürlich», meinte Cristino stolz, obwohl sie selbstverständlich wusste, dass dies nicht natürlich war.
    «Dann lest mal die Bibel und schaut, ob Ihr die Stelle findet, wo Jesus sagt, dass die weltliche oder die geistliche Herrschaft dazu berechtigt sei, Menschen zu foltern, zu hängen und zu verbrennen, nur weil sie gegen Ablasshandel und Obrigkeitskirche sind. Ich habe sie nicht gefunden, und ich habe ziemlich genau gesucht!»
    «Aber… aber…» Sie wusste, sie benahm sich wieder enorm unschicklich, doch als gute Katholikin durfte man solche Worte einfach nicht dulden, und wenn sie hundertmal von einem Mann geäußert wurden! «Aber das weiß doch jeder, dass die Protestanten gefährlich sind! In England und in Irland, da haben sie die Katholiken umgebracht, als die Engländer einen protestantischen König hatten!»
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    «Wenn wir in England wären, dann wäre mein Vater der erste gewesen, der versucht hätte, den Katholiken zu Hilfe zu kommen. Wir sind hier aber verdammt noch mal nicht in England, sondern in der Prouvenço, wo ein paar machthungrige Adlige wie Pontevès und Maynier meinen, man könnte sich am allerbesten an die Franzosen anbiedern, indem man alle paar Tage ein paar arme Leute an den Galgen schleift, weil sie keinen Rosenkranz beten oder keine Schwüre leisten! Verdammt, Ihr seid doch offensichtlich nicht dumm, immerhin könnt Ihr lesen und sprecht fließend Französisch! Warum benutzt Ihr Euren Geist nicht mal zum Denken, statt bloß irgendeinen Blödsinn nachzuschwätzen, den Euch andere vorkauen?» Er trieb sein Pferd wieder an. Cristino zitterte vor Empörung. «Ihr seid kein Kavalier», krächzte sie. «So redet man nicht mit einer Dame.»
    Arnac de Couvencour starrte sie einen Moment lang fassungslos an. Dann schüttelte er mit einem seltsam resignierten Gesichtsausdruck den Kopf und ritt

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