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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Luft, bevor er einen zusammenhängenden Satz herausbrachte: «Das waren ja wohl… Barbaren!», keuchte er schließlich.
    «Und… und trotzdem wurde Maynier nicht zur Verantwortung gezogen?», stotterte Fabiou. Noch immer konnte er nicht anders als blöde grinsen. Es ärgerte ihn. Ihm war in keiner Weise lustig zumute. «Ich meine, spätestens hier muss doch jedem Gericht klar werden…»
    «Ach, der! Der hat sich darauf herausgeredet, dass Söldnerheere nicht zu kontrollieren seien und das Ganze als schrecklichen Unglücksfall hingestellt, genauso wie die Ermordung so vieler Katholiken», schnaubte Buous.
    «Das Ganze war ein gezielter Schlag gegen die provenzalischen Barone, davon bin ich überzeugt!», rief Bonieus aus. «Wir waren 297
    François zu selbständig, also hat er nach einer Möglichkeit gesucht, uns zu schwächen. Und Oppède und seine Ketzerhatz kamen ihm da als Mittel zum Zweck gerade recht! Und Oppède, der Idiot, hat das nicht mal gemerkt!»
    «Natürlich hat er’s gemerkt», behauptete Buous. «War dem doch gerade recht, um sich an den König anzubiedern. Der tät’ seine eigene Mutter verkaufen, wenn’s seiner Karriere dienlich wäre!
    Dann schon lieber der Carcès! Ist zwar auch ein Fanatiker, aber wenigstens ein Ehrenmann, jawoll, ein Ehrenmann! Der würde es Maynier schon zeigen, aber wirklich!»
    «Oh, Scheiße, halt lieber den Mund. Ratte im Anmarsch!», zischte Bonieus.
    Alle drehten sich um und starrten auf den Bossard, der sich, ein halbleeres Glas eines ziemlich konzentrierten Getränkes in der Hand, in Schlangenlinien auf sie zu bewegte. «Verdamm’es RazatGesocks. Verdamm’e Prodesdannen. Alle aufhängen, alle!», lallte er. Der Beinahe-Sieg der Béarner im Jeu de Paume war ihm offensichtlich etwas an die Nieren gegangen. «He, meine Freunne!»
    Er schlang dem Buous von rechts und dem Bonieus von links den Arm um den Hals, wobei er Letzterem Branntwein auf die Hose schüttete. «Ihr seid auf unserer Seidde, ni’wahr? Ihr helfuns gegen das Razat-Gesocks, ja?»
    Natürlich, beeilten sich Buous und Bonieus zu versichern.
    «Wie damals. Das warn Zeiten, damals, als wir die Ano…At…
    An-to-ni-us-Jün-ger elledigt haben, was? Alle hamwer elledigt. Und jetzt elledigen wir die Razats, was?» Er begann zu glucksen und zu kichern. «Alle elledigt, damals, die Waldenser, die Bruderschaft, die An-to-ni-us-Jün-ger. Wir warn gut, warn wir, besser als der verdamme Franzos’, der Genevois , besser warn wir, sag ich. Ham den Hurensöhnen keine Chance gelassen, schnell unn sauber, das ganze. Besser als der Genevois , eh?»
    Jemand trat hinzu, legte Bossard eine Hand auf die Schulter.
    «He. Bertrand. Findest du nicht, dass du für heute genug gesoffen hast?» Gaspard de Jansoun. Er grinste bei seinen Worten, doch seine Augen funkelten böse. 298
    «Aber iss doch wahr, eh? Alle hamwer elledigt, stimms?», grölte der Bossard. «Die Annoniusjünger, und die Dings, die Dings, die…»
    «Bertrand. Schluss jetzt. Komm mit.» Jansouns Lächeln war verschwunden. Seine Finger krallten sich fest in Bossards Arm.
    «He, wassollas, das tut weh!», schimpfte der Bossard und schüttelte Jansouns Hand ab, aber immerhin ließ er den Buous und den Bonieus los. «Alle hamwer erledigt!», brüllte er noch einmal, dann stolperte er rückwärts und schrie: «Nieder mit dem Ketzertum!
    Den Razats die Hölle!» Und schlingerte weiter. Jansoun starrte ihm einen Moment lang hinterher, dann wandte er sich ab und ging hastigen Schritts davon.
    Degrelho atmete hörbar auf, ebenso Buous und Bonieus. «Wovon hat er geredet?», fragte Fabiou erstaunt.
    «Frag nicht. Bei Kerlen wie dem bin ich immer ganz froh, wenn ich nicht weiß, wovon sie reden», murmelte Buous.
    «Ein Glück, dass er so besoffen war», grummelte Bonieus. «So wie du gebrüllt hast, hätte er sonst jedes Wort verstanden. Und dann gute Nacht! Kannst nur hoffen, dass der Jansoun nichts mitbekommen hat.»
    «Ach…», murrte Buous, aber er sah ganz schön unbehaglich drein. Fabiou blickte erstaunt von Bonieus zu Buous und wieder zurück. Er hatte sie bisher nicht als Männer gesehen, die sich so leicht einschüchtern ließen. Beide besaßen daraufhin auch den Anstand, rot zu werden. «Na ja, bei denen weiß man nie», murmelte der Buous verlegen. «Nicht nur, weil sie gut Freund mit dem halben Parlament sind… die gehören nun mal zu denen, wo ein falsches Wort reicht, und im Handumdrehen hast du ‘ne Klage wegen Ketzerei am Hals.»
    «Eben. Wie der

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