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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Arnac, und zu Cristino gewandt, die starr neben St. Roque und Brieul stand, sagte er: «Cristino, hat der Diener Euch irgendetwas zuleide getan?»
    Cristino antwortete nicht. Sie wurde rot.
    Arnac drehte sich zu ihr um. Seine Augen funkelten böse. «Cristino, ich habe Euch etwas gefragt!»
    «N… nein, ich… mein Pferd ist durchgegangen, und er hat es aufgehalten, und er wollte mich nach Hause bringen…» Sie murmelte diese Worte kaum hörbar.
    «Also, Mergoult?» Couvencour wandte sich wieder Alexandre zu.«Dasistmirscheißegal»,fauchtedieser.SeineblitzendenAugen waren auf den Peitschenriemen geheftet, den Arnac noch immer mit der Linken umklammert hielt. «Dieser Diener ist frech und 461
    unverschämt! Er hat verdammt noch mal eine Abreibung verdient!» Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. So lästig Couvencour war, er war nicht halb so stark wie er. Wenn der Bengel nicht losließ, dann würde er jetzt eben in den Dreck segeln, selbst schuld! Und mit einem Ruck, der eine Eiche zum Wanken gebracht hätte, riss er die Peitsche zurück.
    Wer daraufhin in den Dreck segelte, war niemand anderes als Mergoult, denn Arnac de Couvencour hatte blitzschnell seine Hand geöffnet und die Peitsche losgelassen, und der Schwung ließ
    Mergoult zwei Schritt weit durch den Matsch schlittern, bis er zum Stillstand kam. Mit einem Satz war er wieder auf den Beinen, brüllend vor Wut und triefend vor Schlamm, und mit einem Kampfschrei – «Ich bring dich um!» – griff er nach seinem Degen. Cristino blinzelte. Loís blinzelte. St. Roque rieb sich fassungslos die Augen.
    Arnac de Couvencour stand plötzlich auf dem Boden, und bevor Mergoult seine Waffe aus der Scheide hatte, lag ihm die Spitze von Couvencours Degen an der Brust, so dass er Mühe hatte, sich nicht daran aufzuspießen. «Bitte», sagte Couvencour ruhig. «Versuch’s doch.»
    Einen Augenblick lang war es totenstill auf der Lichtung. Der Regen hatte vollends aufgehört, nur von den Blättern der Bäume tropfte es noch ins durchweichte Gras. Alexandre stand erstarrt und mit angehaltenem Atem und blickte mit weit aufgerissenen Augen auf die Klinge, die über seinem Brustkorb schwebte, und ebenso entgeistert guckten St. Roque, Brieul, Cristino und Loís. Dann riss sich St. Roque schlagartig aus seiner Erstarrung und im selben Atemzug seinen Degen aus der Scheide und stürmte, die Waffe kriegerisch über seinem Kopf schwingend, auf Couvencour zu. Achtung, wollte Loís schreien, doch bevor er überhaupt dieses Wort heraus hatte, machte Arnac eine blitzschnelle Drehung, und im nächsten Moment lag statt dem Degen ein Messer an Mergoults Brust und St. Roques Waffe segelte von einem sauberen Degenhieb getroffen ins Gebüsch. «Mein Gott, Bertran», meinte Arnac kopfschüttelnd, «glaubst du im Ernst, du könntest irgendjemandem gefährlich werden, solange du mit deinem Degen wie mit einer Fliegenklatsche umgehst? Warum gebt ihr es eigentlich nicht langsam 462
    auf – ihr hattet schließlich schon in der Schule keine Chance gegen mich.»
    Alexandre de Mergoult warf bitterböse Blicke in Richtung Brieul, doch der schien keine gesteigerte Lust zu verspüren, sich auch noch mit Couvencour anzulegen. Schließlich holte er tief Luft. «In Ordnung», sagte er und machte einen Schritt rückwärts, «du hast gewonnen. Diesmal.» Er nickte St. Roque zu, der sich ebenfalls zurückzog, stieß den Degen in die Scheide und lief mit großen Schritten zu seinem Pferd zurück. «Aber ich sag’s dir, Couvencour», rief er, als er sich in den Sattel schwang, «eines Tages werde ich dich in einer Situation erwischen, wo du nicht so große Töne spucken kannst, und dann mache ich dich fertig, verlass dich darauf!» Und mit diesen Worten trieb er sein Tier an und verschwand, gefolgt von seinen beiden Getreuen, zwischen den Bäumen.
    Arnac de Couvencour verstaute seine Waffen und lief zu Loís hinüber, der noch immer an jenem Baum lehnte. Aus der Platzwunde an seiner Stirn rieselte ein beständiger Blutstrom über sein Gesicht. «Alles klar mit dir?», fragte Arnac.
    «Es geht schon», meinte Loís.
    «War das das Pferd, das du aufgehalten hast?», fragte Arnac. Loís nickte. «Ihr hättet das nicht tun sollen», murmelte er.
    «Was?»
    «Euch einmischen. Er ist nachtragend. Er hat das ernst gemeint, was er am Schluss gesagt hat.»
    «Natürlich hat er es ernst gemeint.» Arnac zuckte mit den Schultern. «Genau so, wie er es ernst gemeint hat, als er sagte, er würde dich totschlagen. Das

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