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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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dem gewusst! Wie war das möglich? Warum hatte nie einer darüber gesprochen? Frederi? Seine Mutter? Die Diener? Sie mussten doch davon wissen, es war doch erst dreizehn Jahre her! Er dachte an die Begegnung mit Jean Maynier am ersten Tag ihrer Reise, an das vergnügte Geplänkel seiner Mutter, an Frederis heftige Reaktion. Wenn die Hartherzigkeit einen Namen hätte, so wäre er Jean Maynier. Und Mutters Worte, er ist ein guter Katholik und so weiter. Sie wussten davon, natürlich wussten sie davon. Warum, verflucht noch mal, hatte nie jemand ein Wort darüber verloren?
    Ringsum erscholl Beifall, ziemlich viele Leute beobachteten mittlerweile die Kämpfe auf dem Rasen. Der Applaus galt Alexandre de Mergoult, der soeben wieder einen Gegner klar besiegt hatte. Der Unterlegene, Artus de Buous, sammelte murrend seinen Degen auf, den ihm ein gezielter Hieb von Mergoult aus der Hand gerissen hatte. Mergoult! Was er über Maynier erfahren hatte, machte ihm die Familie Mergoult nicht gerade sympathischer!
    Jetzt wurde ein anderer junger Adliger von seinen Freunden angefeuert, sich mit Alexandre zu messen. Der Junge, ein schlaksiger, schwarzhaariger Kerl, der auf den Namen Jacque hörte, trat grinsend vor und hieb ein paar Mal großspurig in die Luft, was den Beifall seiner Kumpel und höhnisches Gelächter beim Mergoult’schen Freundeskreis auslöste. Alexandre de Mergoult selbst sah dem neuen Gegner mit ausgesprochener Gelassenheit entgegen. Bisher war er der unangefochtene Sieger, noch jeder seiner Opponenten war schließlich geschlagen vom Platz gezogen, in zwei Fällen war zum Entsetzen der mehr und mehr außer Fassung geratenden Mancoun sogar eine größere Schramme zu versorgen gewesen – ein Glück, dass mit Docteur Grattou ein Arzt anwesend war, wenn dieser auch indigniert darauf hinwies, dass er kein ungebildeter Bader und das Versorgen von Schnittverletzungen an sich unter seiner Würde sei. Die wachsende Zahl der Zuschauer kam durchaus auf ihre Kosten. 302
    Der junge Mann tänzelte nun auf Mergoult zu, seinen Degen wild durch die Luft schwingend. Bereits Mergoults erster Schlag brachte ihn deutlich aus seinem körperlichen wie seelischen Gleichgewicht, er stolperte rückwärts, Mergoult hieb ein zweites Mal zu, und wieder gelang es seinem Gegner nur unter Aufwendung seiner ganzen Körperkraft, den Hieb zu parieren. Er war stark, Mergoult.
    «Er ist ein Stier», kommentierte Sébastien an Fabious Seite.
    «Wie?» Fabiou, der ziemlich in Gedanken versunken gewesen war, schreckte auf.
    «Mergoult. Ist ein Stier.»
    «Hä? Wie meinst du das?»
    «Mein alter Fechtlehrer hat die Kämpfer immer mit Tieren verglichen, und Mergoult hätte er einen Stier genannt. Er kämpft nur mit Kraft. Keine Technik. Der Junge da macht genau das Falsche. Er kann Mergoults Schläge nicht mehr lange abfangen, dazu ist er nicht stark genug. Würde er ihnen dagegen ausweichen, würde Mergoults Kraft ins Leere gehen und sich ziemlich schnell erschöpfen. Dann hätte er eine Chance gegen ihn. Da, pass auf!»
    Jacque hatte einen weiteren Hieb pariert, taumelte rückwärts unter der Wucht des Schlages. «Das war der letzte Schlag, den er abgewehrt hat, wetten?», sagte Sébastien. Fabiou fragte sich, ob er sich wirklich so gut auskannte oder ob er mal wieder bloß große Töne spuckte.
    Alexandre de Mergoult setzte seinem Gegner nach, ein weiterer gewaltiger Hieb, und der Junge verlor das Gleichgewicht und stürzte rücklings zu Boden. Bevor er sich von seinem Schrecken erholt hatte, tippte Mergoult ihm mit der Spitze seines Degens auf die Brust und sagte: «Gewonnen, Kleiner.» Johlendes Gelächter von Seiten seiner Kumpanen, Jubel von der anwesenden Damenschaft. Fabiou blickte nach rechts. Ach du Schreck, inmitten der Gemeinde von Alexandres Anhängern natürlich niemand anderes als Catarino und Cristino. Weiber haben echt einen schlechten Geschmack!
    «Na, siehst du?», rief Trévigny triumphierend. «Ein Stier, hab’
    ich ja gesagt. – Ich bin ein Fuchs, hat mein Lehrer immer gemeint», fügte er großspurig hinzu.
    303
    Das war der Moment, in dem der junge St. Roque sich vor ihnen aufbaute und in seinem miesen Französisch fragte: «Monsieur le Comte, Ihr habt Lust auf Waffengang?»
    Trévigny sah auf, und sein Gesicht war plötzlich erstaunlich betreten. «Ich weiß nicht so recht…», sagte er gedehnt. Aha, hab’ ich’s nicht gedacht. Sein Wissen ist wohl doch eher theoretischer Natur.
    «He, komm, Franzmann, mach schon!» Das war

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